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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 10.1986

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Begenau, Siegfried Heinz: Qualität oder Ismen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31834#0149
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-147-

SIEGF.RIED H. BEGENAU

Qualität oder Ismen

Die Art und Weise, wie manche über Design nachdenken, erscheint
mir desolat. Vor wenigen Jahren war zu hören, daß der Funktiona-
lismus die.Gestaltungskonzeption der Arbeiterklasse wäre, und
wir vernehmen heute, daß der Postmodernismus die Wiederheimfüh-
rung des "Design" in die Kunst befördere, daß Kreativität,
Intuition, das Anregende des Zufalls nur von dort zu hoffen wäre.
Diese Reaktion auf den Funktionalismus beweist aber nur, daß man
ihn stilistisch-formal verstehen will.

HEINRICH WÖLFFLIN hat doch bereits 1915 in den "Kunstgeschicht-
lichen Grundbegriffen" vielschichtig und sinnennah demonstriert:
"Aus dem verschieden orientierten Interesse an der Welt ent-
springt jedesmal eine andere Schönheit". /1/

Halten wir uns daran* daß in unserer Gesellschaft und bei unseren
Kunden in aller Welt verschiedene Bedürfnisse nach verschiedenen
Leistungen unserer Unternehmen existieren, nach verschiedenen
Qualitäten der Einrichtung in dieser Welt.

Ich möchte deshalb das Rahmenthema dieses Kolloquiums dazu nutzen,
das Nachdenken über Design nicht vom Rande her, sondern im Di-
rekt-Zugriff zu versuchen.

Marktfähigkeit bedarf anderer Angebote als den Übergang von einem
Ismus zum nächsten. Sie setzt vor allem voraus Übereinstimmung
mit dem Bedarf auf den Absatzmärkten hinsichtlich Menge, Quali-
tät, Sortiment und Zeitpunkt des Aufeinandertreffens von Angebot
und Nachfrage. Entscheidendes Leitungsinst'rument und Arbeitsrnit-
tel zur Erhöhung der Marktchancen des Design und Kommunika-
tionsdesign sind ökonomische Vorgaben als progressive Ziel- _
stellungen, deren Niveau wesentlich bestimmt wird von analyti-
scher und prognostischer Vorbereitungen der Aufgabenstellungen
und der Entwicklung. Erstrangige Bedeutung erhalten dabei Be-
darfs- und Marktforschung mit der zunehmend häufiger gewährten
Möglichkeit, selbstverantwortlich zu handeln, anstatt sich bloß
aus vorgegebenen Sachzwängen heraus nachträglich zu rechtfertigen,
 
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