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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 10.1986

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Hofmann, Michael: Unterhaltungsbedürfnisse und Designkonzeption
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https://doi.org/10.11588/diglit.31834#0132
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MICHAEL HOFMANN

ünterhaltungsbedürfnisse und Desinnkonzeption

Kulturell spüren wir die Auswirkungen einer intensiveren Arbeits
und Lebensweise wohl am deutlichsten in neuen Anforderungen an
die Sphäre der Reproduktion und Freizeit.

Der Unterhaltungsanspruch der Werktätigen wurde zu einem domini-
renden Kulturbedürfnis. Die Nutzung der Unterhaltungsangebote
der Medien ist heute zur quantjtativ umfangreichsten kulturellen
Verhaltensweise in der DDR avanciert. Die 'Unterhaltung rückt ins
Zentrum der kulturellen Reproduktionsstrategie am Ende der 80er
Jahre. Sie widerspiegelt massenhafte Bedürfnisse. Alle Freizeit-
aktivitäten, Rezeptionsweisen und Gebrauchsverhalten unterliegen
diesem Unterhaltungsanspruch. Dabei zielt Unterhaltung sowohl
auf Entspannung und Ablenkung, als auch auf Kommunikation und
Austausch, auf Animation und Anregung. An diese massenhaften
Bedürfnisse gilt es stärker als bisher anzuknüpfen, auch in
unseren Designkonzeptionen. Noch immer aber trägt Unterhaltung,
zumal die Medienunterhaltung, das Etikett der leichten, ober-
flächlichen Muse, die zur kulturstrategischen Orientierung und
Wertbildung kaum etwas beizutragen habe.

Sicherlich beruhen Vorbehalte und Geringschätzung gegenüber
kulturellen Unterhaltungsprodukten auf schwer widerlegbaren
persönlichen Erfahrungen, auch gibt es eine grundlegende, ideo-
logische Kritik am Medienimperialismus, dessen Vormarsch gerade
durch die Unterhaltungsshows und -serien begründet wurde. Aber
die berechtigte Abwehr kommerzieller Verramschung und manipula-
tiver Suggestion durch Unterhaltungsprodukte bringt uns aus der
Defensive nicht heraus.

Die reale Bedürfnislage zwingt uns, die Unterhaltung als Kultur-
faktor gründlich zu analysieren und vor allem die positiven und
produktiven Ansätze für eine sozialistische Unterhaltungskultur
aufzudecken. Dabei ist klar, daß der Unterhaltungseffekt der
Gegenstände eine janusköpfige Angelegenheit ist, um deretwillen
keineswegs die funktionaiistischen Grundlagen sozialistischer
Designentwicklung in Frage gestellt werden sollen.
 
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