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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 9.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.1202#0092
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75

Ein Verein, der während seines Bestehens nicht allein !
seinen nächsten Zweck so wohl erfüllt hatte, die Theilnehmer
in freundschaftlichem Umgänge zu erhalten und ihnen künst- ^
lerische Anregung zu gewähren, sondern der auch in den
verschiedenen Zeitläuften, welche er durchlebt, sein Dasein
für das öffentliche Leben wohlthätig erwiesen, mochte wohl
den 25jährigen Stistungstag als einen Ehrentag begehen,
und es konnte ihm dabei an Theilnahme in weiten Kreisen
nicht fehlen.
Am 19. September v. I. versammelten sich mit den
36 hier anwesenden Mitgliedern reichlich 100 Gäste zu einer
Festfeier. Die Festrede, von bildlichen Darstellungen der
verschiedenen Vereinslokale begleitet; frohe Gesänge bei Tische ^
und ein dramatischer Scherz belebten das Fest: aber ein all-
gemeiner Jubel brach aus, da am Schlüsse des Festspieles
der köstliche Becher zum Vorschein kam, den der Verein gleich-
sam als Ausdruck seines Sinnes und Strebens zu Stande
gebracht, und der, eben jetzt vollendet, als ein Denkmal für
diesen Festtag sich darstellte.
Die Idee zur Stiftung eines Vereinsbechers war be-
reits im Jahre 1843 angeregt. Aber die langsame Ansamm-
lung des nöthigen Geldes ließ die Sache erst sehr allmählich
zur Ausführung kommen. Eine Schillingssammlung unter
den nicht zahlreichen Mitgliedern brauchte Zeit, um auch
nur einen erklecklichen Beitrag zu einem Werke zu liefern,
welches mehr als 1000 Rthlr. Pr. Crt. zu stehen gekommen
ist, trotzdem, daß der brave Goldschmied aus Interesse für
die Sache seine Arbeit mäßig berechnet hat, und die meisten
künstlerischen Arbeiten unentgeltlich beschafft sind*. Ich habe
es tadeln hören, daß ein nicht zahlreicher Verein, von mei-
stens unbemittelten Männern sich einen so kostbaren Becher
angeschasft habe, ein Werk, welches eine königliche Tafel
zieren und weit vermöglicheren Körperschaften zur Ehre ge-
reichen würde. Da aber doch der Verein selbst die Kosten
allmählig aufgebracht hat, und es hier galt, nicht ein Prunk-
gefäß, sondern ein Kunstdenkmal zu stiften, die Ehre deutscher
Kunst zu verherrlichen, das tüchtige Handwerk verschwistert
mit der edlen Kunst darzustellen, zu zeigen, was ausdauern-
der Fleiß im Zusammenwirken vereinter Kräfte vermag;
kurz, wenn es den Ausdruck von Sinn und Streben des
Künstlervereins galt: so war es ein würdiges Opfer, das
wir in der Stiftung dieses Bechers zu ehren uns gedrungen

fühlen.
Ich lasse hier die exacte Beschreibung des Bechers fol-
gen, wie sie mir von dem entwerfenden Künstler zugekom-
men ist.
„Die am Fuße des Bechers befindliche, das Werk er-
klärende Inschrift lautet: Dissen . Reeller . linden . un-.

dev. HainduvA'ev. Künstler-Verein . tuv . uns . und nnsre .
Kaedüonnnen . inaelren . lassen . >Vir . Iiaden . ^vie . du.

stellest . der. Küre. Deutsedev. Kunst. alter . und . neuer .

Xeit . dalrei. »edaelit. 8edät^e . den . ^Villen . ineln- . als .
das . ^Verü.



Der Pekal des Hamburger Künstlervereiiis.

Zunächst über dem Anfänge der Inschrift, als an der
Vorderseite des Bechers, gibt der von dem Greif gehaltene
* Der eigentliche Werth des Pokals ist daher ans 1400 Rthlr. an-
zuschlagen.

Wappenschild mit dem Doppeladler, als Reichs Wappen,
den Hauptbezug des ganzen Werkes auf Deutschland. Dann
folgt der Löwe mit dem Hamburger Wappen, und als
dritter Schildhalter der Stier, das Svmbol des heil. Lucas,
 
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