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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 64.1929

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Osborn, Max: Elisabeth Makovska
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https://doi.org/10.11588/diglit.9254#0116

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ELISABETH MAKOVSKA. »GARTEN«

ELISABETH MAKOVSKA

VON DR. MAX OSBORN

OParis, mon Paris!" der Huldi-
gungsgesang der Liebe und des
Entzückens, der vor einem Menschen-
alter in Charpentiers „Louise" von
der Bühne der Opera Comique er-
klang, gilt noch heute, unvermindert,
für alles, was um die Sonne der bil-
denden Künste kreist. Nur nicht jetzt
in Deutschland die Lippen wohlwol-
lend-ironisch kräuseln über das, was
an der Seine geschieht! Zugegeben:
die letzten Wallungen des Gefühls
und der seelischen Erregung unserer
Tage prägen sich in der französischen
Kunst von heute nicht eigentlich aus;
wir Deutsche, die wir den aufrütteln-
den Empfindungstumult der Nieder-
lage, des Zusammenbruchs, der Um-
wälzung, der Neubildung erlebten,
kommen den Kernproblemen, wenn
nicht in der Tat, so doch in Willen
und Erkenntnis vielleicht näher. Doch
vergeßt mir darum nicht die unge-
heure Kraft der Stadt, in der sich
seit Jahrhunderten das sinnliche Be-

wußtsein des Daseins in künstlerische
Form; und Zucht umgesetzt hat! Die
ist unvergleichlich. Die wird noch lange
mit allen Mitteln fruchtbaren Segens
wirken. — Hier ein Beispiel. Elisa-
beth Makovska war mir schon vor
Jahren in Berlin begegnet. Eine liebens-
würdige, anmutige junge Dame aus einer
der Emigrantenfamilien der Bildung und
der guten bürgerlichen Tradition, die
der Bolschewismus aus Rußland ver-
scheucht hatte. Sie begann zu malen,
und was sie leistete, war nicht übel.
Noch gebunden in den Lehren, die nach
dem Kriege bei uns aufkamen, in den
Theorien und Doktrinen des Bildauf-
baus, die man in den Jahren des blü-
henden Expressionismus bei uns gar
finster-ernsthaft nahm. Ich sagte mir:
so arbeiten viele begabte junge Mäd-
chen; fraglich, ob hier etwas Persön-
liches herauskommt. Aber dann, vorm
Jahre, sah ich die Makovska in Paris
wieder. Was war geschehen? Ein Ta-
lent hatte sich entfaltet. Eine innere
Anschauung sich gelöst, befreit. Alles

ELISABETH MAKOVSKA—PARIS. »STRASSEN SZENE *
 
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