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Warum ist der Herr Landrichter :c.


„Wir wollen uns somit, wenn es Ihnen gefällig ist, meine
Herren!" sagt der Herr Bürgermeister, „auf den Weg machen,
und den Herrn Landrichter suchen."

Wie die drei Träger der Ordnung des Städtchens das Haus
verließen, sahen sie zu ihrem wiederholten Erstaunen die Straße
mit Menschen angefüllt, sie sahen die Werkleute ihren Laden
schließen und die Arbeiter ihre Arbeit verlassen. Am Brunnen
am Marktplatze lärmte die müßige Jugend und vertrieb sich
einstweilen durch allerlei Kurzweil die Zeit, bevor die Dinge
kamen, die sie erwarteten. Die tausendzüngige Fama hatte
bereits überall und überall ausgestreut, daß
der Herr Landrichter in Uniform über die
Straße gegangen sei. Tausend Vermuthun-
gen knüpften sich daran, man sprach von
Revolution, von einem Einfall der Russen
ins gute deutsche Reich, ja die Vernünftig-'
sten meinten, die Ursache dazu könne in ei-
nem Siege der revolutionären Partei in der
Hauptstadt liegen.

Da erschienen auf einmal der Herr Bürgermeister, der Herr
Stadtschreiber und der Herr Gemeinde-Vorsteher in der Straße.
Aller Augen hefteten sich auf sie, die Menge öffnete sich ehrfurchts-
voll und folgte, wie ein Schweis dem Cometen, seinem Triumvirat
in die obere Thorstraße hinauf. Wie sie dort oben anlangen, blei-
ben die drei Führer stehen, und berathen was jetzt zu thun sei.
Da dringt ein dumpfes Gemurmel, wie fernes Meeresbrauscn,
durch die Menge, die Worte werden verständlicher, man hört:
Der Herr Landrichter! der Herr Landrichter! Die Reihen öff-
nen sich und der Herr Landrichter tritt in die Mitte. Erstaunt
über diesen Zusamnienlauf von Menschen, erkundigt er sich beim
Herrn Bürgermeister nach der Ursache, und erfährt, daß er selbst
diese Störung der Ordnung veranlaßt habe. Auf einen Wink
des Herrn Landrichters zerstreuen sich, ärgerlich darüber, daß
ihre Neugierde unbefriedigt geblieben, die Maffen; der Herr
Landrichter mit den drei Herren aber begibt sich sodann auf
das Landgericht.

Alldort vertraute der Herr Landrichter jenen Dreien, was
die Ursache gewesen sei, und band ihre Zunge mit einem schreck-
lichen Eide, auf daß sie nichts aussagten, was sie gehört hät-
ten, — aber deßwegen sagte man sich doch Nachmittags schon
im Städtchen, daß der Herr Landrichter blos im schwarzen
Rößl gewesen war, wo ihn der Schneider von Dingskirchen
! erwartete, und ihm eine neue Uniform an-

maß, weil ihm der Schneider von Tings-
heim selbe schlecht gemacht hatte und er sich
mit diesem als Nachbarn doch nicht gerne
verfeindete.

Das ist die Geschichte, warum am selbi-
gen Tag um fünf Uhr Morgens schon der
Herr Landrichter in Uniform über die Straße
gegangen ist.

M.

Baccio dclla Porta.*)

Auf dem Gerüste stand im Dome

Ein junger Maler zu Florenz,

Ihm blühte an des Arno Strome
Ein frischer, kecker Lebenslenz.

Er malte jetzt, zwar schwach im Glauben,
Die Heilige in Rosenlauben,

Und in Gedanken stand er da
Hochoben, wenn sein Werk er sah.

Denn ihm war Jene, die er malte.

Nicht mehr des Himmels Königin;

Das Angesicht, das holdgestalte.

Zog ihn herab zur Erde hin.

Gezaubert war auf Kalkes Näffe
Ein Frauenbild, das zu der Messe
Erschienen einstmal am Altar,

In Andacht hingegossen war.

Sie hatte betend keine Ahnung
Der Arbeit, die der Meister schuf,

Der Seele Laura's gab nur Mahnung
Des Priesters göttlicher Beruf.

*) Geb. im Jahre 1469, gest. 1517.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Warum ist der Herr Landrichter in Uniform über die Straße gegangen?" "Baccio della Porta"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Bildbetrachtung
Maler <Motiv>
Landrichter
Palette <Kunst>
Kirchenbau
Malerei <Motiv>
Karikatur
Maria mit Kind
Pinsel <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Bartolomeo, della Porta

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 10.1849, Nr. 232, S. 125

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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