1458 Rückzug.
Die L»ft ist warm, die Nacht ist hell,
Ich schreite auf und nieder;
Ter Mond, der bleiche Junggesell,
Steht auf der Lauer wieder.
Und draußen schlägt die Wachtel.
Und droben über dem Portal,
Ta wohnt mein süßes Liebchen;
„Gott grüß dich, Mädchen, tausend Mal,
Was hockst du so im Stübchen?"
Und draußen schlägt die Wachtel.
„Zum dritten Male gab ich schon
Das wohlbekannte Zeichen;
Kennst du nicht mehr des Liebsten Ton?
Läßt du dich nicht erweichen?"
Und draußen schlägt die Wachtel.
Ter Mond tanzt durch die Wolkenwand
Wie durch die See ein Nachen;
Ich glaube gar, der alte Fant
Wagt schadenfroh zu lachen!
Und draußen schlägt die Wachtel.
O traun! Das ist ein schlechter Dienst,
Vergeblich stehn und harren!
Und dann wird man noch angcgrinzt
Von solchem alten Narren.
Und draußen schlägt die Wachtel.
Und wenn das Bürgermeisterlein
Noch wach im Bette läge.
Ich schmisse ihm die Fenster ein
Und ginge meiner Wege.
Und draußen schlägt die Wachtel.
Wer bläst das Licht aus?
lEine häusliche Scene.)
Die Baronin ist zu Bett gegangen und hat ihre Zofe auch
zu Bett geschickt, das Licht brennt noch auf dem Nachttijchchen
j allein; als die gnädige Frau dasselbe löschen will, um sich in
die Arme eines rosigen Traumes von der letzten Kaffeevisite zu
werfen, bemerkt sie zu ihrem Schreck, daß die Zofe die Licht-
scheere vergeffen hat.
Baronin. „Die Kleine ist nachläßig, höchst nachlüßig! und
sie verdiente zur Strafe, daß ich sie weckte, allein wir sind heut
guter Laune, die Gräfin X. hat eins abgekriegt, und bei all'
ihrem Scharfblick — Schaafblick sollt ich sagen — hahaha ein
gutes bou mot — calembourg- verbessert immer mein gestren-
ger Gemahl — ja, hat sie mich doch nicht hinter das Licht
geführt . ... a. propos das Licht, wie mach' ich es denn? mit
den Fingern? üäoue! ich will es ausblasen. (Sie bläst, da
sie aber einen Karpfenmund hat mit überragender Ober-
lippe, so geht der Luftzug nach unten, anstatt au das Licht.)
PH! PH! Es geht nicht. PH! Nein, ich seh es klar, das
ist ein Geschäft für gemeine Leute, es geschieht mir recht, ich
hätte mich nicht so tief herabgeben und gleich dem Mädchen
rufen sollen, das dafür auf der Welt ist, ich bin doch zu
weich — zu gut." —
„Lisette! — Lisette! Helas! was dieses Volk für einen Schlaf
hat! Lisette! (Lisette erscheint.) Hören Sie endlich, nachläßiges,
unaufmerksames Ding, Sie setzen mich in die größte Verlegen-
heit, mich, die güttgste aller Frauen, Sie tourmentiren mich, Sie
bringen mich in eine unwürdige Situatton, verstehen Sie mich?" !
Lisette. „Bitte tausendmal um Entschuldigung . . . ."
Baronin. „Tollheiten! Entschuldigung uud Ausreden,
das ist Ihre Force, eine solche Nachlässigkeit ist unverzeihlich,
empörend."
Lisette. „Darf ich unterthänig bitten . . . ."
Baronin. „Schweigen Sie; wo ist die Lichtscheere? Sie
haben keine Lichtscheere gebracht, und wie soll ich nun das Licht
löschen? Sprechen Sie, wie? wie?"
Die L»ft ist warm, die Nacht ist hell,
Ich schreite auf und nieder;
Ter Mond, der bleiche Junggesell,
Steht auf der Lauer wieder.
Und draußen schlägt die Wachtel.
Und droben über dem Portal,
Ta wohnt mein süßes Liebchen;
„Gott grüß dich, Mädchen, tausend Mal,
Was hockst du so im Stübchen?"
Und draußen schlägt die Wachtel.
„Zum dritten Male gab ich schon
Das wohlbekannte Zeichen;
Kennst du nicht mehr des Liebsten Ton?
Läßt du dich nicht erweichen?"
Und draußen schlägt die Wachtel.
Ter Mond tanzt durch die Wolkenwand
Wie durch die See ein Nachen;
Ich glaube gar, der alte Fant
Wagt schadenfroh zu lachen!
Und draußen schlägt die Wachtel.
O traun! Das ist ein schlechter Dienst,
Vergeblich stehn und harren!
Und dann wird man noch angcgrinzt
Von solchem alten Narren.
Und draußen schlägt die Wachtel.
Und wenn das Bürgermeisterlein
Noch wach im Bette läge.
Ich schmisse ihm die Fenster ein
Und ginge meiner Wege.
Und draußen schlägt die Wachtel.
Wer bläst das Licht aus?
lEine häusliche Scene.)
Die Baronin ist zu Bett gegangen und hat ihre Zofe auch
zu Bett geschickt, das Licht brennt noch auf dem Nachttijchchen
j allein; als die gnädige Frau dasselbe löschen will, um sich in
die Arme eines rosigen Traumes von der letzten Kaffeevisite zu
werfen, bemerkt sie zu ihrem Schreck, daß die Zofe die Licht-
scheere vergeffen hat.
Baronin. „Die Kleine ist nachläßig, höchst nachlüßig! und
sie verdiente zur Strafe, daß ich sie weckte, allein wir sind heut
guter Laune, die Gräfin X. hat eins abgekriegt, und bei all'
ihrem Scharfblick — Schaafblick sollt ich sagen — hahaha ein
gutes bou mot — calembourg- verbessert immer mein gestren-
ger Gemahl — ja, hat sie mich doch nicht hinter das Licht
geführt . ... a. propos das Licht, wie mach' ich es denn? mit
den Fingern? üäoue! ich will es ausblasen. (Sie bläst, da
sie aber einen Karpfenmund hat mit überragender Ober-
lippe, so geht der Luftzug nach unten, anstatt au das Licht.)
PH! PH! Es geht nicht. PH! Nein, ich seh es klar, das
ist ein Geschäft für gemeine Leute, es geschieht mir recht, ich
hätte mich nicht so tief herabgeben und gleich dem Mädchen
rufen sollen, das dafür auf der Welt ist, ich bin doch zu
weich — zu gut." —
„Lisette! — Lisette! Helas! was dieses Volk für einen Schlaf
hat! Lisette! (Lisette erscheint.) Hören Sie endlich, nachläßiges,
unaufmerksames Ding, Sie setzen mich in die größte Verlegen-
heit, mich, die güttgste aller Frauen, Sie tourmentiren mich, Sie
bringen mich in eine unwürdige Situatton, verstehen Sie mich?" !
Lisette. „Bitte tausendmal um Entschuldigung . . . ."
Baronin. „Tollheiten! Entschuldigung uud Ausreden,
das ist Ihre Force, eine solche Nachlässigkeit ist unverzeihlich,
empörend."
Lisette. „Darf ich unterthänig bitten . . . ."
Baronin. „Schweigen Sie; wo ist die Lichtscheere? Sie
haben keine Lichtscheere gebracht, und wie soll ich nun das Licht
löschen? Sprechen Sie, wie? wie?"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Rückzug" "Wer bläst das Licht aus?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 10.1849, Nr. 234, S. 142
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg