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V orsichtig.
tine"'^err s$forrcr", sagt die Weichselhofbäurin und macht
(p,- 11 ®n'E vor dem Seelenhirten, „Sie müssen mir eine Mess'
daß mein Mann stirbt,"
ki„ Was?" meint der freundliche Herr entsetzt. „So
unchristlicher Wunsch!"
v weiß schon, daß die Bäurin alleweil streitet mit dem
^ ^ aber das Verlangen ist ihm denn doch zu stark,
schan'n S', Hochwürden", entgegnet sie voll Eifer
^ »iminer anders, es geht nimmer anders! Es ist nicht
^^ uushalten mit ihm! Zank gibt's von Früh bis in die
5(er ~~ Sie müssen mir eine Mess' lesen, daß der ewige
"ns der Welt kommt — es ist eine Schand' vor Gott
^ Menschheit!"
H^rr Pfarrer hat heimlich gelächelt, wie sie sich so ereifert,
^venn's so ist, Bäurin", sagt er „dann ist's was
Sßäejj. Zank und Aergcr dürfen nicht sein auf der
Ich ' Jeder niuß schan'n, daß er sie daraus fortschasft.
Herr die Mess' lesen! Ich kann aber den lieben
daß der Alles selber besser weiß wie wir, nicht bitten,
er ^ ^aren Mann fortnimmt — ich kann blos beten, daß
3tt)^a/’jeK<9e fortnimmt, das schuld ist an dem ewigen
Und Aerger!"
ftltM
Qiillt" ^ützt die Bäurin. Eine Zeit lang ist's ganz still im
uu, nur die Schwarzwälderuhr tickt. . . Dann meint
die Bäurin kleinlaut: „Ich thät' halt schön bitten, Hochwürden, daß S'
noch a' bißl warten — ich — ich möcht' doch erst nochmal d'rüber
schlafen!" — Der Pfarrer schmunzelte, als sie gegangen war. „Die kommt
nimmer!" nickt er. — 's war auch so.
den frequentesten Bummelzug und
fährt bis zur nächsten Station.
Nachdem er in einem möglichst
überfüllten Conpü Platz genom-
men, beginnt er in seinem eigenen
Werke zu lesen, ivobei er bald
glücklich vor sich hinlächelt, bald
laut auflacht und endlich ganz
unbändige Heiterkeit markirt, bis
den Mitreisenden das Wasser iin
Munde zusammenläuft und sich
jeder beeilt, den Titel der neuen
Lektüre zu erforschen, um das
Buch beim nächsten Bahnhofs-
buchhändler kaufen zu können.
■-'©✓G' Ball, 'ztvsr-
2ln des Saales Wänden sihen
Hundertfünfzig hübsche Mädchen.
Jede hegt ihr leises Hoffen,
Jede spinnt geheim ihr Fädchen.
In des Saales Mitte stehen
Dreißig Schlaue, zwanzig Pinsel,
Bilden die mit Recht beliebte
Sogenannte Herren-Insel —
Sehen nicht das Glüh'n der
Augen,
Richt das Sprühen gold'ner
Flechten,
Rur die hundertfünfzig Mütter,
Die sie gerne fangen möchten.
w. Herbert.
V orsichtig.
tine"'^err s$forrcr", sagt die Weichselhofbäurin und macht
(p,- 11 ®n'E vor dem Seelenhirten, „Sie müssen mir eine Mess'
daß mein Mann stirbt,"
ki„ Was?" meint der freundliche Herr entsetzt. „So
unchristlicher Wunsch!"
v weiß schon, daß die Bäurin alleweil streitet mit dem
^ ^ aber das Verlangen ist ihm denn doch zu stark,
schan'n S', Hochwürden", entgegnet sie voll Eifer
^ »iminer anders, es geht nimmer anders! Es ist nicht
^^ uushalten mit ihm! Zank gibt's von Früh bis in die
5(er ~~ Sie müssen mir eine Mess' lesen, daß der ewige
"ns der Welt kommt — es ist eine Schand' vor Gott
^ Menschheit!"
H^rr Pfarrer hat heimlich gelächelt, wie sie sich so ereifert,
^venn's so ist, Bäurin", sagt er „dann ist's was
Sßäejj. Zank und Aergcr dürfen nicht sein auf der
Ich ' Jeder niuß schan'n, daß er sie daraus fortschasft.
Herr die Mess' lesen! Ich kann aber den lieben
daß der Alles selber besser weiß wie wir, nicht bitten,
er ^ ^aren Mann fortnimmt — ich kann blos beten, daß
3tt)^a/’jeK<9e fortnimmt, das schuld ist an dem ewigen
Und Aerger!"
ftltM
Qiillt" ^ützt die Bäurin. Eine Zeit lang ist's ganz still im
uu, nur die Schwarzwälderuhr tickt. . . Dann meint
die Bäurin kleinlaut: „Ich thät' halt schön bitten, Hochwürden, daß S'
noch a' bißl warten — ich — ich möcht' doch erst nochmal d'rüber
schlafen!" — Der Pfarrer schmunzelte, als sie gegangen war. „Die kommt
nimmer!" nickt er. — 's war auch so.
den frequentesten Bummelzug und
fährt bis zur nächsten Station.
Nachdem er in einem möglichst
überfüllten Conpü Platz genom-
men, beginnt er in seinem eigenen
Werke zu lesen, ivobei er bald
glücklich vor sich hinlächelt, bald
laut auflacht und endlich ganz
unbändige Heiterkeit markirt, bis
den Mitreisenden das Wasser iin
Munde zusammenläuft und sich
jeder beeilt, den Titel der neuen
Lektüre zu erforschen, um das
Buch beim nächsten Bahnhofs-
buchhändler kaufen zu können.
■-'©✓G' Ball, 'ztvsr-
2ln des Saales Wänden sihen
Hundertfünfzig hübsche Mädchen.
Jede hegt ihr leises Hoffen,
Jede spinnt geheim ihr Fädchen.
In des Saales Mitte stehen
Dreißig Schlaue, zwanzig Pinsel,
Bilden die mit Recht beliebte
Sogenannte Herren-Insel —
Sehen nicht das Glüh'n der
Augen,
Richt das Sprühen gold'ner
Flechten,
Rur die hundertfünfzig Mütter,
Die sie gerne fangen möchten.
w. Herbert.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vorsichtig" "Reclame"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1900
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 112.1900, Nr. 2854, S. 171
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg