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279

Das thörichte 2Utcr.

stehen blieb und einen leisen Schrei ausstieß, ähnlich dem
Gekrächze der Krähe — da leuchtete ein Helles Gewand
durch die Bäume — die üppige Gestalt Mariulas bot

sich den Blicken des Lauschenden dar. Die Schöne flog
in die offenen Arme des Jünglings, der sie in die Laube
zog. Mau hörte ein Geräusch, wie vou dem Druck von
Zwei paar Lippen. Dem armen Oheim perlte der
Schweiß von der Stirn. Endlich vernahm er ein leises
Flüstern; er hörte feinen Namen in Verbindung mit dem
wenig schmückenden Beiwort eines Narren und dummen
Aufpassers.

Fast eine Stunde dauerte dies Gekose in der Laube.
Dann schien der Jüngling zum Aufbruch zu drängen,
der alte Onkel könne erwachen und ihn vermissen.

Ein Geknatter von Küssen — jeder Kuß ein Dolch-
stoß für den Lauscher — und Mariula verschwand.

Grimmig wollte nun der Feldherr den Jungen zur
Nede stellen, doch er überlegte sich's. Mochte der Milch-
bart immerhin die dunune Mariula beglücken — ihm
selbst blieb ja nun die schöne, kluge, keusche Smanzerosa.
Nun war er ja endlich der Oual der Wahl überhoben.

Schon wollte er sich zum Gehen wenden, da ließ der
Neffe wieder einen Schrei ertönen — diesmal den Ruf
eiiws Falken.

Der Feldherr griff nach dem wild schlagenden
Kerzen, denn eine hohe, schlanke Gestalt ward sichtbar:
smanzerosa. Auch sie schmiegte sich an des Neffen
junge Brust, und das Liebesspiel von vorhin wiederholte
sich — ihm schien, in verstärktem Maße.

Der arme Gnkel zitterte vor rasendem Zorn; die
Stirnadern schwollen ihm an; gleich Nebelflocken tanzte
es ihm vor den Augen. Beide
Schwestern verrätherinnen! Er
faßte den Knauf seines treuen,
guten Schwertes. Ein Streich,
und des Neffen Haupt rollte
zur Erde. Wäre er zwanzig
Jahre jünger gewesen, so
würde er wahrhaftig blutige
Sühne geheischt haben. So
aber steckte er das Schlacht-
schwert wieder in die Scheide
und ging langsam nach Hause,
die Beiden ihren Zärtlichkeiten
überlassend. . .

Am andern Morgen aber
eilte Kanuto zornentbrannt zn
dem weisen Mann, der ihm
diesen bösen Rath gegeben,
und überhäufte ihn mit Schmähungen. Sein Glück
hätte er ihm geraubt und sein Leben zerstört.

Ruhig hörte ihn der Alte an, dann sprach er: „Mein
Rath war gut, und dankbar solltest Du mir sein. Ich
habe versprochen, Dir zu helfen, wie man einem
Trunkenen zu helfen vermag. Nun, habe ich Dich
nicht ernüchtert? Sind Dir nicht die thörichten, alten
Augen geöffnet worden? Bedenke, wenn eine von
Beiden später, als Deine Frau, Dich hintergangen hätte!"

„Schweig', Verruchter", donnerte der Feldherr, „dann
j hätte ich's ja nicht gewußt!!"

Und er ging hin und heirathete die üppige Mariula.
Den Neffen aber verwies er des Landes.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das thörichte Alter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 112.1900, Nr. 2863, S. 279

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