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Ein Held.
Bürgermeister:
„Warum sind Sie
denn gestern davon-
gelaufen, Sie feiger
Mensch, statt, wie es
sich gehört, bei der
Rauferei energisch ein-
zuschreiten?"
Polizist:
„Herr Bürgermei-
ster, ich bin durchaus
nicht davongelaufen!
Ich ging nur nach
Hanse, um meinen
Säbel umzuschnallen,
damit ich amtieren
kann!"
Bürgermeister:
„So! ■ . Warum
sind Sie dann nicht
mehr erschienen?"
Polizist:
„Weil mich meine
Alte nimmer fort-
g'lassen hat, wie ich
z' Haus war!"
5)at> Qf)tafeöl. <2
®er Kronleitnermartl is fuchsteifiswild g'we'n. von seine'
Eh'halt'n hat si' koan's mehr zu eahm hi'traut; auf
drei Schritt' scho' hat er s' og'fahr'n wia a' bissiga
Hund. Nur d' Bäuerin, die all'weil a' bißl a' G'malt g'habt hat
über ihr'n Mo', die hat sich d' Auraschi g'nonnna und hat 'n
o'g'red't.
„Martl!" hat s' g'sagt. — „Mein' Ruah laß mal" hat er
ihr zuag'schrien. — „Marti, sei g'scheit!" sagt sie. — „3’ mag
aber net l" schreit er und haut in 'n Tisch eint, daß 's Zeiserl im
Bauer vom Stangl abig'fall'n is. — „Du bist a' Narr, Marti!"
sagt sie. — „Dös woaß i' scho' lang," schreit er, „sonst hätt' i'
Di' net g'heirat'I"
Dös war ihr do' z' dumm. „No' a' solche Red', Marti, aft
geh' i' in 'n pfarrhof umi und laß Di' ausexazier'n, denn in Dir
steckt ja der leibhaftige Gankerl drin! Bist Du a' Mannsbild!
Mit 'n gach'n Wes'n hat's no' koana g'fangt; mir wer'n dös
Geld! schon no' auftreib'n!" — „Schon no' austreib'n!" hat er
drauf g'spott', „wia denn? wo denn? wann denn? Überall Ham
s' mi' o'fahr'n lass'n, und da Vetta Aratzberger erst recht — a'
Mensch, der so viel Geld hat und schon z'nachst am Freithof dro'
marschiert!" — „Wer woaß, Marti," sagt sie drauf, „ob net
unsa liaba Herrgott an Einseh'n hat und eahm ehnder, als mir
glaub'n, die ewig' Seligkeit gibt — erb'n tuast ja bloß Du
alloans!" — „Ja, ja," sagt der Martl drauf, „dös wär' ja dös
größt' Glück für eahm; aber wer woaß, wia lang er's no' treibt,
und in drei Wocha sollt' i' zahl'nl" — „In drei Wocha kann
gar viel zuatreff'n," sagt die Bäuerin, „wer woaß I" — „Dös is 's
ja, daß ma' nir net woaß," brummt der Martl drauf, ,,koa' Mensch
ko' dös sag'n!" — „vielleicht do' I I' mußt' a' Mittel, wo ma' so
was erfahr'n kunnt," hat sie jetzt g'sagt. „Heunt hab'n wir a'
Rauhnacht, und da tuat ma', wenit ma' was wissen möcht', Blei
giaß'n — hast D' mi' vastand'n, Marti?" — „Bleigiaß'n? Ja,
von dem Hab' i' scho' g'hört — aba wia macht ma' dös?" —
„wia werd ma's macha? Ma' nimmt a' Stück! Blei, tuats in
an' Pfand! so viel hitz'n, bis 's laufad werd, und schütt' a' paar
Spritzer ins Wasser 'nei' — nachher kimmt bös aussa, was ma'
wiss'n niöcht'I"
Iatz' war der Martl z'fried'n. „Recht hast D'! Heunt nacht
werd Blei 'goss'n — i' muaß wiss'n, wia lang da vetta no' lebt!"
Sie Hamm alles herg'richt'; in der Nacht um zwölfe sollt' die
Zauberei losgeh'n. Die Bäuerin hat a' Holz g'holt für a' höllisch'
Huer und a' eiser's Pfand! zum Bleisiad'n. Er hat a' Blei
g'suacht, hat aber koans g'fund'n — im ganz'n Haus net. „Uta1
nimmt a' Stück! Blei," hat er schö' staad vor seiner hing'sagt, und
Ein Held.
Bürgermeister:
„Warum sind Sie
denn gestern davon-
gelaufen, Sie feiger
Mensch, statt, wie es
sich gehört, bei der
Rauferei energisch ein-
zuschreiten?"
Polizist:
„Herr Bürgermei-
ster, ich bin durchaus
nicht davongelaufen!
Ich ging nur nach
Hanse, um meinen
Säbel umzuschnallen,
damit ich amtieren
kann!"
Bürgermeister:
„So! ■ . Warum
sind Sie dann nicht
mehr erschienen?"
Polizist:
„Weil mich meine
Alte nimmer fort-
g'lassen hat, wie ich
z' Haus war!"
5)at> Qf)tafeöl. <2
®er Kronleitnermartl is fuchsteifiswild g'we'n. von seine'
Eh'halt'n hat si' koan's mehr zu eahm hi'traut; auf
drei Schritt' scho' hat er s' og'fahr'n wia a' bissiga
Hund. Nur d' Bäuerin, die all'weil a' bißl a' G'malt g'habt hat
über ihr'n Mo', die hat sich d' Auraschi g'nonnna und hat 'n
o'g'red't.
„Martl!" hat s' g'sagt. — „Mein' Ruah laß mal" hat er
ihr zuag'schrien. — „Marti, sei g'scheit!" sagt sie. — „3’ mag
aber net l" schreit er und haut in 'n Tisch eint, daß 's Zeiserl im
Bauer vom Stangl abig'fall'n is. — „Du bist a' Narr, Marti!"
sagt sie. — „Dös woaß i' scho' lang," schreit er, „sonst hätt' i'
Di' net g'heirat'I"
Dös war ihr do' z' dumm. „No' a' solche Red', Marti, aft
geh' i' in 'n pfarrhof umi und laß Di' ausexazier'n, denn in Dir
steckt ja der leibhaftige Gankerl drin! Bist Du a' Mannsbild!
Mit 'n gach'n Wes'n hat's no' koana g'fangt; mir wer'n dös
Geld! schon no' auftreib'n!" — „Schon no' austreib'n!" hat er
drauf g'spott', „wia denn? wo denn? wann denn? Überall Ham
s' mi' o'fahr'n lass'n, und da Vetta Aratzberger erst recht — a'
Mensch, der so viel Geld hat und schon z'nachst am Freithof dro'
marschiert!" — „Wer woaß, Marti," sagt sie drauf, „ob net
unsa liaba Herrgott an Einseh'n hat und eahm ehnder, als mir
glaub'n, die ewig' Seligkeit gibt — erb'n tuast ja bloß Du
alloans!" — „Ja, ja," sagt der Martl drauf, „dös wär' ja dös
größt' Glück für eahm; aber wer woaß, wia lang er's no' treibt,
und in drei Wocha sollt' i' zahl'nl" — „In drei Wocha kann
gar viel zuatreff'n," sagt die Bäuerin, „wer woaß I" — „Dös is 's
ja, daß ma' nir net woaß," brummt der Martl drauf, ,,koa' Mensch
ko' dös sag'n!" — „vielleicht do' I I' mußt' a' Mittel, wo ma' so
was erfahr'n kunnt," hat sie jetzt g'sagt. „Heunt hab'n wir a'
Rauhnacht, und da tuat ma', wenit ma' was wissen möcht', Blei
giaß'n — hast D' mi' vastand'n, Marti?" — „Bleigiaß'n? Ja,
von dem Hab' i' scho' g'hört — aba wia macht ma' dös?" —
„wia werd ma's macha? Ma' nimmt a' Stück! Blei, tuats in
an' Pfand! so viel hitz'n, bis 's laufad werd, und schütt' a' paar
Spritzer ins Wasser 'nei' — nachher kimmt bös aussa, was ma'
wiss'n niöcht'I"
Iatz' war der Martl z'fried'n. „Recht hast D'! Heunt nacht
werd Blei 'goss'n — i' muaß wiss'n, wia lang da vetta no' lebt!"
Sie Hamm alles herg'richt'; in der Nacht um zwölfe sollt' die
Zauberei losgeh'n. Die Bäuerin hat a' Holz g'holt für a' höllisch'
Huer und a' eiser's Pfand! zum Bleisiad'n. Er hat a' Blei
g'suacht, hat aber koans g'fund'n — im ganz'n Haus net. „Uta1
nimmt a' Stück! Blei," hat er schö' staad vor seiner hing'sagt, und
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein Held" "Das Orakel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1909
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1914
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 130.1909, Nr. 3319, S. 114
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg