vs Die ,goldrercbe v^aub’rt'.
er Händler Schmul kommt mit verzerrtem Gesicht in das
Geschäft des Baders Lexl in Gumpfing. „Herr Doktor!"
jammert er. „Doktorleben I" Ich möcht' mer eppes reißen lassen
ä Zahn, was mer macht bittere, grauße Schmerzen — aber tun
Sc mer nix weh, taierster Herr Doktor!"
„Das tut gar net weh!" beruhigt ihn der Dorfchirurg, läßt
den Patienten auf einen niederen Schemel ohne Lehne sitzen,
nimmt Augenschein von dem kranken Störenfried, holt dann aus
seinem Folterkasten ein Brecheisen heraus und befreit den krei-
schenden Hausierer unter manchem „Ach!" und „Waih!" von
seinem Übel. — Glückselig, diese Plage los zu sein, bezahlt Schmul
nach einigem Handeln den verlangten Preis. Kaum ist er aber
munter, denkt er auch schon an's Geschäft. Er hat im Glas-
kasten mit seinen Luchsaugen eine „goldreiche Haub'n" entdeckt,
eines jener vergoldeten Silberdrahtgeflechte, wie sie die Großmütter
Feiertags als Kopfzier trugen. — was sie kostet, meint er bescheiden.
Jetzt könnt' er sie überhaupt noch nicht hergeben, sagt Lexl,
vielleicht später einmal. „Sie g'hört meiner Schwiegermutter!"
fügt er bei. „Sie ist ihr ein teures Andenken!"
Etwas betrübt zieht Schmul seines Weges. — Als er aber nach
einiger Zeit vernommen, daß die Schwiegermutter das Zeitliche
gesegnet, da denkt er gleich wieder an die Sache. Aber er macht's
pfiffig wie immer. Selber neuerdings bei Lexl vorsprechen, daß
der dem begierigen Kaufsliebhaber einen recht hohen Preis setzen
würde? Nein, so dumm ist Schmul nicht. Er vereinbart mit
seinem Freund Isaak Berger, der auch schon oft über Zahnschmerz
geklagt, daß dieser hingeht, sich seinen Zahn ziehen läßt und
dabei so zufällig das Geschäft abschließt — auf Halbpart natürlich.
Berger tut's. Er kommt zu Lexl und unterzieht sich der
(Operation. Kaum ist der erste Schreck vorbei, da bemerkt er
ganz gelegentlich die „goldreiche Haub'n." (Ob er sie kaufen
könnt', meint er. Der Bader zeigt sich jetzt dazu bereit. Er
nimmt sie heraus, und Isaak prüft sie genau. Da entdeckt er aber
mit Zorn und Enttäuschung, daß sie nicht echt ist.
Schmerzgequält und sehr bekümmert geht er weiter.
Auf der Gasse erwartet ihn Schmul begierig, „wo hast De
se? was hat er verlangt? was hast De gegeb'n?"
„wie haißt?" ruft Isaak. „Der Schlag soll 'n treffen — den
Boder! Ä Unrechten gesunden Zahn hat er mer abge-
brochen und de Haub'n is nix echt!" Dr. Hitter.
231
^nslchßskgnkeli.
]icb (itze mit verdöttem Raupt
- Noch bei den Akten, grau
um(taubt,
Indellen die Kollegen [acht
Auf Urlaub (ich davongemacht.
Und jeder läßt nun Karten los —
Schon bab’ ich einen ganzen Stotz,
Und täglich lei’ ich tiefgerührt,
UJas jeder (ich für Cuft erkürt.
„Ich fliege durch die fchöne Hielt,
Ich bleibe dort, wo mir’s gefällt.
Ich (teig’ und Icblürfe Alpenluft,
Ich (onne mich in UJictenduft.
Ich lieg’ im grünen CUaldestal,
Ich bade mich im tllondenttrabl,
Ich wiege mich auf blauer Tlut,
Rab' Appetit und (cblafc gut!“
So täglich lef’ ich tiefgerührt,
UJas jeder [ich für Cult erkürt,
Ulie er in Ciebe mein gedenkt
Und auf mein UJobl den Becher
schwenkt.
Doch heimlich aus der Schreiberei
Cönt stets noch eine Melodei:
„Am meisten macht mir doch
Pläsier,
Datz mir es besser geht
als dir!“
Reinhard Uolker.
—*-< Hauptsache. >-■->—
. Die Errichtung einer Sommerfrische, Herr Bürger-
meister, hat doch Wohl der Gemeinde ein schönes Stück
Geld gekostet?" — „Ei freist’! Wenigstens zwanz'g Taferln
mit .Verbotener Weg' haben wir machen lass'n!"
er Händler Schmul kommt mit verzerrtem Gesicht in das
Geschäft des Baders Lexl in Gumpfing. „Herr Doktor!"
jammert er. „Doktorleben I" Ich möcht' mer eppes reißen lassen
ä Zahn, was mer macht bittere, grauße Schmerzen — aber tun
Sc mer nix weh, taierster Herr Doktor!"
„Das tut gar net weh!" beruhigt ihn der Dorfchirurg, läßt
den Patienten auf einen niederen Schemel ohne Lehne sitzen,
nimmt Augenschein von dem kranken Störenfried, holt dann aus
seinem Folterkasten ein Brecheisen heraus und befreit den krei-
schenden Hausierer unter manchem „Ach!" und „Waih!" von
seinem Übel. — Glückselig, diese Plage los zu sein, bezahlt Schmul
nach einigem Handeln den verlangten Preis. Kaum ist er aber
munter, denkt er auch schon an's Geschäft. Er hat im Glas-
kasten mit seinen Luchsaugen eine „goldreiche Haub'n" entdeckt,
eines jener vergoldeten Silberdrahtgeflechte, wie sie die Großmütter
Feiertags als Kopfzier trugen. — was sie kostet, meint er bescheiden.
Jetzt könnt' er sie überhaupt noch nicht hergeben, sagt Lexl,
vielleicht später einmal. „Sie g'hört meiner Schwiegermutter!"
fügt er bei. „Sie ist ihr ein teures Andenken!"
Etwas betrübt zieht Schmul seines Weges. — Als er aber nach
einiger Zeit vernommen, daß die Schwiegermutter das Zeitliche
gesegnet, da denkt er gleich wieder an die Sache. Aber er macht's
pfiffig wie immer. Selber neuerdings bei Lexl vorsprechen, daß
der dem begierigen Kaufsliebhaber einen recht hohen Preis setzen
würde? Nein, so dumm ist Schmul nicht. Er vereinbart mit
seinem Freund Isaak Berger, der auch schon oft über Zahnschmerz
geklagt, daß dieser hingeht, sich seinen Zahn ziehen läßt und
dabei so zufällig das Geschäft abschließt — auf Halbpart natürlich.
Berger tut's. Er kommt zu Lexl und unterzieht sich der
(Operation. Kaum ist der erste Schreck vorbei, da bemerkt er
ganz gelegentlich die „goldreiche Haub'n." (Ob er sie kaufen
könnt', meint er. Der Bader zeigt sich jetzt dazu bereit. Er
nimmt sie heraus, und Isaak prüft sie genau. Da entdeckt er aber
mit Zorn und Enttäuschung, daß sie nicht echt ist.
Schmerzgequält und sehr bekümmert geht er weiter.
Auf der Gasse erwartet ihn Schmul begierig, „wo hast De
se? was hat er verlangt? was hast De gegeb'n?"
„wie haißt?" ruft Isaak. „Der Schlag soll 'n treffen — den
Boder! Ä Unrechten gesunden Zahn hat er mer abge-
brochen und de Haub'n is nix echt!" Dr. Hitter.
231
^nslchßskgnkeli.
]icb (itze mit verdöttem Raupt
- Noch bei den Akten, grau
um(taubt,
Indellen die Kollegen [acht
Auf Urlaub (ich davongemacht.
Und jeder läßt nun Karten los —
Schon bab’ ich einen ganzen Stotz,
Und täglich lei’ ich tiefgerührt,
UJas jeder (ich für Cuft erkürt.
„Ich fliege durch die fchöne Hielt,
Ich bleibe dort, wo mir’s gefällt.
Ich (teig’ und Icblürfe Alpenluft,
Ich (onne mich in UJictenduft.
Ich lieg’ im grünen CUaldestal,
Ich bade mich im tllondenttrabl,
Ich wiege mich auf blauer Tlut,
Rab' Appetit und (cblafc gut!“
So täglich lef’ ich tiefgerührt,
UJas jeder [ich für Cult erkürt,
Ulie er in Ciebe mein gedenkt
Und auf mein UJobl den Becher
schwenkt.
Doch heimlich aus der Schreiberei
Cönt stets noch eine Melodei:
„Am meisten macht mir doch
Pläsier,
Datz mir es besser geht
als dir!“
Reinhard Uolker.
—*-< Hauptsache. >-■->—
. Die Errichtung einer Sommerfrische, Herr Bürger-
meister, hat doch Wohl der Gemeinde ein schönes Stück
Geld gekostet?" — „Ei freist’! Wenigstens zwanz'g Taferln
mit .Verbotener Weg' haben wir machen lass'n!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Hauptsache"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1909
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1914
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 130.1909, Nr. 3328, S. 231
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg