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Der Pf

fünfundzwanzig Thaler ward das Thier dem Pastor zuge-
schlagen.

Froh über den guten Handel gingen die Beiden wieder
zur „blauen Henne" und fuhren dann nach dem Dorfe
zurück. — Unterwegs nun hätte das Gesicht des Kutschers
Hinrich für den Physiognomen ein höchst ergiebiges Feld ge-
boten, denn die Züge desselben machten alle Stadien von
den Anfängen einer leisen Besorgniß, bis zu der vollkom-
mensten Gewißheit eines schaudererregenden Factum's durch.
Und was war es, was die Seele Hinrich's so in Aufruhr
brachte, was dieses sonst so spiegelglatte Wässerchen in jähe '
Fluthen zerbersten und aufbrausen machte? was war dies für ein
novum atque inauditum crimen ? Ach! man höre; nachdem
man sich auf Alles gefaßt gemacht haben wird, werde ich es
gnttatim mittheilen.

Kaum war man aus dem Städtchen auf die Landstraße
gelangt und sollte das erste Wirthshaus passiren, wo Hin-
rich, wenn er allein fuhr oder ritt, gewöhnlich einkehrte, so
wollte der neue Gaul durchaus abbiegen auf den Hof des
Wirthshauses hinauf. „I!" dachte Hinrich, „bat is ja en
klokes Peerd —" Und als man an das Wirthshaus „zum
ländlichen Verein" kam, stand das neuerstandene Pferd gar
still und ging nur nach einigen Andeutungen mit der Peitsche
weiter. Auch hier pflegte Hinrich einzukehren. „I," dachte !
er, „dat Peerd ist meist so klook as de ole Bläß." Und als
sie zu dem einsamen Meierhof, der an der Straße liegt,
kamen, wo ein Milchmädchen war, das Hinrich recht gut
kannte, stand das kluge Thier wieder still. „I," dachte Hin-
rich, „ganz as de Bläß." Aber als nun die Stelle kam,
wo der Weg von der Straße abbiegt in's Dorf, da lenkte
das neugekaufte Pferd nicht nur von selbst ein, sondern trabte
auch vergnügter und rascher dahin, als hätte es eine Ahnung
davon, daß man bald zu Hause sei. „Ra —" dachte Hin-
rich und schüttelte den gedankenschweren Kopf. Endlich kam .
man auf den Hof des Pastorats. Die Töchter standen wieder
an der Pforte, um das schöne Thier zu bewundern. „Ach!

Bläß der Erste.

rdekauf.

was für eine Haltung," rief die Eine. „Ach! was
für ein schöner Schweif," rief die Zweite. „Ach! was
für ein Gang!" rief die Dritte. — Aber Hinrich sagte kein
Wort und der Pastor auch nicht. Und als nun die Pferde
ausgeschirrt waren, lief das neue Pferd mit dem schönen
Gang, Schweif und der wunderschönen Haltung sogleich in
den Stall an die Krippe des alten verkauften Bläß.

In diesem Augenblick dachte Hinrich — gar nichts, sondern
stand versteinert da. Ter Pastor aber zog das Pferd wieder
auf den Hof hinaus und musterte es von oben bis unten.
Da plötzlich sprang Hinrich auf den Gaul zu und rieb mit
der Hand ihn vor der Stirne — ach! die Hand wurde
ganz schwarz gefärbt.

Es war kein Zweifel mehr, man hatte denselben alten
Bläß verkauft und wieder gekauft und zwar mit Avance
von zehn Thalern. Ob durch Malice des Roßkamms, der
aus dem Blässen mittelst Kicnruß einen schlichten Rappen
fabricirte und durch Stutzen des Schweifes das Thier noch
unkenntlicher machte, oder durch Tücke des Schicksals allein,
das den Pastor nicht des alten treuen Blässen berauben
lassen wollte — wissen wir nicht zu entscheiden. Ebenso-
wenig ist es uns zu Ohren gekommen, ob der Pastor später
abermals Versuche gemacht habe im Pferdehandel, oder durch
dies eine Beispiel gewarnt wurde! —

Bläß der Zweite.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Der Pferdekauf"
Weitere Titel/Paralleltitel
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Werktitel/Werkverzeichnis

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Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

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Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Pferd <Motiv>
Hand <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 14.1851, Nr. 321, S. 67

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