90
Die jungften Abenteuer des Herrrn Krawwes in der Türkei.
gewiß e politischer Flichtling. Ja, sagte ich, e Flichtling
bin ich, awwer ke politischer sondern e ehelicher.
Weil mersch nu in Belgrad nich gefiel, lies ich mer den
Weg nach Konstantinobel zeigen ün ging fort. Zwee Stunden
von Belgrad traf ich zwee derksche Handwerksborschen. Der ene
ivar e Hutmacher un der andere e Berstenbinder. Mit denen
bin ich so e finf Tage gelosen. — Am finiten Tag war ene
mörderliche Hitze, un da ich mich e bischen baden wollte, sagte
ich den Handwerksborschen, se sollten so kut sin un uf meine
Sachen ufpassen. Wie ich nu ene Vertelstunde in den Wasser
rumgeblatschert bin un Widder raus komine sin die Spitz-
c'<
bubenkerle mit meinen Sachen zum Deisel, un ich stehe der
splinterfasennakigt mitten in der Derlei.
Na, das war gewiß kee Spaß, un ich sagte zu mir,
„so Krawwes! du dummes Luder, nu bist de emal ganz uf
dich selber angewiesen un kanst e bischen Adams spielen"
daruf gab ich mer e paar tichtige Ohrfeigen for meine Dumm-
heet un verkroch mich hernach in e dikkes Gebische, wo ich
mei trauriges Schicksal beweente.
Wie es nu bald finster worde, kommt e Derke in den Wald
un besieht sich de Böme. Endlich bleibt er stehn, wikkelt sei- j
nen Torban ab un fängt sich langsam an dran zu hengen.
Nu bin ich e bischen neigierig. — Ich komme also vor un
frage den Decken (e bischen Derksch konnte ich noch von mei-
ner ersten Reese): „Hernse, entschuldigen se, warum wollen sc
sich denn egentlich ufhengen." Wie mich der Decke sah is er
ferchterlich erschrocken un sagte „Allah kukuruzi" was unge-
fähr so viel heest als: Gott soll mer e Kornschnaps schenken, !
was e großer derkscher Fluch is. Denn fragt er mich ob ich
etwa der Deisel wär? — „Nee" sagte ich, „ich binKrawwes aus
Leipzig." — „Nu" sagt er „ob alleLeipziger so angezogengin- ;
gen?" — „Manchmal," sagt ich, „doch nich immer." Tann bat
ich ihn, wenn er sich emal hengen wollte, so möchte er sich
doch ausziehn un sich nackigt hengen un sollte mer seine Sa-
chen schenken. — Daruf erzehlte er mer, daß er Hausman bei
e Bascha von finf Rosschweifen were, un gestern Abend wer
der große L.eibkettenhund von en Bascha krepiert, wenn das
der Bascha erführe, lies er ihn spiesen un da wer doch das
Hengen noch besser. — „Nu," sagt ich, „da können mer helfen,
gebt mir nur e paar Hosen oder wenigstens e Schnuptuch un
laßt mich in de Hundehitte kriegen; da will ich euch bellen,
daß der Bascha denken soll es sin zähn Hunde drinne." „Ja,"
sagte der Decke, „besser wers awwer ihr liest euch in de Hunde-
haut nehen, blos bis ich e andern hawwe, un den lost er um
! das Haus rum un bellt, das macht sich viel natirlicher. E'
Die jungften Abenteuer des Herrrn Krawwes in der Türkei.
gewiß e politischer Flichtling. Ja, sagte ich, e Flichtling
bin ich, awwer ke politischer sondern e ehelicher.
Weil mersch nu in Belgrad nich gefiel, lies ich mer den
Weg nach Konstantinobel zeigen ün ging fort. Zwee Stunden
von Belgrad traf ich zwee derksche Handwerksborschen. Der ene
ivar e Hutmacher un der andere e Berstenbinder. Mit denen
bin ich so e finf Tage gelosen. — Am finiten Tag war ene
mörderliche Hitze, un da ich mich e bischen baden wollte, sagte
ich den Handwerksborschen, se sollten so kut sin un uf meine
Sachen ufpassen. Wie ich nu ene Vertelstunde in den Wasser
rumgeblatschert bin un Widder raus komine sin die Spitz-
c'<
bubenkerle mit meinen Sachen zum Deisel, un ich stehe der
splinterfasennakigt mitten in der Derlei.
Na, das war gewiß kee Spaß, un ich sagte zu mir,
„so Krawwes! du dummes Luder, nu bist de emal ganz uf
dich selber angewiesen un kanst e bischen Adams spielen"
daruf gab ich mer e paar tichtige Ohrfeigen for meine Dumm-
heet un verkroch mich hernach in e dikkes Gebische, wo ich
mei trauriges Schicksal beweente.
Wie es nu bald finster worde, kommt e Derke in den Wald
un besieht sich de Böme. Endlich bleibt er stehn, wikkelt sei- j
nen Torban ab un fängt sich langsam an dran zu hengen.
Nu bin ich e bischen neigierig. — Ich komme also vor un
frage den Decken (e bischen Derksch konnte ich noch von mei-
ner ersten Reese): „Hernse, entschuldigen se, warum wollen sc
sich denn egentlich ufhengen." Wie mich der Decke sah is er
ferchterlich erschrocken un sagte „Allah kukuruzi" was unge-
fähr so viel heest als: Gott soll mer e Kornschnaps schenken, !
was e großer derkscher Fluch is. Denn fragt er mich ob ich
etwa der Deisel wär? — „Nee" sagte ich, „ich binKrawwes aus
Leipzig." — „Nu" sagt er „ob alleLeipziger so angezogengin- ;
gen?" — „Manchmal," sagt ich, „doch nich immer." Tann bat
ich ihn, wenn er sich emal hengen wollte, so möchte er sich
doch ausziehn un sich nackigt hengen un sollte mer seine Sa-
chen schenken. — Daruf erzehlte er mer, daß er Hausman bei
e Bascha von finf Rosschweifen were, un gestern Abend wer
der große L.eibkettenhund von en Bascha krepiert, wenn das
der Bascha erführe, lies er ihn spiesen un da wer doch das
Hengen noch besser. — „Nu," sagt ich, „da können mer helfen,
gebt mir nur e paar Hosen oder wenigstens e Schnuptuch un
laßt mich in de Hundehitte kriegen; da will ich euch bellen,
daß der Bascha denken soll es sin zähn Hunde drinne." „Ja,"
sagte der Decke, „besser wers awwer ihr liest euch in de Hunde-
haut nehen, blos bis ich e andern hawwe, un den lost er um
! das Haus rum un bellt, das macht sich viel natirlicher. E'
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die jüngsten Abenteuer des Herrn Krawwes in der Türkei"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 14.1851, Nr. 324, S. 90
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg