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Baukee-Tricks.

so daß der Kondukteur bloß im Vorübergehen die Hüte der
Paffagiere zu mustern braucht, wenn er sehen will, ob Alles in
Ordnung sei.

Beim Eintritte dieses Mannes hatte Herr Johnson sich
eine Unterhaltung outsiäö gesucht, indem er den Kopf weit
hinaus vor das Fenster steckte, und die Gegend betrachtete.

Als die Reihe an ihn kam, berührt der Kondukteur leise
die Achsel desselben:

„Zeigen Sie gütigst Ihr Billet!"

Herr Johnson hört nicht.

„Ihr Billet, mein Herr!"

Keine Antwort. Unser Pauker ist zu sehr versunken in
die Betrachtung der schönen Landschaft.

Etwas ungeduldiger und unsanfter klopft ihm der Konduk-
teur nun auf den Rücken.

Mit wüthenden Blicken fährt Johnson zurück, und stößt
sich dabei geschickt am Fensterrahmen den Hut vom Kopfe, daß
er weit hinaus auf die Bahn fliegt und im Ru verschwunden ist.

„Sind Sie dafür bezahlt, die Leute zu insultiren," donnert

er den Kondukteur an, „ist das eine Manier?"-und

macht dabei die bekannte amerikanische Freundschafts-Bezeugungs-
Gebärde, die darin besteht, daß man dem Gegenstand seiner
Neigung die Faust unter die Nase hält.

Der Bedienstete entschuldigt sich, bittet bloß um's Billet,
er habe Eile. —

„Ja Eile — mein Hut hat auch Eile. — Lassen Sie den
Zug anhalten, meinen Hut zu holen, auf dem Hut steckt das
Billet." —

„So, das ist eine andere Sache, Vergebung mein Herr,
ich werde Sie weiter nicht belästigen. Sie fahren frei nach
Baltimore, da ich Schuld bin, daß Sic das Billet verloren."—

„Meinen Sie, Kondukteur? Und mein Hut?-hat

mich baare sechs Dollars gekostet — bleiben noch immer vier
Dollars reiner Verlust, den Sie zu ersehen haben, sonst-"

„Nun, nun, gedulden Sie einen Augenblick — ich werde
wieder kommen."-

Nach kurzer Zeit erscheint der Kondukteur, und drückt dem
Herrn Johnson heimlich einige Dollars in die Hand, und Herr
Johnson ist zufrieden. —

Denselben Abend trafen wir Johnson im Eutaw-hotel.
Er hatte wohl bemerkt, daß wir ihn auf dem Wege beobachtet
hatten, und wandte sich mit lächelnder Miene zu uns. „Nun, I
Gcntlemen, ein gutes Geschäft gemacht heute, nicht wahr?"

Wir verstanden ihn. Mit vielem Vergnügen erzählte er ,
uns, er habe diesen Morgen in Washington noch nicht gewußt,
auf welche Weise er nach Baltimore schnell und billig kommen
könne, und doch hätten Geschäfte seine Anwesenheit erfordert.
Da habe er denn beim Frühstück im Kaffeehaus einen alten Hut
entdeckt, und im Augenblick sei ihm der Gedanke gekommen „der
Hut muß Dich frei nach Baltimore liefern. Ich steckte meine
Mütze in den Sack," fuhr Herr Johnson fort, „nahm den Hut,
und stieg in den Eisenbahnwagen. Das Uebrigc wissen Sie selbst." —

„Und Sie reisen immer so billig, Mr. Johnson, wie von
Washington nach Baltimore?"

„Gewiß, Gentlemen, aber jedesmal mit einem neuen Trick!" ,

J
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Yankee-Tricks"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Lichtenheld, Wilhelm
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Drohung
Karikatur
Reisender <Motiv>
Eisenbahnreise <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Amerikaner <Motiv>
Thema/Bildinhalt (normiert)
Kontrolleur <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 14.1851, Nr. 336, S. 191

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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