tadelt, den werfen wir hinaus!" Kohle verbeigte sich stumm
und wir drickten uns, doch hat dann Kohle auch diesen Moament
aufgefaßt.
In dieser Abteilung hatte auck einer eine rechte Ueber-
treibung angebracht. Nämlich eine Landkarte von Baiern, welche
fast so groß war, wie ein ganzes Haus. Weil der Herr Pabicr-
vorsteher so mahfif war, so sagte ich gar nichts nicht dariber,
aber ich weiß doch die Sache besser, daß dieses eine Aufschnei-
derei ist, denn ich habe den beriemtcn Stichlerschen Handadlaß,
wo sämmtliche Gchvgrafie angegeben ist, nach der Natur aus-
genommen und alldort ist gans Beiern nicht größer als wie ein
Kwartdlatt in die Kwere genommen und hier will Eine» Einer
weiß machen, es wcre so groß, daß es nicht einmal in den
Pirneschen Rathaussaal Blatz hatte.
Mit ackselzuckender Bebauerlichkeit verließen wir diese Ab-
! teilung.
Die XII. Gruppe besteht nur aus gebildeten Kunst-
werken und so weiter.
Da gab es nun sehr verschiedene Statieen, welche beriemte
Versöhnen verstellten, die Niemand nicht einmal kannte. Da
waren zweie, ich glaube sic hießen der eine Käfers oh» und
1 der andere Henneri oder so ähnlich, wo uns keiner nicht
sagen konnte, wer diese waren. Einer sagte, es weren ein
baar anonihmc Gelehrte; ein andrer sagte, daß es zwei Ge-
nerale iukongido weren, aber nichts Gewisses wußte Keiner
nicht. Als ich aber hörte, daß es für Amerika war, beruhigte
ich mich, denn das wußte ich, daß man in Deitschland stets
nur solche Leite aushauen läßt, die man allgemein achtet und
verehren thut.
Da man aber bei uns schon so viel beriemte Leite ge-
gossen und ausgchauen hat, daß cs jetzt keine mehr giebt, die
es verdienen thäten, so wendet man sich an das unverninftige
Thirreick und setzt bissigen Hunden, Hirschen, kleinen Kindern
ohne Kleider und ähnlichen ungebildeten Gegenstenden Denk-
mähler, wovon man auch in die Ausstellung sehr viele konnte
sehen. Kohle hat verschiedene dieser Statieen ausgenommen.
Ein Minchner Kunstkenner belehrte uns, daß man die
afs Tagebuch.
übrigen Bildhauerarbeitcn im Bereiche der bildenden Kunst,
nämlich die Mihlstcine, einstweilen in den Garte» neben an
gestellt habe und daß sie erst spcter in diese Gruppe ein-
arankschirt wirden.
Tic XIII. Gruppe bilden die vielen noch unausgebackten
Kisten mit Gegenstende» aller Art.
Unser lieber Begleiter und Reisegcfährde Malzbuber, wel-
cher ein geborener Beier war und zwar aus Riederbeier» ge-
bierticht, wendete sich jetzt an einen Herrn von die Verurthei-
lungs-Commission in die Zndidustrieausstcllung mit die Frage,
warum es den» käme, daß aus Niederbriern so wenig Gegen-
stcnde hicrselbst anwesend weren? Da lecheltc der Herr hehnisch
und sagte, daß draußen in die unausgebackten Kisten noch etwas
von dorther mit dabei wäre.
„Und was denn?" fragte Malzhuber.
„Etwas für die Rohbroduktc, eine ganze Kiste mit Vater-
mcrdcrn!" cntgegnete der Herr und verschwand.
Da wir dieses etwas unklar fanden, so gingen wir nach
kurzen Besinnen in
die XIV. Gruppe, welche den Glans des Ganzen bildet
und aus der Bier- und Sbeisewirthschaft besteht.
Dieses ist jedenfalls der Blatz, wo jeder Gewchrbelrcibcnde
etwas für seinen Geschmack findet und wo auch der Menschen-
sreind die größte Befriedichung sucht. Hier geniest man neben
gute» Bier die Bcsichdichung des ganzen' Gebeides und ein leiser
Abendwind spielte mit den Wasser der Fondäne», welche ihre
Nebel auf die umherstchenden Zuschauer strcien.
Nachdem wir in dieser Abteilung lenzer als in den andern
Zweigen der Jndidustrie verweilt hatten, welches jeder Kunst-
kenner ebenso macht, verließen wir den Glasballast.
An der Thire, wo wir hinausginge», stand ein recht
hesticher Mann, der uns eine Bcrbcigung machte und sagteti
Meine Herrschaften, wenn es Ihnen gefallen hat, so kommen
Sic bald wieder und cmsehlcn uns Ihren Frcindcn zu giligen
Besuch, damit daß wir bessere Geschefte machen als jetzt.
Kohle mußte jedoch erst noch zurück, indem er seinen
Reiscbleistift holen wollte, welchen sie vorhin als einen Sbazier
stock angesehen hatten. Als er ihn hatte, bedankte er sich für
die Geselligkeit.
„Bitte sehr, es macht drei Kreitzer!" sagten sic ihn.
Mit einen langen Gesichte zahlte Kohle, und wollte gegen-
über aus den Ausgang hinaus. Dort hielt ihn jedoch der
Aufseher auf und sagte: „Mit einem Stock dirfe» Sie nicht
hier gehen, da müssen Sie dort hinaus oder ihn erst abgeben, j
ehe Sie hinausdirfen."
Kohle versuchte es an eine andere Thire, wo sie ihn
dasselbe sagten: daß er erst seinen Stock abgeben mißte, wenn
er hier herumging, denn daß er hinaus wollte, glaubte Keiner
ihn nicht.
So lief Kohle wie ein gehetzter Reebock von einer Thi«
an die andre, wo man ihn überall mit den Stock nicht hinaus-
laffen wollte, bis er endlich an der einen den günstige» Augen- ■
blick abwartete, wo er den Aufseher über den Haufen werfen
und wir drickten uns, doch hat dann Kohle auch diesen Moament
aufgefaßt.
In dieser Abteilung hatte auck einer eine rechte Ueber-
treibung angebracht. Nämlich eine Landkarte von Baiern, welche
fast so groß war, wie ein ganzes Haus. Weil der Herr Pabicr-
vorsteher so mahfif war, so sagte ich gar nichts nicht dariber,
aber ich weiß doch die Sache besser, daß dieses eine Aufschnei-
derei ist, denn ich habe den beriemtcn Stichlerschen Handadlaß,
wo sämmtliche Gchvgrafie angegeben ist, nach der Natur aus-
genommen und alldort ist gans Beiern nicht größer als wie ein
Kwartdlatt in die Kwere genommen und hier will Eine» Einer
weiß machen, es wcre so groß, daß es nicht einmal in den
Pirneschen Rathaussaal Blatz hatte.
Mit ackselzuckender Bebauerlichkeit verließen wir diese Ab-
! teilung.
Die XII. Gruppe besteht nur aus gebildeten Kunst-
werken und so weiter.
Da gab es nun sehr verschiedene Statieen, welche beriemte
Versöhnen verstellten, die Niemand nicht einmal kannte. Da
waren zweie, ich glaube sic hießen der eine Käfers oh» und
1 der andere Henneri oder so ähnlich, wo uns keiner nicht
sagen konnte, wer diese waren. Einer sagte, es weren ein
baar anonihmc Gelehrte; ein andrer sagte, daß es zwei Ge-
nerale iukongido weren, aber nichts Gewisses wußte Keiner
nicht. Als ich aber hörte, daß es für Amerika war, beruhigte
ich mich, denn das wußte ich, daß man in Deitschland stets
nur solche Leite aushauen läßt, die man allgemein achtet und
verehren thut.
Da man aber bei uns schon so viel beriemte Leite ge-
gossen und ausgchauen hat, daß cs jetzt keine mehr giebt, die
es verdienen thäten, so wendet man sich an das unverninftige
Thirreick und setzt bissigen Hunden, Hirschen, kleinen Kindern
ohne Kleider und ähnlichen ungebildeten Gegenstenden Denk-
mähler, wovon man auch in die Ausstellung sehr viele konnte
sehen. Kohle hat verschiedene dieser Statieen ausgenommen.
Ein Minchner Kunstkenner belehrte uns, daß man die
afs Tagebuch.
übrigen Bildhauerarbeitcn im Bereiche der bildenden Kunst,
nämlich die Mihlstcine, einstweilen in den Garte» neben an
gestellt habe und daß sie erst spcter in diese Gruppe ein-
arankschirt wirden.
Tic XIII. Gruppe bilden die vielen noch unausgebackten
Kisten mit Gegenstende» aller Art.
Unser lieber Begleiter und Reisegcfährde Malzbuber, wel-
cher ein geborener Beier war und zwar aus Riederbeier» ge-
bierticht, wendete sich jetzt an einen Herrn von die Verurthei-
lungs-Commission in die Zndidustrieausstcllung mit die Frage,
warum es den» käme, daß aus Niederbriern so wenig Gegen-
stcnde hicrselbst anwesend weren? Da lecheltc der Herr hehnisch
und sagte, daß draußen in die unausgebackten Kisten noch etwas
von dorther mit dabei wäre.
„Und was denn?" fragte Malzhuber.
„Etwas für die Rohbroduktc, eine ganze Kiste mit Vater-
mcrdcrn!" cntgegnete der Herr und verschwand.
Da wir dieses etwas unklar fanden, so gingen wir nach
kurzen Besinnen in
die XIV. Gruppe, welche den Glans des Ganzen bildet
und aus der Bier- und Sbeisewirthschaft besteht.
Dieses ist jedenfalls der Blatz, wo jeder Gewchrbelrcibcnde
etwas für seinen Geschmack findet und wo auch der Menschen-
sreind die größte Befriedichung sucht. Hier geniest man neben
gute» Bier die Bcsichdichung des ganzen' Gebeides und ein leiser
Abendwind spielte mit den Wasser der Fondäne», welche ihre
Nebel auf die umherstchenden Zuschauer strcien.
Nachdem wir in dieser Abteilung lenzer als in den andern
Zweigen der Jndidustrie verweilt hatten, welches jeder Kunst-
kenner ebenso macht, verließen wir den Glasballast.
An der Thire, wo wir hinausginge», stand ein recht
hesticher Mann, der uns eine Bcrbcigung machte und sagteti
Meine Herrschaften, wenn es Ihnen gefallen hat, so kommen
Sic bald wieder und cmsehlcn uns Ihren Frcindcn zu giligen
Besuch, damit daß wir bessere Geschefte machen als jetzt.
Kohle mußte jedoch erst noch zurück, indem er seinen
Reiscbleistift holen wollte, welchen sie vorhin als einen Sbazier
stock angesehen hatten. Als er ihn hatte, bedankte er sich für
die Geselligkeit.
„Bitte sehr, es macht drei Kreitzer!" sagten sic ihn.
Mit einen langen Gesichte zahlte Kohle, und wollte gegen-
über aus den Ausgang hinaus. Dort hielt ihn jedoch der
Aufseher auf und sagte: „Mit einem Stock dirfe» Sie nicht
hier gehen, da müssen Sie dort hinaus oder ihn erst abgeben, j
ehe Sie hinausdirfen."
Kohle versuchte es an eine andere Thire, wo sie ihn
dasselbe sagten: daß er erst seinen Stock abgeben mißte, wenn
er hier herumging, denn daß er hinaus wollte, glaubte Keiner
ihn nicht.
So lief Kohle wie ein gehetzter Reebock von einer Thi«
an die andre, wo man ihn überall mit den Stock nicht hinaus-
laffen wollte, bis er endlich an der einen den günstige» Augen- ■
blick abwartete, wo er den Aufseher über den Haufen werfen
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aus Herrn Graf's Tagebuch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 20.1854, Nr. 474, S. 138
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg