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Herr und

Ehren uns den zarten Kehlen der beschwingten Sänger entgegen
schallten, gossen lindernden Balsam auf seine zerfleischten Gehör-
organe und ließen ihn die leidige Erbschaftsangelegenheit und
die daraus entspringenden widerwärtigen Folgen einen Augen-
blick vergessen. Aber auch nur einen Augenblick. Denn sobald
er sich vor den Spiegel stellte, um mit dem Rasirmesscr die
Stoppeln aus seinem Gesichte zu entfernen, erinnerten ihn die
zwei hellrothen noch frischen Wunden an den gestrigen Morgen,
an welchem er in hoffnungsvoller Hast sich dieselben beigebracht.
Ans eine noch unangenehmere Weise ward er an seine zerstörte
Hoffnung erinnert, als er sich znm Ausgehen anschickend, seinen
lebensmüden Hut erfaßte und an demselben den breiten Trauer-
flor sah, den er vor kurzem so frohen Sinnes um diese mürbe
Kopfbedeckung geheftet. ,

Mit einem tiefen Seufzer stülpte er sich dieselbe auf's
Haupt und ging.

Er hatte kaum hundert Schritte auf der Straße znrück-
gclegt, als er sich überzeugte, daß seine Mitbürger und Mit-
bürgerinnen von dem Inhalte des Wolkenreich'schcn Testamentes
bereits unterrichtet waren, und dabei überzeugte er sich auch von

Diener,

der allgemeinen unverhehlten Schadenfreude über die Enttäuschung
der Erben. Als er über den Markt ging, hörte er von den
dort versammelten Mägden uub Mädchen allerhand gegen ihn
gerichtete Sticheleien und unter diesen die Bemerkung, daß er
so früh ausgehe, um die verlorene Erbschaft zu suchen. Von
zwei naseweisen Jünglingen, denen er bald in der Stndtpromcnade
begegnete, sagte der Eine zum Andern laut genug, daß er cs
deutlich vernehmen konnte: „Philister war er schon früher;
jetzt aber ist er ein Stock Philister", und lachte vor Vergnügen,
den schlechten Witz vollbracht zu haben.

Der arme Trübich dachte: „Wenn ich solche Dinge schon
am frühen Morgen hören muß, da noch der größte Theil der
Bevölkerung unter der Decke schnarcht, was werde ich hören
müssen, wenn ich der großen Menge begegne. Vermaledeite
Erbschaft! Sie verursacht mir in meiner Behausung nur Ver-
druß und Aergerniß und außer dem Hause nur Spott und
Hohn."

Er floh den Spott und Hohn auf der Straße und suchte
seine Wohnung auf, wo ihn Verdruß und Aergerniß erwarteten.

(Schluß folgt.)

„Du — was ist denn da los?" — „Der Herr Assessor hat heut' Hochzeit!" — „Ach Gott! Hält' man Den nicht
noch retten können?" -
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Hagestolzen-Mitleid"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Harburger, Edmund
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Lediger <Motiv>
Mitgefühl
Gespräch <Motiv>
Öffentliches Gebäude <Motiv>
Ehe
Hochzeit
Karikatur
Vorurteil
Menschenmenge <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 69.1878, Nr. 1729, S. 84
 
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