Fliegende Blätter (86.1887 (Nr. 2162-2187))

Vorsichtig.

Ein Vater kommt mit seinen zwei Jungen, Isidor
und Moritz, zum Direktor einer höheren Lehranstalt.
--Herr Direktor", sagt er, „hier bringe ich meine baiden
^öhne und wollt' Se bitten, sie aufzunehmen in's
Gymnasium — es sain zwai Talente!" — „Zunächst
Bussen Sie den Burschen einen anständigen Anzug
Machen, wenn Sie wollen, daß ich sie aufnehmen soll!"
— „Herr Direktor, werden Sie aufnehmen die Knaben,
wenn ich ihnen laß machen ’it naien Anzug ?" — „Das
werden wir sehen, versprechen thue ich nichts!" —
(Tags darauf.)

„Herr Direktor, hier ist die Probe von 's Zaig,
ivovon ich will lassen machen den Anzug! Massagen
Se daßn?"

Der Hans im Glück.

^s stoht a' rosig's Röste
Im Gärtle vor mci'm Haus,

So wundersnett, so donnersnett,

's goht über Aelles 'naus!

Zwoi weiße Täuble hocket
Dort vor mei'm Taubeschlag,

Se schnibetet und schnäbelet
De liebe lange Tag.

A' Kleeblatt hat drei Blättle,

Und i' hau' oi's mit viar,

D'rnm heideldum, juheideldum,

Mei' Glück stoht vor der Thür'!

Ja sei's no' drei viar Woche,

No' ist 's schönst' Rösle mei',

No' schnitzelet und schnäbelet,

Me' an' jahraus johrei'!

®. Ä.

Uebereilt. 7

(Ein Herr will bei einer Dame anfragen, ob er neben ihr auf der Bank Platz

nehmen darf.)

Herr: „Mein

Dame: „Dein!"

Glück.

Wer sich ans das Glück verläßt, den
verläßt das Glück auch.

Ein Loth Glück wiegt mehr, als ein
Pfund Verstand.

Liebesschmerz.

Nichts stählt so sehr des Weibes Herz,
Als Liebesschmerz;

Noch eben angsterfüllt und schwach,
Tönt's plötzlich jedem Schwcrthieb nach,
Als wär's von Erz.


C. Gnrlitt.