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Ein Sieg der modernen Pädagogik.

symbolisch dem Schüler an. daß seine Begriffsstiitzigkeit der
dieses Thieres gleichkomme. Ebenso lassen sich Faulthier,
Kameel, Schaf und andere Thiere zweckmäßig verwenden. Das
Kind wird beschämt werden ohne Verletzung seines Ehrgefühles
und sicher sich Mühe geben, den Lehrer in jeder Beziehung zu-
frieden zu stellen.

^r. 4. „Maulschellenbonbons", pikantund gefüllt, das Dutzend
10 Pfennige. Geben sehr aus. Wenn ein Knabe plaudert
oder brüllt, reiche man ihm einen solchen Maulschellenbonbon

— nöthigenfalls auch mehrere — statt einer nie ganz ungefähr-
lichen Ohrfeige. Der Widerstand wird augenblicklich schwinden,
und unbedingter Gehorsam und liebevolle Ergebenheit werden
an die Stelle des ungezogenen Muthwillens treten.

Aehnlich ivirken unsere

Nr. 5. „Tatzenstängchcn", welche es möglich machen, daß der
Lehrer seine Hände behaglich in die Tasche stecken kann und
das Lineal seinem eigentlichen Zwecke erhalten bleibt.

Bei fortgesetztem Unfleiß, wenn Nr. 1 und 2 wirkungslos
bleiben sollten, werden unsere

Nr. 6. „Strafarbeitsplätzchen" vortreffliche Dienste leisten.
Durch dieselben läßt sich dem Kinde viel Zeit ersparen, die cs
bisher auf Strafarbeiten Vcr>venden mußte, welche wegen des
damit verbundenen Unwillens der Kinder selten von großem
Nutzen waren. Bei schwereren Verfehlungen empfehlen sich
Nr. 7. Die „Hausarrestkuchen", das Stück zu 10 Pfennige und
Nr. 8. „Hungerbrödchen" per Stück */s Pfennig, welche wegen
ihres starken Salzgehaltes auch nicht die Befürchtung gesundheits-
schädlicher Wirkung aufkommen lassen.

Noch gefürchteter werden der Jugend unsere
Nr. 9. „Schandtörtchcn" erscheinen, welche das Ehrgefühl außer-
ordentlich erregen und auch in Fällen hartnäckiger Verstocktheit
sich unfehlbar als wirksam erweisen dürften. Dieselben sind
sehr schwer hinabzuwürgen und bleiben ziemlich lange im
Magen liegen, ohne jedoch sonst die Verdauung zu stören.

Geradezu wunderbar wirken

Nr. 10. die echten „spanischen Rohrpastillen". Dieselben sind
bei Knaben und Mädchen äußerst geschmackbildend, brechen den
Eigensinn und erwecken, ohne Schwielen und Schmerz zu er-
zeugen, Gehorsam, Liebe und Dankbarkeit in den jugendlichen
Gemüthern.

Für brave Kinder empfehlen wir noch:

Nr. 11. nnser'n „L obbisquit", sowie die „Ordnnngszucker-
brezen" und

Nr. 12. die überaus schmackhaften „Fleißpastetchen". —

Wir lenken die Aufmerksamkeit aller Pädagogen auf diese unsere
„Philanthropinchen", und sind überzeugt, daß, wenn dieselben überall
in Anwendung gebracht werden, die Menschheit bald in der an-
genehmen Lage sein wird, ohne poetische Uebertreibung sagen zu
können:

„Nun ist die Welt ein Himmelreich
Und Sterbliche den Göttern gleich!"

Erkennungszeichen.

Schreiber:

„Herr Rath, ich
muß Sie dringend
um Zulage bitten
— ich werde jeden
Tag magerer, mir
hält schon die
Feder nicht mehr
hinter'm Ohr!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Sieg der modernen Pädagogik" "Erkennungszeichen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinicke, Emil
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 86.1887, Nr. 2175, S. 111

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