159
Eine unheimliche Pflanze.
Nun fand ich auch im Pflanzenreich
Ein Wesen, diesem Mädchen gleich.
O Wunderblume Afrika's,
Wie blüh'st du märchenprächtig,
Dach huldigst du dem Menschenfraß
lind dies ist niederträchtig. —
O Mädchentreu', o Blumeupracht,
Fahr' hin, du Welt vall Niedertracht!
Die Kritik wird vielleicht auch in diesem Falle allerhand
kinzuwenden und auszusetzen haben; ich gebe jedoch gehorsamst
»u bedenken, daß in meiner damaligen Zwangslage die poetische
Produktion unmöglich so glatt und erfreulich vor sich gehen
Evnnte, als wie wenn ein anderer Dichter aus dem Kanapee
die Beine von sich streckt, einen Tschibnk pafft und unt-
rüglich auch noch einen Champagnerkübel vor sich stehen hat.
Pls ich mit dem Dichten fertig war, bedauerte ich lebhaft,
"rin Gedicht nicht dem Drucke überliefern zu können — dem
Drucke, dem ich selbst in so grauenvoller Weise überliefert war.
Denn mit aller Kraft begann jetzt der Verdauungsapparat der
Pflanze zu arbeiten; ich fühlte mich geschoben, durchnäßt, gc-
HUetfcht — es war zum Tollwerden....
Da, im Augenblicke der höchsten Noth, ereignete sich etwas
wunderbares. Mein Kerker that sich jählings auseinander, ich
ünude emporgeschnellt und in weitem Bogen davongeschlendcrt.
^ "gleich hörte ich, ivic die hinter mir zusammenklappende Riesen-
einen pfeifenden Laut von sich gab. Es klang ganz
Gütlich: „Pfui!"
Es war sonnenklar: mein ausgehungerter Zustand war mir
s">n Heile geworden. Vergeblich hatte die Pflanzenbestie an
>n>r herumgesaugt — da gab's nichts als Haut und Knochen —
"u da hatte sie mich denn schließlich als vollständig unver-
daulich — ausgespiecn.
Wer beschreibt die Freude, mit der ich jetzt, statt des Löwen,
der sich mittlerweile entfernt hatte, meine Caravane herankommen
sah! Des Jubels war kein Ende, als sie mich bemerkten. Mein
wackerer Ibrahim Woknrka sagte mir thränenfeuchten Auges:
„Diesmal bist Du mit blauem Auge davongekommen; ein
andermal bleib' hübsch im Zug!" — Man kann sich denken,
daß ich mir dies gesagt sein ließ!
U n e r w a r t c t c s Wiedersehen.
Bureau-Chef: „Herr Tüpferl, gehen Sie schnell zu
Müller & Co. und lassen Sie sich den mir bereits für gestern
versprochenen Rechnungsauszug geben! . . .
| /as? r.- \
Herr Haxel, gehen Sie einmal zu Müller & Co. und sehen
Sie nach, wo denn der Tüpferl so lange bleibt! . . .
Nun kommt der Haxel auch nicht wieder! . . . Herr Fingcrl,
sehen Sie einmal nach, >vo denn die Zwei bleiben! . . . Jetzt wird
19
Eine unheimliche Pflanze.
Nun fand ich auch im Pflanzenreich
Ein Wesen, diesem Mädchen gleich.
O Wunderblume Afrika's,
Wie blüh'st du märchenprächtig,
Dach huldigst du dem Menschenfraß
lind dies ist niederträchtig. —
O Mädchentreu', o Blumeupracht,
Fahr' hin, du Welt vall Niedertracht!
Die Kritik wird vielleicht auch in diesem Falle allerhand
kinzuwenden und auszusetzen haben; ich gebe jedoch gehorsamst
»u bedenken, daß in meiner damaligen Zwangslage die poetische
Produktion unmöglich so glatt und erfreulich vor sich gehen
Evnnte, als wie wenn ein anderer Dichter aus dem Kanapee
die Beine von sich streckt, einen Tschibnk pafft und unt-
rüglich auch noch einen Champagnerkübel vor sich stehen hat.
Pls ich mit dem Dichten fertig war, bedauerte ich lebhaft,
"rin Gedicht nicht dem Drucke überliefern zu können — dem
Drucke, dem ich selbst in so grauenvoller Weise überliefert war.
Denn mit aller Kraft begann jetzt der Verdauungsapparat der
Pflanze zu arbeiten; ich fühlte mich geschoben, durchnäßt, gc-
HUetfcht — es war zum Tollwerden....
Da, im Augenblicke der höchsten Noth, ereignete sich etwas
wunderbares. Mein Kerker that sich jählings auseinander, ich
ünude emporgeschnellt und in weitem Bogen davongeschlendcrt.
^ "gleich hörte ich, ivic die hinter mir zusammenklappende Riesen-
einen pfeifenden Laut von sich gab. Es klang ganz
Gütlich: „Pfui!"
Es war sonnenklar: mein ausgehungerter Zustand war mir
s">n Heile geworden. Vergeblich hatte die Pflanzenbestie an
>n>r herumgesaugt — da gab's nichts als Haut und Knochen —
"u da hatte sie mich denn schließlich als vollständig unver-
daulich — ausgespiecn.
Wer beschreibt die Freude, mit der ich jetzt, statt des Löwen,
der sich mittlerweile entfernt hatte, meine Caravane herankommen
sah! Des Jubels war kein Ende, als sie mich bemerkten. Mein
wackerer Ibrahim Woknrka sagte mir thränenfeuchten Auges:
„Diesmal bist Du mit blauem Auge davongekommen; ein
andermal bleib' hübsch im Zug!" — Man kann sich denken,
daß ich mir dies gesagt sein ließ!
U n e r w a r t c t c s Wiedersehen.
Bureau-Chef: „Herr Tüpferl, gehen Sie schnell zu
Müller & Co. und lassen Sie sich den mir bereits für gestern
versprochenen Rechnungsauszug geben! . . .
| /as? r.- \
Herr Haxel, gehen Sie einmal zu Müller & Co. und sehen
Sie nach, wo denn der Tüpferl so lange bleibt! . . .
Nun kommt der Haxel auch nicht wieder! . . . Herr Fingcrl,
sehen Sie einmal nach, >vo denn die Zwei bleiben! . . . Jetzt wird
19
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eine unheimliche Pflanze" "Unerwartetes Wiedersehen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 86.1887, Nr. 2180, S. 159
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg