94
Orientalisch.
Ein frommer türkischer Sofia
Der saß in der Kneipe und soff da;
Es war gar zu köstlich der Stoff da,
D'rum saß auch der Sofia sehr oft da.
_ Ägricola.
G cs chiiftskniff.
1. Schriftsteller: „Warum schreibt Collega Schundlicht auf
jede seiner Novellen: Nach dem Französischen!"
2. Schriftsteller: „Damit Niemand ahnt, daß er sie aus dem
Englischen gestohlen hat!"
Eine Künstler-Biographie.
(Aus dem Jahre 1937.)
BaldninEdgarPazzera, genannt der Sonnige,
erblickte die Welt, um sie in Bälde durch seine Kunst zu er-
obern, am 3. Mai 1870 zu.in. Er war
dazu prädestinirt, die in seiner Jugend gährenden realistischen,
naturalistischen und impressionistischen Richtungen „auf eine
Palette" zu bringen, und die auf diese Weise entstandene
realistisch - natural - impressionistische (genannt
auch „photo-technische") Schule zur höchsten Blüthe zu
bringen.
Als Sohn einfacher Modewaaren-Händler, die eigent-
lich Patzer hießen, absolvirte er in seiner Heimathstadt
vier Elementar- und ztvei Realelassen. Aber schon in den
letzteren gewahrten die Professoren sein immenses Talent,
welches ganz deutlich bemerken ließ, daß er nicht zum
Studium geboren wurde. Auf Anrathen derselben nahmen
ihn daher seine Eltern in ihr Geschäft. Hier nun sprengte
sein Zeichner-Genie bald alle Schranken, und vor uns tritt
der Künstler, dessen Palette die Sonne erbleichen ließ. Sein
Talent wurde auf folgende, wahrhaft würdig-originelle
Weise entdeckt: Pazzera's Eltern hielten sich die hervor-
ragendsten Modeblätter. Des jungen Pazzera's Schaffens-
drang konnte nicht widerstehen, die in denselben befind-
lichen Frauenköpfe mit den verschiedenst gesonnten Bärten
zu versehen. Sein guter Genius verursachte es, daß ein-
mal seine Mutter ein solches Modeblatt der Gattin des
Zeichenlehrers Kritzler, die sich einen Hut anschaffen wollte,
aus Versehen zeigte, und es fiel natürlich dem ebenfalls
anwesenden Herrn Kritzler sofort auf, mit welcher Empfindung und
Energie, mit welch' kühner Meisterschaft der Schnurrbart der jungen
Dame aufgetragen >var. Dringend rieth er den Eltern, den Jüngling
der Kunst zu weihen, was sie, da er sich nicht ine Mode-Geschäfte be-
währte, auch thaten.
Dies köstliche Blatt wird im „Pazzera-Museum" seiner Heimaths-
stadt aufbewahrt, und wir sind in der glücklichen Lage, eine gelungene
Reproduetion desselben unseren Lesern vorlegen zu können.
Die ersten Jahre seiner Studienzeit aufzuklären, ist selbst seinen
eifrigsten Biographen nicht gelungen. I. Reisser führt in seinem Werke
„Leben und Streben Pazzera's des Sonnigen" (Fol. Leipzig,
eleg. brochirt 50 Mk.) ein Trafikschild an, das einen rauchenden Türken
— ziemlich breit behandelt — darstellt, als von seiner Meisterhand
stammend, was jedoch A. Lobmayer in seinem „Des Sonnigen
Palette" (ebendaselbst erschienen) widerlegt. Hingegen macht Letzterer
auf eine bügelnde Mädchenfigur aufmerksam, die, auf Blech gemalt, einer
Dampf-Wasch-Anstalt zur Zierde diente, und viel Verwandtes mit Pazzera's
Individualität habe.
Seine künstlerische Thätigkeit für die Welt, und gleichzeitig seine
realistische Periode beginnt mit dem Jahre 1893, wo er mit seinem: „Altes
Weib, Rettig schälend" auftritt. Das alte Weib mit dem Rettig ist
überhaupt und begreiflicherweise sein Lieblingsthenia geivesen und finden
wir eS in origineller und charaeteristischer Variation auch in seinem natura-
Orientalisch.
Ein frommer türkischer Sofia
Der saß in der Kneipe und soff da;
Es war gar zu köstlich der Stoff da,
D'rum saß auch der Sofia sehr oft da.
_ Ägricola.
G cs chiiftskniff.
1. Schriftsteller: „Warum schreibt Collega Schundlicht auf
jede seiner Novellen: Nach dem Französischen!"
2. Schriftsteller: „Damit Niemand ahnt, daß er sie aus dem
Englischen gestohlen hat!"
Eine Künstler-Biographie.
(Aus dem Jahre 1937.)
BaldninEdgarPazzera, genannt der Sonnige,
erblickte die Welt, um sie in Bälde durch seine Kunst zu er-
obern, am 3. Mai 1870 zu.in. Er war
dazu prädestinirt, die in seiner Jugend gährenden realistischen,
naturalistischen und impressionistischen Richtungen „auf eine
Palette" zu bringen, und die auf diese Weise entstandene
realistisch - natural - impressionistische (genannt
auch „photo-technische") Schule zur höchsten Blüthe zu
bringen.
Als Sohn einfacher Modewaaren-Händler, die eigent-
lich Patzer hießen, absolvirte er in seiner Heimathstadt
vier Elementar- und ztvei Realelassen. Aber schon in den
letzteren gewahrten die Professoren sein immenses Talent,
welches ganz deutlich bemerken ließ, daß er nicht zum
Studium geboren wurde. Auf Anrathen derselben nahmen
ihn daher seine Eltern in ihr Geschäft. Hier nun sprengte
sein Zeichner-Genie bald alle Schranken, und vor uns tritt
der Künstler, dessen Palette die Sonne erbleichen ließ. Sein
Talent wurde auf folgende, wahrhaft würdig-originelle
Weise entdeckt: Pazzera's Eltern hielten sich die hervor-
ragendsten Modeblätter. Des jungen Pazzera's Schaffens-
drang konnte nicht widerstehen, die in denselben befind-
lichen Frauenköpfe mit den verschiedenst gesonnten Bärten
zu versehen. Sein guter Genius verursachte es, daß ein-
mal seine Mutter ein solches Modeblatt der Gattin des
Zeichenlehrers Kritzler, die sich einen Hut anschaffen wollte,
aus Versehen zeigte, und es fiel natürlich dem ebenfalls
anwesenden Herrn Kritzler sofort auf, mit welcher Empfindung und
Energie, mit welch' kühner Meisterschaft der Schnurrbart der jungen
Dame aufgetragen >var. Dringend rieth er den Eltern, den Jüngling
der Kunst zu weihen, was sie, da er sich nicht ine Mode-Geschäfte be-
währte, auch thaten.
Dies köstliche Blatt wird im „Pazzera-Museum" seiner Heimaths-
stadt aufbewahrt, und wir sind in der glücklichen Lage, eine gelungene
Reproduetion desselben unseren Lesern vorlegen zu können.
Die ersten Jahre seiner Studienzeit aufzuklären, ist selbst seinen
eifrigsten Biographen nicht gelungen. I. Reisser führt in seinem Werke
„Leben und Streben Pazzera's des Sonnigen" (Fol. Leipzig,
eleg. brochirt 50 Mk.) ein Trafikschild an, das einen rauchenden Türken
— ziemlich breit behandelt — darstellt, als von seiner Meisterhand
stammend, was jedoch A. Lobmayer in seinem „Des Sonnigen
Palette" (ebendaselbst erschienen) widerlegt. Hingegen macht Letzterer
auf eine bügelnde Mädchenfigur aufmerksam, die, auf Blech gemalt, einer
Dampf-Wasch-Anstalt zur Zierde diente, und viel Verwandtes mit Pazzera's
Individualität habe.
Seine künstlerische Thätigkeit für die Welt, und gleichzeitig seine
realistische Periode beginnt mit dem Jahre 1893, wo er mit seinem: „Altes
Weib, Rettig schälend" auftritt. Das alte Weib mit dem Rettig ist
überhaupt und begreiflicherweise sein Lieblingsthenia geivesen und finden
wir eS in origineller und charaeteristischer Variation auch in seinem natura-
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eine Künstler-Biographie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 89.1888, Nr. 2250, S. 94
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg