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— 117

V. Buddhistische Einflüsse auf den christliehen Kultus.

Die im vorigen Kapitel behandelten Uebertragungen
aus der buddhistischen in die christliche Welt, die in die
Zeit vom dritten bis zum sechsten Jahrhundert gesetzt
werden müssen, sind geeignet, auf die vielfachen, schon
längst beobachteten kultischen Uebereinstimmungen der
beiden Kirchen Licht zu werfen.1

Erzählungen und auf die Abhandlung von Paul Rabbow, „Die
Legende des Martinian % Wiener Studien 17. 253 f., hingewiesen. Aus
der Anm. 54 auf S. 266 sieht man, daß schon H. J a c o b i diese
Aehnlichkeit aufgefallen war. In beiden Legenden wettet eine He-
täre (ebendas. 279, Z. 12: auv&Vf/.ac; jiom]aa[±svv), Dasakum. übersetzt
von Meyer, 212), daß sie den asketischen Einsiedler zu Fall brin-
gen werde. Die Verführung gelingt in der indischen, aber nicht in
der christlichen Legende. Die Uebereinstimraung in den Motiven ist
gewiß rein zufällig; bei der außerordentlichen Aehnlichkeit der Ver-
hältnisse des frommen Einsiedlerlebens liegt der Gedanke der Wette
eines verführerischen Weibes hüben und drüben sehr nahe. Erzäh-
lungen von gelungenen und mißlungenen Versuchen, einen Asketen
in seiner Einsiedelei zu verführen, sind sowohl in Indien wie im
Abendlande außerordentlich verbreitet. Außerdem hat die Legende
von Martinianus einen Vorläufer in einer Erzählung des Palladius
(bei Rabbow, 262), nach welcher der Teufel in der Gestalt eines
angeblich verirrten, reizenden Weibes einen Einsiedler in seiner Klause
heimsucht und seinen Zweck erreicht. Palladius hat mindestens
anderthalb Jahrhunderte vor Dandin geschrieben; also stammt die
Versuchung des heiligen Martinianus gewiß nicht aus Indien.

1 Als Kuriosität erwähne ich einen aus vorhistorischer Zeit stam-
menden Zusammenhang zwischen den Namen zweier Embleme, von
denen das eine für den Katholizismus ebenso charakteristisch ist
wie das andere für den Buddhismus. Die Bezeichnung der päpst-
lichen Krone, Tiara, bekanntlich ein Lehnwort aus dem Persi-
schen, ist etymologisch identisch mit Sanskrit und Päli c l v a r a,
ursprünglich ein Stück Zeug, dann technischer Ausdruck für das
Bettlergewand Buddhas und seiner Mönche. Woran
sich sinnreiche Betrachtungen knüpfen lassen.
 
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