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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Jahresbericht der Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — 1865-1868(1869)

DOI Artikel:
Marx, ...: Die christliche Epigraphie von Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.43696#0069

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Die christliche Epigraphie von Trier.
(Aus dem Bullettino di archeologia cristiana von de Rossi von dem Jahre 1864, pag. 13 u. 14.)
Mitgetheilt von Prof. Dr. Marx.
Trier, das Rom Galliens, die Stadt, die in dem Kalendarium des Furius Dionysius
Philocalus in die Zahl der vier Hauptstädte des Reichs (Rom, Constantinopel, Alexandrien,
Trier) gesetzt wird, rühmt sich einer langen Reihe christlicher Denkmäler. Der Ritter Le
Blant, der in seinem ausgezeichneten Werke über die christlichen Inschriften Galliens be-
reits alle jene von Trier veröffentlicht hat, hat neulich eine kurze aber scharfsinnige Ab-
handlung über das Zeitalter, in welches die christliche Epigraphie von Trier eingeschlossen
ist, veröffentlicht. Diese Abhandlung hellt einen wichtigen Punkt der Kirchen- und der
Profangeschichte auf, und weist nach, wie jene Methode, die mir so erfreuliche Resultate
bei den römischen Inschriften geliefert hat, Aehnliches liefern kann, wenn sie auf auslän-
dische angewandt wird. Darum will ich einen kurzen Bericht darüber geben und diesem
eine neue Beobachtung hinzufügen.
„Ich beobachte, sagt Le Blant, eine auffallende Anomalie in den Inschriften- der
Christen zu Trier, die bemerkt zu werden verdient. Zu Lyon, Vienne, Arles, Vaison, Mar-
seille, endlich überall, wo sich in etwas bedeutender Anzahl mit den ersten christlichen
Kaisern gleichzeitige Inschriften vorfinden, folgen auf diese die Inschriften aus dem Mero-
wingischen Zeitalter. So nicht zu Trier. Mit Ausnahme vielleicht des einzigen metrischen
Epitaphiums eines Barbaren gehören alle Inschriften dieser Stadt dem vierten und fünften
Jahrhundert an. Aus dem sechsten und siebenten Jahrhunderte findet sich kein Andenken
in Stein eingegraben.“ So weit Le Blant.
Mit dieser Beobachtung hat es seine volle Richtigkeit. Wer die von Le Blant ver-
öffentlichten Grabschriften prüft, wird sich davon überzeugen; und ich, der ich mich eigens
nach Trier begeben habe, um mit eigenen Augen diese epigraphischen Monumente zu stu-
diren, habe mich auf den ersten Anblick ihrer Paläographie davon überzeugt.
Den bis jetzt bekannten Trierischen Grabsteinen will ich die zwei folgenden hinzu-
fügen, die ich in dem Codex des Hartmann Schedel in der Münchener Bibliothek (cod.
latin. 526 fol. 313) aufgefunden habe. Schedel hat diese zwei Titel nicht später als 1505
gesehen.
Treveri ad S. Martinianum (siel).
HIC IACET GALLA QVE VIXIT AN
X D XXX TITVLVM POSVERV
NT MAVRIVS ET SILVIA IN PACE.
Treveri ad S. Mattheum (sic).
LEO HIC QV1ESCT IN PACE VI
XIT ANNUM ET DIES XL FILIO
CHARISSIMO PATRES POSVERVNT
In der letzten Linie der zweiten dieser Inschriften ist zu lesen PATRES, welches
Wort so viel bedeutet als Parentes, und das in den Inschriften des Rheinlandes häufig ge-
braucht wird.
 
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