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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 7.1888

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Weiss, Edmund: Albrecht Dürer's geographische, astronomische und astrologische Tafeln
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5397#0216
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ALBRECHT DURER'S GEOGRAPHISCHE, ASTRONOMISCHE UND

ASTROLOGISCHE TAFELN.'

* Von

Dr. Edmund Weiss.

nter den zahlreichen in der k. k. Hof bibliothek aufbewahrten, nach Zeichnungen von
A. Dürer geschnittenen Holzstöcken befinden sich auch mehrere geographischen und
astronomischen Inhaltes, welche nach den Ideen und Angaben österreichischer, an
der Wiener Universität wirkender Gelehrten ausgeführt wurden. Um aber die Be-
deutung dieser Holzschnitte besser würdigen zu können, möge daran erinnert werden,
dass an der Wiener Hochschule schon bei ihrer Gründung die artistische, oder wie
wir heute sagen würden philosophische Facultät eine besonders hervorragende Rolle
spielte, und dass darin hauptsächlich die mathematischen und astronomischen Disciplinen sich sehr rasch
zu einer besonderen Blüthe emporschwangen. Denn in diesen lehrten und wirkten gleich im ersten Jahr-
hunderte des Bestandes der Wiener Universität unter Anderen drei Sterne erster Grösse in der wissen-
schaftlichen Welt aller Zeiten: Johann von Gmunden, Georg von Peurbach und Johann Müller, gewöhn-
lich Johannes Regiomontanus genannt, von denen in Mathematik und Astronomie ganz neue Bahnen
betreten und die glänzendsten Fortschritte angebahnt wurden. Von dem Ansehen und der Bedeutung der
mathematisch-astronomischen Schule Wiens zu jener Zeit gibt wohl das beste Zeugniss der Umstand, dass
Papst Sixtus IV. im Jahre 1475 zu der schon damals beabsichtigten Kalenderreform Regiomontanus als
Rathgeber nach Rom berief, dass aber durch dessen bald nach seiner Ankunft erfolgten Tod das ganze
Unternehmen ins Stocken gerieth, und dass Papst Leo X., als er es einige Decennien später wieder in Fluss
bringen wollte, zu diesem Behufe abermals zwei Wiener Gelehrte zu sich beschied: Andreas Stiborius und
seinen Schüler Georg Tannstätter, welch' letzterer bei den Humanisten auch unter dem Namen Collimitius
bekannt ist.

Die zahlreichen, zum Theile unglücklichen Kriege Friedrichs III. mit Ungarn und Böhmen bewogen
übrigens in dem letzten Viertel des 1 5. Jahrhunderts manche Gelehrte, unter anderen auch Regiomontanus,
von Wien nach dem damals gerade auf dem Höhepunkte seiner Blüthe stehenden Nürnberg zu übersiedeln,
um an jenem dem Kriegsgetümmel ferner liegenden Orte ungestörter ihren Forschungen leben zu können.

■ Um allfälligen Bemerkungen, die bei flüchtiger Beurtheilung die Einbeziehung dieser nicht speciell kunsthistorischen
Abhandlung in das Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses hervorrufen könnte, zu
begegnen, glaube ich auf den im Vorworte angedeuteten hist oris ch - kritischen Charakter dieses Jahrbuches hinweisen zu
müssen, nach welchem im gegebenen Falle die kritische Beurtheilung der vorliegenden astronomischen und geographischen
Tafeln nur dann möglich ist, wenn zugleich der Stand des geographischen und astronomischen Wissens der Zeit, in welcher
diese Tafeln geschaffen wurden, klargelegt erscheint. Die vorliegende Abhandlung des Herrn Professor Dr. Edmund Weiss,
Directors der Wiener Sternwarte, soll somit die Möglichkeit bieten, die Art und Weise zu beurtheilen, wie der Künstler
der ihm von der Wissenschaft, nach ihrem damaligen Inhalte und Umfange, gestellten Aufgabe gerecht zu werden ver-
mochte. (A. d. R.)
 
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