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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 7.1888

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I. Theil: Abhandlungen
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Weiss, Edmund: Albrecht Dürer's geographische, astronomische und astrologische Tafeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.5397#0221
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2 I 2

Edmund Weiss.

Zur Bezeichnung der Grössen der Sterne sind nur drei Abstufungen eingeführt. Die Sterne erster
Grösse werden als grosse, innen weisse, sechseckige Sterne (5^2) gezeichnet; die zweiter Grösse ebenfalls
als sechseckige, aber etwas kleinere und ausgefüllte Sterne (%). Die Sterne vierter und fünfter Grösse, so-
wie die wenigen, welche Ptolemäus zur sechsten rechnet oder als äjjwcupo: und vs^sXbeSet? bezeichnet, haben
die Form kleiner Ringe (o) erhalten, während die Sterne dritter Grösse bald wie die letztgenannten, bald
wie die der zweiten Grösse eingetragen werden. Welche Grundsätze hierbei massgebend waren, ist jedoch
ohne Kenntniss des Codex, der benützt wurde, schwer zu errathen, weil sich theils durch die Abschreiber,
theils durch die Uebersetzer zahlreiche, oft schwer zu erkennende Fehler in den Almagest eingeschlichen
haben. Von solchen Fehlern möge hier einer etwas ausführlicher besprochen werden, weil er die Ver-
zeichnung eines ganzen Sternbildes der Karte des südlichen Himmels nach sich gezogen hat.

Der Stern erster Grösse Fomalhaut kommt im Kataloge des Ptolemäus zweimal vor: das erste Mal
im Wassermanne, dem vorletzten Bilde des Thierkreises, als am Ende des Flusses stehend, welcher dem
Eimer des Wassermannes entströmt (auf der Karte des Nordhimmels der Stern Nr. 42 des Aquarius); das
zweite Mal als ein Stern im Rachen des südlichen Fisches (Piscis Notius). An letzterem Orte hat jedoch
Ptolemäus den Stern blos angeführt, ohne Angabe seiner Position und Grösse und ohne ihn zu den
Sternen dieses Sternbildes zu zählen. Diesen Umstand übersahen einige Abschreiber und Uebersetzer
und rückten die Positionen aller Sterne dieses Bildes eine Zeile hinauf, indem sie zu Fomalhaut die
Position des ersten Sternes, zum ersten die des zweiten u. s. f. bis zum Ende schrieben, wo ihnen jetzt
natürlich eine Position fehlte. Aus dieser Verlegenheit half man sich damit, dass man die beiden letzten
Sterne des Ptolemäus in einen zusammenzog.

Zum besseren Verständnisse möge die Stelle, soweit sie hier in Betracht kommt, in der richtigen und
verderbten Leseart einen Platz finden.

Bei Ptolemäus stand:

Grösse Länge Breite





3oo°

40'

20 0

20'

südlich



. . . 8

3 04

10

22

i5

»



... 5

291

5o

16

3o

südlich



... 8

291

0

18

10

»



. . . 8

290

10

22

i5



Dafür wurde geschrieben:















. . . 8

3oo"

40'

2O0

20'

»

2. luv iitt tt;; votfou xsptcpspeia; vrfi %e<paX>); 7 6 vj-fou^svo? .

... 8

304

10

22

i5







3o5

20

22

3o

»



... 8

291

0

18

10

»

11. 5 zpoY)Youp.£voq Twv Tptöv 6 eV äpxa? vqq cupä?......

9.

290

10

22

i5



Die Karte ist nun nach einem Codex gezeichnet, der die falsche Lesart hatte; es musste daher, um
den ersten Stern in den Rachen des Fisches zu bringen, der Kopf desselben unnatürlich zurückgekrümmt
und überdies auch gegen die Vorstellung der Alten Verstössen werden, nach welcher der oben erwähnte,
aus dem Eimer des Wassermannes sich ergiessende Strom in den Rachen des Fisches fliesst.

Die falsche Lesart findet sich aber auch in den Alfonsinischen Tafeln und in der ersten i 51 5 zu
Venedig von Peter Lichtenstein gedruckten Ausgabe des Almagestes. Die Länge des letzten, eilften Sternes
ist jedoch nur in den Alfonsinischen Tafeln richtig zu 290° 10' angegeben, bei Lichtenstein hingegen zu

' Der Buchstabe y bedeutet hier 3 und 3 bei der Grössenangabe 4.
 
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