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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 7.1888

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I. Theil: Abhandlungen
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Weiss, Edmund: Albrecht Dürer's geographische, astronomische und astrologische Tafeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.5397#0222
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Albrecht Dürer's geographische, astronomische und astrologische Tafeln.

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2960 o' und auf der Karte (nach Reduction derselben auf Ptolemäus) zu 2860 o'. Es scheinen daher die
Alfonsinischen Tafeln unmittelbar nach der arabischen Handschrift verfertigt worden zu sein, die der Kalif
Almamon im 9. Jahrhunderte hatte ausführen lassen, während bei den beiden anderen Werken Abschriften
der lateinischen Uebersetzung dürften benützt worden sein, die Gherardo Bruno am Ende des 12. Jahr-
hunderts auf Geheiss des Friedrich Barbarossa nach einem solchen arabischen Codex verfasste.

Die Schreckenfuchsische Ausgabe des Ptolemäus, welche nach einer lateinischen Uebersetzung aus
dem griechischen Urtexte, den der Cardinal Bessarion im i5. Jahrhunderte nach Italien gebracht hatte,
veranstaltet wurde, gibt diese Stelle richtig wieder.

Wir haben ausser Stabius, auf den wir sogleich wieder stossen werden, als Mitarbeiter an den Stern-
karten auch Conrad Heinfogel kennen gelernt; es dürfte daher angemessen sein, hier auch einige viel-
leicht weniger allgemein bekannte biographische Notizen über diese beiden Männer einzuschalten.

Von den Lebensschicksalen des Conrad Heinfogel (oder Heynfogel), Capellans und Mathematikus
Kaisers Maximilian L, ist uns wenig mehr bekannt, als dass er um 1470 zu Nürnberg geboren wurde
und nach 153o starb. Er war ein Freund und Gehilfe des auch durch seine für jene Zeit ganz vorzüglichen
astronomischen Beobachtungen bekannten Nürnberger Pfarrers Johann Werner, dem er bei der Heraus-
gabe seiner geographischen Werke half, und gab unter Anderem 1 539 zu Strassburg eine deutsche Ueber-
setzung der Sphaera materialis von Johann Sacrobusto heraus, welche dadurch interessant ist, dass er sich
grosse Mühe gab, auch die Termini Technici des Originals, zum grossen Theile jedoch nicht sehr glück-
en, zu verdeutschen. So nennt er den Aequator Ebenrechter, die Ekliptik Zeychentrager, die Coluren
Waldt -Ochsen-Kreyß, Astrolabium Sternsiebs u. s. w.

Johann Stabius aus Steyr in Oberösterreich, einer der bekanntesten Humanisten seiner Zeit, und der
Erste, den das durch Maximilian I. im Jahre 1 5oi an der Wiener Universität errichtete Collegium poetarum
« mathematicorum zum Dichter krönte, wirkte zuerst als Professor der Mathematik an der Universität in
Ingolstadt und wurde um 1497 in der gleichen Eigenschaft nach Wien berufen. Wegen seiner von allen
Zeitgenossen gerühmten ausserordentlich vielseitigen Bildung ernannte ihn aber Maximilian bald darauf
zu seinem Historiographen und Mathematiker. Als solcher war Stabius durch eine lange Reihe von Jahren
der beständige Begleiter und Beirath des Kaisers bei allen dessen grossartigen literarischen Unter-
nehmungen. In dieser Beziehung schreibt Cuspinianus in der Vorrede zu Maximilians Leben: J. Stabius
erat iudicii acuratissimi vir raraeque doctrinae, qui castra Maximiiiana secutus, semper lateri adhaesit anms
»am assiduis sedecim. Ueber seine Leistungen äussert sich einer seiner bedeutendsten Schüler, Georg Tann-
fetter (Collimitius), in seiner Ausgabe von Peurbach's Tab. Eclipsium, wie folgt: J. Stabius, Austnacus,
vates et poeta, vir omnifariam cruditus et in novarum rerum inventionibus foelicissimi ingenii, cuius
Ferraris inventis invictissimus et illustrissimus caesar Maximiiianus quotidie oblectatur et eius Stibonique
ingenia miratus lectiones publicas in astronomia et mathematica Viennae novo stipendio instituit. Inter
caetera nobilissima eius inventa mathematica haec a me discipulo suo collecta sunt:
Horoscopium universale in lineis helicis. Opus mirandum.
Horoscopium item universale in lineis columnaribus.

Instrumentum ascendentis cum domibus et stellis fixis ad diversas elevationes.
Instrumentum horometrum ad omnia climata cum vario uso.
- Compositio metheoroscopii pro accipienda longitudine civitatis ignota.

Compositiones variarum proiectionum universalium Ptolomaei pro toto globo.
Variae chartae chorographicae propria peregrinationis lustratione depictae.

Descriptio variorum modorum pingendi tabulas cosmographiae Ptolomaei ex veris principiis artis
picturae.

Modus distantias milliariorum inter diversa loca variis instrumentis mensurandi.

Modus constituendi tabulas cosmographiae, quo tarn ab uno loco quam a diversis ad diversa loca

distantia milliarium rite inveniatur.
Constitutio tabulae cosmographicae, sub quo gradu signi et cuius planetae dominio quaevis hitatio

sit subiecta.
 
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