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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 7.1888

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I. Theil: Abhandlungen
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Weiss, Edmund: Albrecht Dürer's geographische, astronomische und astrologische Tafeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.5397#0223
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214

Edmund Weiss.

Modus faciendi horologium lunare ad quamcunque elevationem et superficiem in lineis helicis
et alia plura iucundissima mathematicalia. In reliquis denique artibus vir subtilis et penetrantis ingenii,
carraine et prosa plura et pulcherrima molitur, quibus se aliquando posteritas oblectabit.

Diese Aufzählung gibt übrigens nur ein sehr unvollständiges Bild der umfassenden literarischen Lei-
stungen des Stabius, indem seine ganze historiographische und poetische Thätigkeit nur im Schlusssatze
mit wenigen Worten erwähnt wird; sie ist aber überdies auch in Betreff seiner mathematischen Werke nicht
erschöpfend; denn abgesehen davon, dass sie blos bis zum Jahre 15 14 reicht, in dem Tannstetter's Werk
erschien, während Stabius erst i522 in Graz starb, werden auch seine sehr bedeutenden geographischen
Leistungen, wie seine Erdkarte, von der wir schon oben sprachen, seine Karte der Erzherzogthümer
Oesterreich und Kärnten u. s. w. nicht angeführt. Sie zeigt aber immerhin, dass Stabius in den Augen
seiner Zeitgenossen seinen bedeutenden Ruf hauptsächlich seinen mathematischen und astronomischen
Werken verdankte und dass er sich mit besonderer Vorliebe mit der Ausführung von Projectionen oder rich-
tiger mit der Projectionslehre überhaupt beschäftigte, worin er zweifellos der erste Meister seiner Zeit war.

Die eben genannten Werke des Stabius sind leider wohl alle verschollen; von seinen Horoskopen
hingegen haben sich die Holzstöcke in der k. k. Hof bibliothek bis heute erhalten. Hier hat übrigens das
Wort Horoskop nicht die astrologische Bedeutung, nach welcher es den in der Geburtsstunde aufgehenden
Punkt der Ekliptik (Ascendent) bezeichnet, sondern seine eigentliche etymologische, d. h. in unserem Falle
die einer Construction, mittelst welcher Aufgaben in Bezug auf die Länge und Eintheilung des Tages
u. s. w. gelöst werden können.

Unter den Horoskopen sind zwei von besonderer Zartheit, welche im Jahre i5i2 wahrscheinlich
während eines längeren Aufenthaltes des Stabius bei Dürer in Nürnberg ausgeführt wurden. Das erste ist
in Folio beigelegt und wohl dasjenige, das Tannstetter ein Opus mirandum nennt, das zweite auf Seite 217
wiedergegeben. Beide sind an den Rändern mit den Wappen von Oesterreich und Burgund geziert
und scheinen daher beide dem Kaiser gewidmet worden zu sein. Für das erstere ist dies gewiss, da in dem
Manuscripte auf der kaiserlichen Hofbibliothek Nr. 5280 noch die Zueignungsschrift an den Kaiser Maxi-
milian sammt der dazugehörigen Erklärung aufbewahrt ist. Dieselbe lautet:

Horoscopion universale pro multiplici diversarum gentium ritu diei noctisque horas et momenta

distinguens.

Sacratissimo et invictissimo imperatori cesari divo Maximiliano, pio, foelici, augusto, amplissimam
prosperitatem et victoriam sempiternam.

Cesarea vestra maiestate, maxime imperator, per Romanum imperium, cuius fines a se invicem
haud parum distenduntur, multiplicem tum expeditionem tum perfectionem in dies peragente non eun-
dem omnibus gentibus et provintiis diei noctisve horas adnotandi ritum fore animadverti. Tales igitur
diversas horarum observationes concordie cuiusdam equibilitate conciliavi exeogitato presenti horoscopio,
quod omnibus gentibus Perichtonibus, Antichtonibus et Antipodibus commune existit. Ipsum igitur, poten-
tissime cesar, divo imperatorie vestre maiestatis auspitio dedicatum pro generali mortalium utilitate in
lucem prodeat publicam. Et sicut illud sub vestris stipendio militiaque inchoatum compertumque fuit,
ita cesarei fultum presidio favoris publicos intuitus non verebitur. Imperatoria tandem vestra maiestas
aeternum valeat. Ex Neronburgo ultimo kalendas iunias anno humane reconciliationis MDXII.

Eiusdem vestre sacratissime maiestatis

devotissimus

Joannes Stabius, poeta
et historiographus.

Problema primum: Universalem horoscopii usum et partiles descriptiones pingui, velut aiunt, Mi-
nerua imprimis enarare.

In extremo itaque orbe horoscopion hoc complectitur horas Germanorum et quarundam aliarum
nationum more a media nocte in meridiem et a meridie in noctis medium numeratas aut a meridie in
 
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