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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Abhandlungen
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Engerth, Eduard von: Nachtrag [2]I: zu der Abhandlung über die im kaiserlichen Besitze befindlichen Cartone, darstellend Kaisers Karl V. Kriegszug nach Tunis, von Jan Vermeer;
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0128
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NACHTRAG II

ZU DER ABHANDLUNG ÜBER DIE IM KAISERLICHEN BESITZE BEFIND-
LICHEN CARTONE, DARSTELLEND KAISERS KARL V. KRIEGSZUG NACH

TUNIS, VON JAN VERMAYEN.

Von

Eduard Ritter von Engerth.

n dem Artikel über Vermayen's Darstellungen des Kriegszuges Kaisers Karl V. nach
Tunis im II. Bande des Jahrbuches habe ich (nach Houdoy) davon Erwähnung gethan,
dass Vermayen auch Skizzen für diese Zeichnungen verfertigte, welche sich im Besitze
der Königin von England im Schlosse Windsor befinden sollen. Seither habe ich
durch die besondere Liebenswürdigkeit des Herrn geheimen Hofrathes C. Ruland,
Directors des grossherzoglichen Museums in Weimar, und des Herrn Oberbaurathes
Rothbart, Directors der herzoglichen Sammlungen »auf der Veste« in Coburg, inter-
essante Mittheilungen über diese Skizzen und ihren gegenwärtigen Verbleib erhalten, die ich hier noch nach-
träglich zur Kenntniss der sich dafür interessirenden Kreise bringe.

Schon vor längerer Zeit wurden sechs Bilder im herzoglich Coburg'schen Schlosse Greinburg a. d. D. 1
in sehr verdorbenem Zustande aufgefunden, die sich bei genauer Prüfung als Vorarbeiten Vermayen's für
seine grossen Cartone erwiesen. Der seither verstorbene Prinz-Gemahl Albert von England hat diese
Bilder während eines Besuches bei seinem Bruder in Coburg im Herbste des Jahres 1860 gesehen und sie
von dem Restaurator Aigner in Augsburg restauriren lassen. Hierauf sendete er die Skizzen der Königin
zur Ansicht nach Schloss Windsor; im nächsten Jahre kehrten sie nach Deutschland zurück und blieben
seither in Coburg.

Herr Oberbaurath Rothbart hatte die Güte, mir die sehr deutlichen, gut gelungenen Photographien
der Skizzen, zu übersenden, durch welche ich in den Stand gesetzt wurde, diese sechs Bilder mit den Car-
tonen im Belvedere zu vergleichen und die verschiedenen Abänderungen, welche Vermayen bei der Aus-
führung der letzteren vorgenommen hatte, zu constatiren. Die meisten dieser Veränderungen beschränken
sich auf die Richtigstellung der Hantirung mit den Waffen, da Vermayen bei den Cartonen — der Technik
des Webens Rechnung tragend — das Rechts und Links im verkehrten Sinne gab. Uebrigens scheint ihm
das Festhalten an einem bestimmten Systeme Schwierigkeiten gemacht zu haben; denn das Letztere ist
weder auf den Skizzen noch auf den Cartonen consequent durchgeführt. Im Allgemeinen sind diese Ver-
änderungen zugleich als Verbesserungen anzusehen.

1 Die Herrschaft Greinburg war im Jahre 1537 im Besitze der Grafen von Meggau; dann folgen als Besitzer die Grafen
von Brauner und im Jahre 1565 die Familie Dietrichstein. Im Jänner 1816 kaufte Michael Fink — angeblich Armeelieferant —
die Herrschaft von dem Landmarschall Josef Karl Grafen von Dietrichstein und verkaufte sie im Jahre 1822 an den Herzog von
Coburg. Bei dieser Gelegenheit dürften die Bilder im Schlosse aufgefunden worden sein; wie lange sie sich schon früher dort
befanden, konnte noch nicht erforscht werden.

XI. IS
 
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