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Karo, Georg
Fuehrer durch Tiryns — Athen, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.14546#0044
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40

plia). Ein paar der sehr charakteristischen Formen gibt Abb. 13
wieder, ein einzigartiges großes Vorratsgefäß mit doppeltem Boden,
wohl einen Weinkühler, Abb. 14.

Die Urfirnisware ist, sowohl auf dem Festlande wie auf den
Inseln im Westen und Osten von Griechenland, an den verschie-
densten Stellen gefunden worden. Allgemein erkennt man in ihr
die Keramik der vorgriechischen Bevölkerung, welche die Hellenen
Karer nannten. Dazu stimmen die ungriechischen Namen zahlrei-
cher FH. Fundplätze \ zu denen auch Tiryns gehört. Diese blühende
Kultur, die das Land mit einem erstaunlich dichten Netz von
Ortschaften überzieht, reicht bis zum Ende des III. Jahrtausends,
in manchen Gegenden bis in den Anfang des II. herab. Beziehun-
gen zu Kreta, den Kykladen und Troja sind nachgewiesen. Aus
dem troischen Hinterland ist neben anderen Metallen gewiß auch
das Zinn in die Aegaeis gelangt2; dadurch wurde die für Waffen
und Geräte umwälzende Herstellung der Bronze ermöglicht, die
wir zuerst im späteren Verlaufe des III. Jahrtausends antreffen.

Um 2000 v. Chr. wird jetzt fast allgemein die Einwanderung
der ersten griechischen, arischen Stämme angenommen.
Wie sie sich mit der älteren Bevölkerung auseinandersetzten,
wissen wir nicht. In Tiryns ist ein gewaltsamer Bruch, eine große
Zerstörung zu erkennen. Grundrisse und Bauart der Häuser schei-
nen sich gleich zu bleiben. Die frühhelladische Keramik (Urfirnis-
und polierte Ware) geht in die mittelhelladische über. Deren
bezeichnende Gattungen, glattpolierte graue und gelbe, sog. mi-
nysche, und helltonige, mattbemalte Gefäße, treten von etwa
2000 bis nach 1600 v. Chr. in den Vordergrund; eine Entwickelung
ist bisher kaum nachweisbar. Die zahlreichen Steinkistengräber
dieser Periode liegen mitten in der Siedlung (auch auf der Burg
von Tiryns, oben S. 31). Leider sind sie fast immer leer oder so
ärmlich ausgestattet3, daß wir diese früheste griechische Periode

1 Bequeme Zusammenstellung von Haley-Blegen, Amer. Journ. Archaeol.
XXXII 1928, 146 ff.

2 Früher nahm man an, daß Zinn von den britischen Inseln, den einzigen
Fundplätzen in Europa und Afrika, auf dem Seewege nach dem östlichen Mittel-
meer gelangt sei. Seitdem Zinnvorkommen in Kleinasien bei Eski Schehir nach-
gewiesen sind, ergibt sich dieses Gebiet als natürlicher Lieferant aller benachbarten
Länder. Vgl. F. v. Bissing, Journ. Hell. Stud. LH 1932, 119.

■ Biegen - Wace, Middle-Helladic Torubs, Symbolae Osloenses IX 28 ff.
 
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