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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

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Kleine Mitteilungen
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Kunstgewerbliche Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0014
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sein, als die nächste große internationale Kunstgewerbeschau in
Paris vom deutschen Kunstgewerbe als ein Boden gemieden wer»
den wird, der sich für ehrlichen Wettstreit nicht eignet.

Ausstellung deutscher Kunst in Brüssel. Im Brüsseler
Museum veranstaltet die Direktion gegenwärtig eine Ausstellung
altdeutscher Kunst aus belgischem Privatbesitz — ein eigentüm»
liches Zusammentreffen mit der Haßpropaganda, die die meisten
belgischen Zeitungen in der Zeit der Ruhrbesetzung gegen deutsche
Art nötig finden. Das Hauptstück der Ausstellung ist ein kost»
bares Frühwerk des Straßburger Meisters Hans Baidung Grien,
der damals, 1507, in der Umgebung Dürers war. Es ist ein Altar
mit der Marter des heiligen Sebastian im Mittelstück, sehr kernig
und etwas schwerflüssig in der Erzählung, farbig vom allerschön»
sten, was Baidung malte. Es gehört der Frau von Goldschmidt»
Przibram, die ihren Kunstbesitz von Wien nach Brüssel schaffte.
Darin ist auch ein der altdeutschen Kunstgeschichte wohlbekannt

tes Nürnberger Werk aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts: die
Darstellung von Maria an der Spindel, Elisabeth mit der Garn»
haspel, der Christusknabe will dem kleinen Johannes eine Pfanne
wegnehmen, und dieser ruft (die Worte stehen auf der Tafel):
sieh Mutter, Jesus tut mir. Bei dieser Gelegenheit kam auf der
Rückseite des Bildes eine eindrucksvolle Gefangennahme Christi
zum Vorschein, und nicht nur damit enthüllt sich die Tafel als
Teil eines großen Altars, dessen andere Flügel im Nürnberger
Museum sind. Von Cranach sieht man auf der Brüsseler Aus»
Stellung die Bildnisse Friedrichs des Weisen und Johannes des
Beständigen aus der früheren Sammlung Peltzer, jetzt Albert
Warnant gehörig, dann die große Venus mit dem Amor als
Honigdieb aus der Sammlung Leon Cassel und eines seiner über»
zierlichen Parisurteile, auf dem die drei Wittenberger Fräuleins
eine so possierliche Parade vor dem Ritter zu Füßen einer deut»
sehen Eiche machen.

KUNSTGEWERBLICHE LITERATUR

Die Architektur der italienischen Frührenaissance von

Paul Schubring. Mit 76 Abbildungen. (Kunstgeschichte in Einzel»
darstellungen Band III). Hugo Schmidt Verlag, München. Grund»
preis einfach gebunden Mk. 5. — , in Halbleder Mk. 10.—. Dieses
bilderreiche Archiktekturenwerk sucht in einzelnen Städtebildern
die Vielseitigkeit und den Rhythmus der damaligen Baulust an»
schaulich vorzuführen. Natürlich steht Florenz mit seinen großen
Architekten Brunnelleschi, Alberti Mirhelozzo an der Spitze ,-denn
in dieser Zeit werden die entscheidenden Richtlinien gegeben. Aber
neben dieser mehr methodischen Entwicklung steht die Romantik
Sienas, der Schloßbau von Urbino, das Zierspiel Venedigs, Roms
und Mailands Baukunst. Das Buch ist für alle Kunstfreunde ge»
schrieben, besonders aber fürNicht-Architekten und fürMenschen,
die jetzt nicht nach Italien reisen können, und sich doch an der
1 Iand der Abbildungen eine Vorstellung von der südlichen Ar»
chitektur machen wollen, die auf Grundgefühlen aufgebaut ist
die denen des Nordens oft entgegengesetzt sind, gerade deßhalb
aber doppelt lehrreich ist. Wir würden verarmen, wenn wir nicht
immer den künstlerischen Besitz der Heimat in Bewegung hielten,
durch den Vergleich mit außerdeutschetn Kunstgut, das oft unter
glücklicheren Umständen emporgewachsen und unentbehrlich für
jeden ist, der zu einer klaren Erfassung baukiinstlerischer Grund»
gesetze durchdringen will. Dieser neue Band der „Kunstgeschichte
in Einzeldarstellungen" ist ein Vorläufer des weiteren Teils '■
,,Die Architektur in der Hochrenaissance". Dieser Band wird in
Bälde erwartet werden können.

Das bereits in dritter völlig umgearbeiteter und erweiterter Auf»
läge im Verlag Carl Schmidt 'S) Cie., Berlin, erschienene Werk
von dem Wiener Architekten Prof. Othmar Leixner, Ge-
schichte des Mobiliars und die Möbelstile (Entwicklung von
Wohnung und Raumkunst) faßt das Möbel als Mobiliar und als
kunstgewerbliche Arbeit: als Mobiliar, insofern der Verfasser die
Gestaltung und das Dekor des Möbels in und aus dem Zusam»
menhang mit dem Raumgedanken entwickelt darstellt, wie es als
integriemender Bestandteil des Raums eben vom Raumempfinden
des bauenden Künstlers ebenso seine Idee und Verwirklichung
empfangen hat, wie vor der allgemeinen Stilentwicklung einer
Periode und dem ausführenden Handwerkskünstler. Mit großer
Sorgfalt und frischer Lebendigkeit sind die kulturhistorisch so
interessante Einzelheiten über Häuserbau, Bodenspekulation seit
Römerzeiten Baugesetze, Architekten eingefügt. Die Orientierung
jeder Periode erfolgt nach den Gesichtpunkten der allgemeinen
Kunstentwicklung, des Wohnbaus und der daraus resultierenden

Möbels. Dabei wurden alle nur möglichen Quellen, vor allem
monumentale herangezogen. In 739 Zeichnungen, die am lichtigen
Ort in den Text ei • gebaut sind, wird das einzelne aufs LImfassend»
ste und Gründlichste gezeigt erläutert. Außer der architektonischen
Form des jeweiligen Möbels, also eben sozusagen schematischen
Material ist das Dekor, die Einzelheit, das Ornament ebenso
gründlich und ei schöpfend berücksichtigt. Zahlreich sind die Ab-
bildungen, die vorwiegend die Entwicklung der Motivik des Or»
naments zeichnen. Für die Kunstschreinerei, wie überhaupt für
das Kunstgewerbe wegen seines reichen Motivschatzes, ist das
Buch daher ebenso Tinentbehrlich wie für Architekten und Raum»
künstler, überhaupt alle diejenigen, die für das Werden, Wachsen
und Sichformen des Möbels, von den primitiven Anfänger bis
auf den heutigen Tag lebensvolles Interesse haben.

Von einem ähnlichen Gesichtspunkt ist das kleinere, in der An-
lage einer Monographie gehaltene Buch von Otto K ar o w,Werk-
kunst, „Schreinerarbeiten als Beispiel" (im Verlag von Wil»
heim Ernst 'cÖ Sohn, Berlin) geleitet. „Da die Schreinerarbeiten
in vielerlei Hinsicht eine Zwischenstufe einnehmen zwischen den
rein techntsefukonstruktiven und den freieren Dekorationsformen,
so darf mit einigem Recht das Verhältnis ihrer Werkformen zu
ihren Kunstformen als ein mittleres Verhältnis aller angenommen
werden. In diesem Sinne wird dieses Buch zugleich zum Beispiel
für ein Gesamtthema, dessen kulturelle Bedeutung allgemein er»
kannt wird, dem sich der Handwerker wieder mehr und mehr zu»
wendet und dem das Interesse der Architekten wohl sicher ist."
Die Monographie, die ihr Beweismaterial vornehmlich aus demTirol
und dem Nordwestdeutschland in und nach der Gothik holt, auf die
neueren Konstruktionen ausgreift und in einem zusammenfassen»
den Artikel „Kunsthandwerk und Kultur" endigt, behandelt also
das Thema ausschließlich vom Verhältnis der Kunst und Werkfor»
men aus. Zur Erläuterung sind 146 Textabbildungen beigegeben.

In der Reihe von Klinckhardt und Biermanns „Monographien
des Kunstgewerbes" ist als 16. Band „Die Geschichte der wis-
senschaftlichen Instrumente" vom Beginn der Renaissance bis
zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, von Alfred Rohde, erschies
neu. Die wissenschaftlichen Instrumente kommen für den Verfasser
nur insoweit in Betracht, als sie Kunstformung erhalten haben,
als der Kunstsinn vergangener Zeiten scheinbar so rein praktische
und für künstlerische Belange nicht gerade prädestinerte Instru»
mente veredelt und verfeinert hat. Die Instrumente umfassen die
zeitlichen Meßinstrumente (Sonnenuhren) räumliche,- wie Lineal,
Zirkel, Vermessungsgeräte und schließlich die astronomisch»astro-

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