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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

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Kunstgewerbliche Literatur
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Aus dem Leben des Vereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0015
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logisdien Instrumente <SphäracoeIestica,Torquetum, Astrolabien,
Aspektenschemen usw.) Es ist geradezu verblüffend, welch unge-
heurer Reichtum an Ornamenten, dekorativem Material diese
rechnerischen Gegenstände verziert und zu kunstgewerblichen Ar-
beiten ersten Ranges erhoben hat. Vor allem fällt die ungewöhn-
lich dekorative Gestaltung der Schrift und Zahlen auf, die allein
schon künstlerischen Schmuck feinster und überzeugendster Art
darstellen. Ob reicher oder sparsamer in den Formen, ob rein or-
namental oder mit figürlichem Schpiudc erweitert <wie die Auf-
tragsbussole von Philipp Danfery), jede von den 139 prächtig
wiedergegebenen Arbeiten beweist, daß echte künstlerische Be-
gabung eines Zeitalters jedem auch noch so prosaischen Gegen»
stand den aus dem Zweck und der Form desselben abgeleiteten
Schmuck geben kann.

Die moderne Gravierkunst. Geschichte und Technik des Gra-
vierens. 2. Aufl. VonC.J. Stahl. Mit61 Abb. 19Bogen. Okt.
Geh. Grundzahl (Goldmark) 5.—, gebund. Gz. <Gldm.) 6.—.
Die 2. Auflage der „Modernen Gravierkunst", des einzigen
Handbuches, das den interessierten Fachkreisen in der deutschen
Literatur geboten wird, erfuhr eine sorgfältige Durcharbeitung
des gesamten Stoffes und gleichzeitig damit eine bedeutende Er»
Weiterung des Inhalts. Der Verfasser schickt in seinem Werke eine
kur^e Geschichte der Gravierkunst voran und behandelt dann die
Form eines systematischen Lehrganges ohne Weitschweifigkeiten
das gesamte Gebiet der Graviertechnik, wobei er das große Ge-
wicht auf die Neuerung auf fachlichem Gebiete, die die Neuzeit
gebracht hat, legt. Ganz besonderen Wert dürfte das Werk für
jeden Graveur, für Goldschmiede. Uhrmacher usw., kurzweg für
alle, die den Stichel führen, dadurch haben, daß ihm eine Reihe er-
probter Rezepte für Metallfärbung, Ätzung usw. beigegeben sind,
die teilweise vielleicht bekannt, doch nicht so vollkommnn in der
Erinnerung haften, daß man sie nicht gedruckt und gesammelt
sich wünschen möchte. Das Buch enthält außerdem eine Menge
guter Ratschläge und Winke, es kann jedem Fachmann ebenso
gut empfohlen werden, als dem Lehrgraveur und demjenigen, der
als Autodiktat sich die Gravierkunst zu eigen machen will. Jeden-
falls ist es eines jener fachlichen Handbücher, die leichtverständ-
lich, kurz, praktisch und sachlich, dabei aber vollkommen erschöp»
fend ihre Materie behandeln.

Seit Jahren ist es nicht mehr möglidi gewesen, sich jenen Haus-
schätz zu erwerben, der heute nötiger ist denn je, ein Konver-
sationslexikon, jene Encyklopädie des Wissen?, die der Gebildete
stets um sich braucht. Nun hat der Verlag F. A. Brockhaus, Leips
zig, seinen sogen, kleinen Brodehaus in völlig veränderter Weise
neu herausgegeben: vierbändig unter dem Titel ,,Brockhaus,
Handbuch des Wissens". Damit ist angedeutet, daß das Werk
auf einer anderen Grundlage beruht, nämlich auf der fachwissens
schaftlich streng fundierten und ins Populärwissenschaftliche über-
übertragenen Basis. Man merkt selbst an den kleinsten Artikeln,
daß der Fachmann an der Arbeit war, der die einschlägige Lite-
ratur kennt und bei wichtigen Fragen auch deren neuesten Stand
angibt. Das Seltsame und Sympathische an diesem Buche ist, daß
es nicht bloß einen ungefähren Begriff von der Summe des Wis-
sens und augenblicklichen Standes derForschung geben will, son-
dern wie für jeden einzelnen Stand gesondert und fachlich ge-
arbeitet zu sein scheint. Gerade die Kreise der Kunst und des
Kunstgewerbes werden finden, daß, wo immer sie schnellen Rat
und überzeugende Auskunft brauchen, sie nur das „Handbuch
des Wissens" zu Rate zu ziehen haben, um sofort über alle De«
tail- und Allgemeinfragen orientiert zu sein. Das ganze kultu-
relle Leben der Gegenwart, die verschiedenen künstlerischen Strö-
mungen und Schulen sind genau berücksichtigt und teilweise far-
big wiedergegeben. Ich verweise zum Beispiel auf das Wort „Ex-
pressionismus". Der erste Band, der von A —E reicht, enthält
u. a. einen sehr lesenswerten Artikel über „Deutschland", der
die zum Teil tieftraurigen Veränderungen an dem äußeren Be-
stand und im Innern unseres Vaterlandes darstellt. Freilich ist das
Handbuch durchaus unparteiisch im Sinne einer auskunftgebenden
Mitteilung über das Befragte. In knapper, aber durchaus er-
schöpfender Sachlichkeit sind die einzelnen Begriffe erklärt, mit
einer großen Zahl erläuternder Abbildungen versehen, die über
den Text verstreut oder auf Tafeln wiedergegeben sind. Dieses
Handbuch wird sich daher wegen seiner Billigkeit und Allseitigkeit
gerade in solchen Kreisen einbürgern, die wie die unseren wenig
Zeit zu Einzelnachforschung und anderseits einen starken Bedarf
an Auskunft und Interesse an dem Wichtigen haben, das heute
unsere Wirtschaft, Politik, Kunst und Kultur bewegt. F.

AUS DEM LEBEN DES VEREINS

Am 23. Oktober v. J. erschien S. K. H. Kronprinz
Rupprecht zu einem ihm zu Ehren veranstalteten Be-
grüßungsabend im Vereinshause, wo als Gäste der
Kultusminister, der Handelsminister, die Rektoren der
Uni versität und derTechn. Hochschule, der Direktor der
Akademie der bildenden Künste, die Leiter der Staats^
Sammlungen und die Vertreter der Künstlerschaft ver-
sammelt waren. Nach der Begrüßungsansprache des
Vereinspräsidenten Geh. R. Bestelmeyer gab Gen.-
Dir. Halm dem Dank der bayer. Museumsverwa!tun-
gen für die durdi die Wittelsbacher Landesstiftung den
Kunstsammlungen gewordenen Zuwendungen Aus-
druck.

Kronprinz Rupprecht erwiderte in herzlidien Wor-
ten, erinnerte an die traditionellen Beziehungen seines
Hauses zu Kunst und Kunstgewerbe und sprach die
Hoffnung aus, daß das bayer. Kunsthandwerk dieser

schweren Zeit ungescfiwädit überdauern und zu neuer
Blüte gedeihen möge. Starken Beifall fand Exz. Ferd.
von Millers Wort, unser Kronprinz möchte dasProtek-
torat über alles Gute und Schöne übernehmen und
der ideelle Schützer unseres Bayernlandes sein. Am
Sdilusse eines von Herrn Hofgoldschmied Heiden
verfaßten Festspiels sprach Hofschauspielerin Maja
Reubke als Genius der Kunst eindrucksvolle Weihe-
worte und überreichte unserem Ehrenprotektor eine
Tafel, die von Prof. Düll und Pezold entworfen wurde
und wovon wir auf Seite 14 eine nach dem Modell
angefertigte Abbildung bringen.

Leider konnte wegen Raummangel nur ein gerinn
gerTeil unserer Mitglieder zu diesem in unserer Ver-
einsgeschichte denkwürdigen Abend eingeladen werden
und wir bitten, dies in billiger Würdigung der Ver-
hältnisse zu entschuldigen.

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