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jetzt bekannten jener Zeit abweicht, und sich als eine
eigenthümlich österreichische kund gibt. Im Verhältnis!
zu den gleichzeitigen Malerschulen steht sie weder mit
den niederländischen in Belgien, Holland und am Rhein,
noch mit den oberdeutschen in Nürnberg, Ulm, Augs-
burg und Kolmar in einem directcn Bezug; sic ist sehr
einfach in der Darstellungsweise und erhebt sich, so viel
ich sie kenne, eben so wenig zu hohem Adel und ergrei-
fender Energie, als sie durch Gründlichkeit der Zeichnung
und Modellirung ausgezeichnet wäre. Demungeachtet
erfreuen die bessern Werke dieser Schule durch die naive
Art der Darstellung und die gefälligen, natürlichen
Formen.

Matthäus G r n » e n> a l d.

Uebcr die Lebensverhältnisse und die Werke dieses
ausgezeichneten Malers haben wir nur wenige zuver-
lässige Nachrichten; kennen wir doch weder sein Geburts-
und Sterbejahr, noch die Schule, in der er gebildet
worden. Von seinen Werken sind uns nur sehr wenige
bekannt, da die wichtigsten ehedem im Dom zu Mainz
von den Schweden entwendet worden und auf dem
Wasser zu Grunde gegangen sind, und viele andere, hie
und da zerstreut, fremde Namen tragen; selbst die in
seinem Aufenthaltsorte, in Aschaffenburg, gefertigten,
zum Theil jetzt in der Münchner Pinakothek befindlichen
Gemälde wurden aus Unkenntniß längere Zeit hindurch
dem Miniaturmaler Nicolaus Glockenton aus Nürnberg
zugeschricben. Möchten nachfolgende Mittheilungen zu
weiteren Aufschlüssen über das Leben und die Werke
unseres großen Meisters führen.

Schon oben bei Gelegenheit des Meisters Konrad'
Fyoll aus Frankfurt a. M. ist angegeben worden, daß
im Jahr 1444 ein Maler Hcintz Grünwals, des Fyoll
Schwager, daselbst ein Haus besessen und derselbe wahr-
scheinlich des Matthäus Grünewald Vater gewesen. Die
Familie Grünewald ist noch in Frankfurt ansässig. Cs
darf übereinstimmend mit altern Angaben daher ange-
nommen werden, daß er in dieser Stadt das Licht der
Welt erblickt, sich aber nachmals vorzugsweise zu Aschaf-
fenburg aufgchalten har, wcßwegen er auch Matthäus
von Aschaffenburg genannt wird. Seine bedeutendsten
Werke scheint er für Albrecht von Brandenburg, beson-
ders seitdem derselbe im Jahr 1514 Churfürst von Mainz
geworden, ausgeführt zu habe». Dieser ausgezeichnete,
die Pracht, Künste und Wissenschaften liebende Herr ließ
bekanntlich viele Werke durch die vorzüglichsten deutschen
Künstler seiner Zeit ausführen, von denen hier nur
Albrecht Dürer, Hans Sebald Beham, Nicolaus Glocken-
ton unb Lucas Cranach genannt werden sollen. Vor-
züglich aber beschäftigte er unfern Matthäus Grünewald
mit Fertigung umfassender Altargemälde.

Von ihm ließ er dasjenige malen, welches wahr-
scheinlich den ehemaligen Hauptaltar der Stiftskirche zu
Aschaffenburg schmückte; es bestand aus fünf Tafeln mit
über lebensgroßen Figuren, die nach der Säcularisation
des Stifts im Jahr 1802 in die Gemäldesammlung des
Schlosses daselbst und von da im Jahr 1836 in die
Münchner Pinakothek gebracht worden sind. Das Mittcl-
bild zeigt die Bekehrung des Mauritius durch den hei-
ligen Erasmus, hier daS Vildniß Albrcchts von Bran-
denburg; die Seitenbilder der h. Lazarus und Maria
Magdalena,1 den h. Chrysostomus und Martha. Diese
Gemälde gehören zu dem Großartigsten, was uns von
Grünewald und überhaupt von den oberdeutschen Malern
jener Zeit erhalten ist. Noch bewahrt die Stiftskirche
in Aschaffenburg ein einzelnes Flügelbild, welches von
gleicher Größe wie vorerwähnte Bilder ist und ursprünglich
demselben Altar dürfte angehört haben. Es stellt den
h. Valentinus dar, wie er seinen Bischofsstab auf einen
zu seinen Füßen liegenden Ketzer setzt, eine überaus
würdige Gestalt. Die Ausführung ist breit und ohne
Härte, großartig im Wurf des Gewandes von tiefer
Purpurfarbe mit keck aufgesetzten Lichtern, wie denn
überhaupt das Gemälde eine meisterhafte Tüchtigkeit
beurkundet. Der klare Himmel des Hintergrundes hat
krause Wölkchen.

In der Stiftskirche zu Aschaffenburg in der Maria
Schnee- oder Brandenburger-Capelle befindet sich noch
der vergoldete Sockel eines Altarblattes mit folgender
Inschrift: Ad honorem lesti nivis deiperae Virginia

Hcnricus Retzinan liujus acdis Cuslos el Canonicus
ac Gaspar Schanz Canonicus ejusdeni F. E. 1519 und

N

dem Monogramm Grünewald's

Wohin die alte Altartafel gekommen, ist mir unbe-
kannt, jetzt steht auf jenem Sockel eine Anbetung der
Könige von Isaak Kiening aus Speyer vom Jahr 1577.
Jener Sockel bleibt indessen immer interessant wegen des
Monogramms und der Jahrszahl. Was das N bedeute,
welches sich auch bei einem andern seiner Monogramme
nachgesetzt findet, hat bis jetzt nur zu unbefriedigenden
Vermuthungcn geführt.

Vielleicht sind Theile jenes Altars eine Folgenreihe
von sechs schmalen Bildern einzelner Heiligen von J/3
Lebensgröße, welche sich seit 1802 in der Gemäldesamm-
lung des Schlosses zu Aschaffenburg befinden. Vier der-
selben: St. Stephan, St. Martin, St. Mauritius und i

i Hier bas Bildnis' der Geliebten Albrcchts, Magdalena
Rüdingcr, einer Bäckerstochter ans Mainz, wie Nicolans Vogt
angegeben.
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