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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Kisa, Anton Carel: Antikes Kunsthandwerk am Rhein, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0133
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Mittelfiillung einer in Kupfer getriebenen Wandtafel im Beichsgericht in Leipzig. Nach einer Skizze von Baurat L. Hoffmann

modellirt von H. Giesecke, Berlin.

ANTIKES KUNSTHANDWERK AM RHEIN.

VON ANTON KISÄ.

,NTER den mitteleuropäischen Gebieten,
welche dem römischen Weltreiche unter-
worfen waren, spielten die Rheinlande
sowohl in politischer, wie in kultur-
geschichtlicher Beziehung die hervor-
ragendste Rolle. Die ultramontanen
Eroberer hatte der Ruf fabelhafter Schätze, eines un-
ermesslichen Reichtumes an Gold und kostbaren Natur-
produkten nach Gallien und an den Rhein gelockt, etwa
wie in späteren Tagen die Spanier und Portugiesen nach
Amerika und Afrika. Caesar ward auch für seine Mühen
vollauf befriedigt, er konnte aus der Beute nicht nur
seine gewaltige Schuldenlast tilgen, sondern überdies ein
stattliches Vermögen sammeln, und mit ihm thaten seine
Unterfeldherren ein Gleiches. Auch später erwies sich
Gallien als eine ergiebige Geldquelle. Von Tiberius an
fanden die Imperatoren in ihren häufigen privaten Finanz-
nöten bei den Vorfahren der heutigen Franzosen die
beste Gelegenheit zu Zwanganleihen, die niemals zurück-
bezahlt wurden.

Als die Römer den Rhein in Besitz nahmen, war
er ein keltischer Strom von seiner Quelle bis nahe zur
Mündung. Sie selbst sorgten zuerst dafür, dass er
Kunstgewerueblatt. N. F. VII. H. 8.

Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze werde,
indem sie tapfere germanische Stämme an seinen Ufern
ansiedelten, die sie im Kampfe gegen die Gallier ver-
wendet hatten. So kam es, dass bereits zu Beginn
unserer Zeitrechnung rechts und links Deutsche saßen,
mit Ausnahme der keltisch gebliebenen Strecke von
Bingen bis Brohl. Aber in dem deutsch gewordenen
Lande lag die stärkste Garnison des Weltreiches, acht
Divisionen italischer oder italianisirter Soldaten, Veteranen
mit ihren Frauen, Beamte und der zahlreiche fremde
Tross von Krämern, Schenkwirten, Handwerkern u, s. w.
Die ausgedienten Soldaten blieben zumeist in ihrem
Garnisonsbezirke und machten neuen italischen oder
romanisirten Elementen Platz, da die Einheimischen nur
zu den Hilfstruppen rekrutirt wurden. Unter römischer
Organisation entstand durch Ansiedlung von Einheimischen
und Veteranen die erste deutsche Stadt, Köln, dann
Xanten. Das in keltischem Gebiete liegende Trier war
allerdings schon in Angustus' Zeiten Stadt geworden,
dagegen blieb Mainz während der ganzen römischen
Periode nur ein befestigtes Lager. Von diesen Punkten
aus wurde durch die starke italische Besatzung und
Einwanderung das Rheinland rasch romanisirt. Der

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