Rudolf Junk, Wien
Farbiger Holzschnitt
Rudolf Junk, Wien
Farbiger Holzschnitt
RUDOLF JUNK IN WIEN
Gesamtheit betrachten. In den meisten ist ein helles,
kräftiges und widerspruchvolles Kolorit in klangvolle
Farbensymphonie gebracht: ein Bauernhaus inmitten
einer bunten Frühlingsflora, darüber ein Stückchen
intensiv blauen Himmels mit zwei leuchtend weißen
Wolkenstreifen, — die ernste Stimmung eines nächt-
lichen Friedhofsbildes aus den Tauern, — ein mäch-
tiger, einfacher Barockbau, vom Abendschein über-
haucht, von lenzfrischem Grün umrahmt, —- die freund-
lichen Dächer einer kleinen Stadt an der Donau,
dahinter ein grüner Abhang, bekrönt von Himmelsblau
und schwimmenden Wolkengebilden — das sind so
die Motive des Künstlers. Manchmal gibt er den
Bildern noch eine Zierleiste von stilisierten Ranken.
»Goethes Gartenhaus im Park zu Weimar« ist gar
in einen reichen, feierlichen Rahmen gestellt, in dem
sich renaissanceartige Elemente, Einflüsse der neueng-
lischen Buchdekoration und die Lettern der Schmuck-
schrift in eigenartig reizvoller Weise verschwistern.
In der merkwürdig ungleichen Technik, die bald mit
großen weichkonturierten Flächen arbeitet, bald mit
pointillistischem Fleiß wogende Laubgipfel lebendig
macht, hier die Farben in flimmernden Punkten an-
einanderreiht und ein andermal Wolken in befremdend
harten Linien in das Blau des Himmels setzt — in
alledem ist wohl zu erkennen, daß dieser Künstler
nicht Erlerntes wiedergibt, nicht mit wohlüberlegten,
auf Wirkung berechneten Geschicklichkeiten zu Werk
geht, sondern mit einem gesunden Instinkt nach Aus-
drucksmitteln für sein Wollen sucht. In ungleich-
wertigen Leistungen offenbart sich da immer wieder
ursprüngliches Empfinden, künstlerisches Erlebnis. □
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