Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
302

Die Arabeske.

in der Rankenföhrung war noch ein entschiedenerer Schritt nach
vorwärts zu thun, wenngleich der grundsätzliche, wie wir gesehen
halien, auch nach dieser Eichtling bereits gethan war.

2. Frühsaracenische Rankenornamentik.

Indem wir uns endlich der Besprechung von Denkmälern zuwenden,
die nach Ablauf mehrerer Jahrhunderte seit dem Aufkommen des
Islam bereits nachweislich für Saracenen hergestellt worden sind, wollen
wir uns vor Allem noch einmal die speciflschen Eigentümlichkeiten
gegenwärtig machen, die das ausgebildete saracenische Rankenornament,
die sogenannte Arabeske, charakterisiren.

1. Die Ranken werden an sich wieder zu mehr oder minder
linearen, also geometrisirenden Verbindungselementen, in ihrer
Bewegung verlassen sie aber sehr häufig den aus der Kreislinie heraus
konstruirten Schwung, wie er der vom Spiralornament herkommenden
klassisch-antiken Ranke allezeit eigen gewesen war, und rollen sich
nunmehr auch in ovalen, gebrochenen, geschweiften Linien ein,
laufen von verschiedenen Eichtungen her vielfach sogar zu polygonen
Konfigurationen zusammen, was insbesondere dann statthat, wenn die
Ranke bandartig gestaltet wird, das Rankenornament mit dem Band-
verschlingungsornament sich verquickt. In solchem Falle verlaufen
die bandförmigen Hauptlinien nach einem neuen (polygonalen oder
kurvilinearen) Schema, während die feinen füllenden Ranken dazwischen
den vollen schönen Kreissckwung beibehalten.

2. Die Motive knüpfen entweder an die alten flachen Palmetten,
oder an das alte Akantlmshalbblatt, oder endlich an die byzantinischen
Ableger dieses letzteren an. Der antinaturalistische Zug, der bereits
die Ranken wiederum in eine geometrisirende Richtung gebracht hat,
verräth sich an den Einzelmotiven durch die Reducirung oder Unter-
drückung der Einzelblätter, überhaupt durch eine ausgesprochene
Neigung zur symmetrischen Schematisirung und durch Aus-
schweifung der spitz zulaufenden Theile (z. B. Blattspitzen).
Neben solchen völlig geometrisch stüisirten Motiven (Dreiblatt) laufen
solche von mehr naturalisirendem Charakter, deren Modellirung unzwei-
deutig auf einen genetischen Zusammenhang mit dem plastischen
Akanthusblatt hinweist. Aber selbst in diesem Falle sind an der
Peripherie rund um das fein ausgezackte Detail glatte ungegliederte
Umrisslinien gezogen, die den gewissermaassen geometrischen Habitus
 
Annotationen