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PHILIPP DER AUFRICHTIGE.
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Quellen lehren uns, daß lieh auch von Zeit zu Zeit die Thore der Burg ganz anderen Gälten
öffneten. Philipp's Hochzeit wurde, wie uns die «Speyerer Chronik»}) zum Jahre 14T4 berichtet,
mit einem großen Gelellcnftechcn geleiert, und größere Feftlichkeiten mögen hei der Anwefenheit
Maximilian's 1489 in Heidelberg ftattgefunden haben. Das große Ereigniß aber im Heidelberger heft-
leben ift das große Turnier, welches Rüxner tür das Jahr 14S1 an den pfalzgräflichen Hof verlegt2).
Da wir Philipp in lo vielfachen Beziehungen zur Kunft kennen gelernt haben, wird es
nicht Wunder nehmen, wenn wir uns nach anderen als fchriftlichen Quellen für leine etwaige
Bauthätigkeit am Heidelberger Schlöffe umlehen. Wir verweilen in diefer Beziehung auf unfere
Unterfuchungen über den Rudolfsbau, den Brunnenbau und das Bandhaus. Durch gleichzeitige
Nachrichten zu belegen ift auch lein Antheil am Bau der Peters- und der hl. Geiftkirche,
worüber wir ebenfalls feines Ortes Nachricht geben. Leger, Führer. 4. Aufl. S. 31 u. 34
weift Philipp die Anlage des Wirthfchaftsgebäudes an der Südfeite des Schloßhofes zu, fowie die
Inangriffnahme des großen Walles im Weften, jetzt Stückgarten, und anderer Beteftigungshauten.
1) Mono, Qtißlenfamml. I. 510.
2) Wir können auf das Nähere diefes Turniers im Texte nicht eingehen, denn die Nachrichten über daslclbe
find theils kurz, theils unzuverläflig. Zuerft wird es bei Rüxner befchrieben, dann ilt es erwähnt im Cod. Pal. germ. 95
(Hiftorifcher Calender auf das Jahr 1568, vergl. «Wirth'.f Manu'scripte.» Bd. IV.) und bei Freher, Origines. S. 82.
Die Glaubwürdigkeit Rüxner's namentlich tür die älteren Epochen ift bekanntlich gleich Null; man vergleiche darüber
nur Waitz, Jahrbücher Heiurich's I., wo auch die übrige Literatur angegeben ift; aber für eine Epoche, die fo wenig
hinter der Rüxner's liegt, ift ihm vielleicht mehr Vertrauen zu fchenken. Dazu wird uns von anderer Seite über
Philipp berichtet, daß er mit Vorliebe militärifche Exercitien pflegte: Oefele. II. 577. HjLuffer. I. 494: «pulcher
et pruäens prineeps, in inilitaribtis exereiliis expertns et bönus hastilnsor et UterätuS». Im Befitze des Herrn Rechts-
anwalt Rath Mays in Heidelberg befindet (ich ein Manuscript mit Miniaturen, welches eine Epifode aus diefem
Turniere behandelt. Das Buch, wie es uns jetzt vorliegt, ift entfehieden eine Fälfchung und kann Rüxner's Auslagen
nicht bekräftigen. Nähere Nachrichten über dasielbe findet man in Wirth'j Archiv. IL S. 258, wo es natürlich für
echt gehalten wird. Der Held ift ein Hans von Seckendorf, der es mit leiner ritterlichen Ehre vereinbar findet
ein Opfer der Vehme auszuplündern, nachdem der arme Bauer, der das Vehmenurtheil vollftreckt, lieh vom Raube
frei gehaltet! hat. Als Verfaffer und Maler giebt (ich ein Baumeifter Pirkhammer aus. Auf der Heidelberger
Univerfitätsbibliothek befindet (ich eine Handichritt, die ich den Schriftzügen nach in die zwanziger Jahre unlcres
Jahrhunderts fetzen möchte, und die (Ich ielbft documentirt als eine Copie nach einem ((alten Manuscripte». Sie
trägt die Signatur: Heid. Ms. Sehr. 359. Nr. 83 und ift, wenn ich nicht irre, durch Schenkung an ihren jetzigen
Aufbewahrungsort gekommen. Sie bezieht fleh unzweifelhaft auf das in Rede liebende Turnier. Die Jahreszahl
freilich giebt fie nicht, aber den Tag: Sonntag nach Bartholomen Sie enthält eine Befchreibung der Kämpfe und
des Turnierdankes und die Turnierordnung. Im Wesentlichen ftimmt alles mit Rüxner überein, nur ift durchgängig
eine andere Ordnung der Materie eingehalten. Auf unter Schloß wird nur zweimal Bezug genommen: Es werden
die Gälte <(tiff finer gnaden Slofi» zum Nachtimbiß geladen, und die Damen fpeifen «in der Pj'al/^refjin Sal». Bei
Rüxner, um darauf zurückzukommen, fehlt es natürlich nicht an einer Abbildung des ■Raumes, in welchem das Eeft-
eften nach dem Turniere ftattfindet, ein Bildchen aber das auch bei anderen Gelegenheiten wiederkehrt. Im Texte
wird befonders hervorgehoben ein Credenztilch mit 42 großen filbernen Flafchen und Kannen und 100 Schalen und
Bechern. Man vergleiche die Erwähnung des Credenztilches in der Speyerer Chronik oben in dem Abfchnitte über
Mathias von Kemnat.
PHILIPP DER AUFRICHTIGE.
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Quellen lehren uns, daß lieh auch von Zeit zu Zeit die Thore der Burg ganz anderen Gälten
öffneten. Philipp's Hochzeit wurde, wie uns die «Speyerer Chronik»}) zum Jahre 14T4 berichtet,
mit einem großen Gelellcnftechcn geleiert, und größere Feftlichkeiten mögen hei der Anwefenheit
Maximilian's 1489 in Heidelberg ftattgefunden haben. Das große Ereigniß aber im Heidelberger heft-
leben ift das große Turnier, welches Rüxner tür das Jahr 14S1 an den pfalzgräflichen Hof verlegt2).
Da wir Philipp in lo vielfachen Beziehungen zur Kunft kennen gelernt haben, wird es
nicht Wunder nehmen, wenn wir uns nach anderen als fchriftlichen Quellen für leine etwaige
Bauthätigkeit am Heidelberger Schlöffe umlehen. Wir verweilen in diefer Beziehung auf unfere
Unterfuchungen über den Rudolfsbau, den Brunnenbau und das Bandhaus. Durch gleichzeitige
Nachrichten zu belegen ift auch lein Antheil am Bau der Peters- und der hl. Geiftkirche,
worüber wir ebenfalls feines Ortes Nachricht geben. Leger, Führer. 4. Aufl. S. 31 u. 34
weift Philipp die Anlage des Wirthfchaftsgebäudes an der Südfeite des Schloßhofes zu, fowie die
Inangriffnahme des großen Walles im Weften, jetzt Stückgarten, und anderer Beteftigungshauten.
1) Mono, Qtißlenfamml. I. 510.
2) Wir können auf das Nähere diefes Turniers im Texte nicht eingehen, denn die Nachrichten über daslclbe
find theils kurz, theils unzuverläflig. Zuerft wird es bei Rüxner befchrieben, dann ilt es erwähnt im Cod. Pal. germ. 95
(Hiftorifcher Calender auf das Jahr 1568, vergl. «Wirth'.f Manu'scripte.» Bd. IV.) und bei Freher, Origines. S. 82.
Die Glaubwürdigkeit Rüxner's namentlich tür die älteren Epochen ift bekanntlich gleich Null; man vergleiche darüber
nur Waitz, Jahrbücher Heiurich's I., wo auch die übrige Literatur angegeben ift; aber für eine Epoche, die fo wenig
hinter der Rüxner's liegt, ift ihm vielleicht mehr Vertrauen zu fchenken. Dazu wird uns von anderer Seite über
Philipp berichtet, daß er mit Vorliebe militärifche Exercitien pflegte: Oefele. II. 577. HjLuffer. I. 494: «pulcher
et pruäens prineeps, in inilitaribtis exereiliis expertns et bönus hastilnsor et UterätuS». Im Befitze des Herrn Rechts-
anwalt Rath Mays in Heidelberg befindet (ich ein Manuscript mit Miniaturen, welches eine Epifode aus diefem
Turniere behandelt. Das Buch, wie es uns jetzt vorliegt, ift entfehieden eine Fälfchung und kann Rüxner's Auslagen
nicht bekräftigen. Nähere Nachrichten über dasielbe findet man in Wirth'j Archiv. IL S. 258, wo es natürlich für
echt gehalten wird. Der Held ift ein Hans von Seckendorf, der es mit leiner ritterlichen Ehre vereinbar findet
ein Opfer der Vehme auszuplündern, nachdem der arme Bauer, der das Vehmenurtheil vollftreckt, lieh vom Raube
frei gehaltet! hat. Als Verfaffer und Maler giebt (ich ein Baumeifter Pirkhammer aus. Auf der Heidelberger
Univerfitätsbibliothek befindet (ich eine Handichritt, die ich den Schriftzügen nach in die zwanziger Jahre unlcres
Jahrhunderts fetzen möchte, und die (Ich ielbft documentirt als eine Copie nach einem ((alten Manuscripte». Sie
trägt die Signatur: Heid. Ms. Sehr. 359. Nr. 83 und ift, wenn ich nicht irre, durch Schenkung an ihren jetzigen
Aufbewahrungsort gekommen. Sie bezieht fleh unzweifelhaft auf das in Rede liebende Turnier. Die Jahreszahl
freilich giebt fie nicht, aber den Tag: Sonntag nach Bartholomen Sie enthält eine Befchreibung der Kämpfe und
des Turnierdankes und die Turnierordnung. Im Wesentlichen ftimmt alles mit Rüxner überein, nur ift durchgängig
eine andere Ordnung der Materie eingehalten. Auf unter Schloß wird nur zweimal Bezug genommen: Es werden
die Gälte <(tiff finer gnaden Slofi» zum Nachtimbiß geladen, und die Damen fpeifen «in der Pj'al/^refjin Sal». Bei
Rüxner, um darauf zurückzukommen, fehlt es natürlich nicht an einer Abbildung des ■Raumes, in welchem das Eeft-
eften nach dem Turniere ftattfindet, ein Bildchen aber das auch bei anderen Gelegenheiten wiederkehrt. Im Texte
wird befonders hervorgehoben ein Credenztilch mit 42 großen filbernen Flafchen und Kannen und 100 Schalen und
Bechern. Man vergleiche die Erwähnung des Credenztilches in der Speyerer Chronik oben in dem Abfchnitte über
Mathias von Kemnat.