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PETER HARER.
II. Peter Harer.
(1535.)
otizen ganz anderen Characters als die des Leodius fchöpfen wir aus den beiden anderen
Jl. \| Schriften, die Friedrich II. zum Mittelpunkt haben. Statt der dürren vielleicht unver-
ftändlichen aber jedenfalls präciien Angaben dort haben wir hier überfchwengliche Schilderungen
mit fchwimmenden wechfelnden Bildern, aus welchen es fchwer wird, den Kern der Realität
herauszulchälen.
Die erfte diefer Schriften, von Peter Harer, dem bekannten Gefchichtfchreiber des Bauern-
krieges, befingt in mehr als 4000 Verfen die Vermählung Friedrich's II. mit der «drei König-
reiche ftarken» Dorothea von Dänemark; die andere, von Nicolaus Cisner, einem kurfürftlichen
Rath und ebenfalls bekannten Schriftftcllcr, fchildert in lateinifchen- Verfen die Feierlichkeiten,
unter welchen Friedrich IL, der damals grade leinen 70jährigen Geburtstag feierte, zwei Damen
feines Hofes an zwei junge Edelleute vermählte.
Die Vergleichung diefer beiden Schriften, ja fie nur nach einander zu lefen, ift ungemein
intereffant. Man bedenke: die Hochzeiten finden beide in denfelben Räumen ftatt, das Programm
ift das gleiche (hat es doch bis in's vorige Jahrhundert für derartige Anläffe kaum gewechfelt),
die Hauptperfonen find in beiden Friedrich und Dorothea, die Gälte zum Theil diefelben, und
nur eine geringe Anzahl von Jahren liegt zwifchen den beiden heften; aber dennoch flehen fich
die Befchreibungen derfelben gegenüber wie zwei verichiedene Weltanfchauungen. Harer fchreibt
deutfeh, Cisner lateinifch, und darin liegt der ganze nicht unintcreffante Gegenfatz. Dort waren
die alten deutschen Heldenlieder Mufter, hier die antiken lateinifchen Dichter. Dort gehen die
Vergleiche auf die Ritter der Tafelrunde, hier auf die Heroen des klaffifchen Alterthums; die
gleichen Motive find oft zu ganz entgegengeletzten Bildern verwendet.
Auf den dichterifchen Werth geprüft, geben wir Harer, trotz des fchweren Ganges der
Sprache, eher den Vorzug. An Stellen, wo er die edeln Frauen fchildert, wie fie von den Altanen
der Häufer den Ritteripielen zufebauen, den Turnierdank vertheilen oder die Braut zur Kirche
und in ihr Gemach begleiten, erhebt er lieh ein wenig. Es gelingt ihm da manchesmal, einen
Ton anzufchlagen, der angenehm klingt und heiter, und in welchem man das vom weiblichen
Reize gefangene Herz des Dichters leiie pochen hört. Cisner dagegen geht immer in gewaltigen
pathetilchen Stiefeln einher, die er den claffilchen Dichtern entlehnt, und nirgends läßt fich bei
ihm eine perfönliche Regung hindurchfühlen.
Wir werden hier die Arbeiten Beider näher kennen lernen.
PETER HARER.
II. Peter Harer.
(1535.)
otizen ganz anderen Characters als die des Leodius fchöpfen wir aus den beiden anderen
Jl. \| Schriften, die Friedrich II. zum Mittelpunkt haben. Statt der dürren vielleicht unver-
ftändlichen aber jedenfalls präciien Angaben dort haben wir hier überfchwengliche Schilderungen
mit fchwimmenden wechfelnden Bildern, aus welchen es fchwer wird, den Kern der Realität
herauszulchälen.
Die erfte diefer Schriften, von Peter Harer, dem bekannten Gefchichtfchreiber des Bauern-
krieges, befingt in mehr als 4000 Verfen die Vermählung Friedrich's II. mit der «drei König-
reiche ftarken» Dorothea von Dänemark; die andere, von Nicolaus Cisner, einem kurfürftlichen
Rath und ebenfalls bekannten Schriftftcllcr, fchildert in lateinifchen- Verfen die Feierlichkeiten,
unter welchen Friedrich IL, der damals grade leinen 70jährigen Geburtstag feierte, zwei Damen
feines Hofes an zwei junge Edelleute vermählte.
Die Vergleichung diefer beiden Schriften, ja fie nur nach einander zu lefen, ift ungemein
intereffant. Man bedenke: die Hochzeiten finden beide in denfelben Räumen ftatt, das Programm
ift das gleiche (hat es doch bis in's vorige Jahrhundert für derartige Anläffe kaum gewechfelt),
die Hauptperfonen find in beiden Friedrich und Dorothea, die Gälte zum Theil diefelben, und
nur eine geringe Anzahl von Jahren liegt zwifchen den beiden heften; aber dennoch flehen fich
die Befchreibungen derfelben gegenüber wie zwei verichiedene Weltanfchauungen. Harer fchreibt
deutfeh, Cisner lateinifch, und darin liegt der ganze nicht unintcreffante Gegenfatz. Dort waren
die alten deutschen Heldenlieder Mufter, hier die antiken lateinifchen Dichter. Dort gehen die
Vergleiche auf die Ritter der Tafelrunde, hier auf die Heroen des klaffifchen Alterthums; die
gleichen Motive find oft zu ganz entgegengeletzten Bildern verwendet.
Auf den dichterifchen Werth geprüft, geben wir Harer, trotz des fchweren Ganges der
Sprache, eher den Vorzug. An Stellen, wo er die edeln Frauen fchildert, wie fie von den Altanen
der Häufer den Ritteripielen zufebauen, den Turnierdank vertheilen oder die Braut zur Kirche
und in ihr Gemach begleiten, erhebt er lieh ein wenig. Es gelingt ihm da manchesmal, einen
Ton anzufchlagen, der angenehm klingt und heiter, und in welchem man das vom weiblichen
Reize gefangene Herz des Dichters leiie pochen hört. Cisner dagegen geht immer in gewaltigen
pathetilchen Stiefeln einher, die er den claffilchen Dichtern entlehnt, und nirgends läßt fich bei
ihm eine perfönliche Regung hindurchfühlen.
Wir werden hier die Arbeiten Beider näher kennen lernen.