Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Rosenberg, Marc; Stark, Carl Bernhard
Quellen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses — Heidelberg, 1882

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7418#0256

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EXCURS III.

243

V. Diverfe eingemauerte Bruchftücke.

1) Rudolfsbau. Im Innern findet fich das Bruchftück einer Treppenftufe eingemauert und außen an den Strebe-

pfeilern eine Volute, fowie ein Theil eines profilirten Giebels.

2) Treppenthurm beim Neuen Hof. Ganz oben unter dem Gefims, an der Südfeite ift ein Stein eingefetzt, der

einzelne Buchftaben zeigt: NOVA AVLA.

3) Zeughaus. An der äußeren Zeughauswand (gegen Norden) etwa 10 m. vor dem Eingange in das Gewölbe

unter dem Altan befindet fich in einer Höhe von ungefähr 4 m. das Bruchftück eines ornamentirten
Steines mit einer Rofette in einem Zwickel.

Zum Schluß fei noch der Vollftändigkeit halber der Infchriften gedacht, welche (ich über der Kirchenthüre
am Friedrichsbau und nach Metzger S. 68, Nr. 49 an einer eifernen Thür beim Urfprung des Fürftenbrunnens be-
finden. Nebenbei fei noch bemerkt, daß in demfelben Geifte, wie am Schlöffe die Kugeln, am Marftall in der Nähe
des weltlichen Portals eine Eidechfe mit kühnem Meißel roh aus dem Steine herausgehauen ift.

-—O<=*=e£?^0RgS»=c=><>--

Excurs III.
Der Rudolfsbau (Bibliothek).

Derjenige Theil des Heidelberger Schloffes, welcher nach Welten ftark vortretend fich zwifchen dem Ruprechts-
bau und dem fog. Bandhaufe befindet, ift unter dem Namen Rudolfsbau bekannt.

Wenn ich recht fehe, fo ift es Leger, der diefe Bezeichnung eingebürgert hat. Kr ging dabei von der An-
fchauung aus, daß Rudolf I. der Gründer des jüngeren Heidelberger Schloffes ift, und daß in diefem der ältefte Bau-
theil das Gebäude ift, mit welchem wir uns hier befchäftigen.

Die Erörterung der frage, ob Rudolf I. die erfte Anlage der niederen Heidelberger Burg zuzufchreiben ift,
laden wir hier unerörtert, hoffen aber zuverfichtlich, daß fie mit erfchöpfender Benutzung des einfehlägigen bayer.
Urkundenmaterials wird endgiltig gelöft werden können. Daß aber der Rudolfsbau der ältefte Theil des Heidel-
berger Schloffes fei, können wir nicht annehmen; wir denken uns vielmehr, ohne vorläufig die Thürme in die Untcr-
fuchung hineinzuziehen, das fog. Bandhaus als den alterten vorhandenen Theil. Auf der Weftfeite fteht diefem zu-
nächft, zeitlich vor dem Rudolfsbau, der Ruprechtsbau. Diefer entftanden im Beginne und das fog. Bandhaus entftanden
am Schluffe des 14. Jahrb. haben manches Gemeinlame. Bei beiden finden wir eine regelmäßig gezogene Oftwand
mit rechtwinkligen Anfchlüffen im Süden und Norden, die Weftwände aber find je ein- refp. zweimal gebrochen um dem'
Terrain zu folgen. Die dadurch entftandene Divergenz der Mauern wird dem mittelalterlichen Princip der Ausmitte-
lung zufolge einerfeits fchon durch die Pfeilerftellung im Souterrain, andererfeits durch die auf Bogenfpannungen
hinlaufenden Parterremauern theilweife ausgeglichen.

Sehr abweichend von diefen Principien gehört der Rudolfsbau einer Zeit an, in welcher man in den Tcrrain-
verhältniffen nicht mehr fo abhängig war, fondern, wie lchon Metzger richtig bemerkt hat, über das ehemalige
Schloßplateau hinausging1).

Abgefehen davon, daß der Rudolfsbau einen fo complicirten Grundriß hat, daß er fich fchon auf den erften
Anblick von den beiden anderen ebengenannten Schloßbauten unterfcheidet, lehrt eine Unterfuchung der Stellen,
mit welchen er an feine beiden Nachbarn anftößt (vergl. Tafel 6) und die Dispofition der Treppen, daß er, um fie
miteinander zu verbinden, errichtet worden ift. Unfere Annahmen werden noch beftätigt durch eine Vergleichung
der Mauerftärke: Bandhaus, Weftwand 125—135 cm.,

Ruprechtsbau, » 134 » 2),

Rudolfsbau, » 273 » .

') Metzger drückt fich hier zwar anders aus, aber es ift doch fein Gedanke, den wir hier aufnehmen; er fpricht von einem
Durchbruch der alten Schloßmaucr. Wenn er die Zingel damit meint, fo wird fie fich wohl etwas mehr nach Werten, etwa dort, wo
der Rudolfsbau feine Weftwand hat, hingezogen haben.

2) An abfehüfligem Terrain, weil fchwer angreifbar, find die Mauern immer dünner gehalten. Die Südweftkantc des Ruprechts-
baues lag mehr exponirt und hatte damals noch nicht den viereckigen Thorthurm. Sie ift daher ftarker als der weitere Theil der Weft-
feite erreicht aber mit ihren 212 cm. und 164 cm. noch nicht die Stärke der gefchützten Rudolfsbauwand.

31*
 
Annotationen