Excurs I.
Die Erwähnung des Schlofles Heidelberg am Ende des 12. Jahrhunderts.
Es handelt Geh hier darum, die Unterlage einer Nachricht kennen zu lernen, der wir bei Allen, welche über die
Pfalz gefchrieben haben, begegnen, und die dahin geht, daß Konrad von Hohenftaufen, Bruder Friedrich's I., fich
in Stadt und Burg Heidelberg aufgehalten, letztere erbaut und erftere erweitert habe. Es wird genügen, wenn wir
uns über diefen Gegenftand mit Häuffer dem Beften und Wörth dem Jüngften, der ihn berührt hat, auseinander-
fetzen. Hüuffer (Ludwig Häuffer, Gefchichte der rheinifchen Pfal%. 2 Bde. Heidelberg 1845.) Bd. I, S. 52 ohne
Quelle: «Conrad's Hauptßt^ war die Burg auf dem Jettenbühl bei Heidelberg». S. 54: «Das Schloß und die Stadt Heidel-
berg wurden vergrößert, und von der Burg auf dem Jettenbühl fuhr Conrad fort etc.», belegt durch eine Stelle bei Mut ins,
und endlich S. 59 abermals ohne Quelle: «Seinen Liebling sauf enthalt halle Conrad in Stahleck und dem allen Bergfchloffe
auf dem Jettenbühl bei Heidelberg». Vergeblich würden wir unter den bekannten Quellen nach urkundlichen oder
wenigstens gleichzeitigen Belegen für diele Behauptungen fuchen. Sie fcheinen fämmtlich zurückzugehen auf zwei in
Stahleck (welches Conrad 1189 erworben) ausgeftellte Urkunden von 1190, die fich bei Würdtwein, Fr eh er und
Tolner finden, und was Heidelberg betrifft, auf jene von Häuffer angezogene Stelle aus Mutius Chron. Genn., ge-
druckt bei Piftorius, Genn. Script. Bd. II, S. 775, alfo lautend: «Hic Conrddus Imperatons frater Hcidelbergam oppi-
dum cl arcem wdificando ampliavit et decoravit, ante cum enim nihil illic erat nomine memorabili dignum. Libenter enim
eo loeo kabitavit.» Mutius lebte von 1496 bis 1571, und fein «Chronicon» ift 1539 zuerft gedruckt. Ich weiß leider
nicht, wie er (ich feinen Quellen gegenüber verhalten hat, aber ich nehme bei dem Wortlaute des Satzes Anftand,
ihn auf eine frühe Quelle zurückzuführen. Ante cum nihil illic erat nomine memorabili dignum klingt ganz wie eine
fpätere Reconftruction. Wenn aber auch die Notiz von Mutius nicht urkundlich zu belegen ift, fo hat lie doch viel
Wahrfcheinlichkeit für fich, denn es fpricht fo Manches dafür, daß etwa in die Zeit, da Konrad «Comes Palatinus
Reni» war, die hauptfächlichfte Entwicklung von Heidelberg fällt. Namentlich leben wir aus Nachrichten, die dem
Beginne des 15. Jahrhunderts entflammen, daß die Stadt bald nach Konrad fchon mit einem entwickelten munici-
palen Charakter dafteht. Belege dafür: die Notiz in «Wirth's Manuscripte», Bd. Y. Daß Heidelberg fchon 1140 die
erften ftädtifcheri Mauern erhalten habe, geht jedenfalls auf den weiter unten citirten Trithemius zurück und fteht
oder fällt mit ihm. Belfer fundirt find die folgenden Angaben: 1196 Cunradus plebanus de Heidelberch als Zeuge.
Gudenus, Syll. p. 50, Nr. 20. «Wirth's Manuscripte» Bd. V. 1219 Belms plebanus in Heidelberg. Gud. 107. 45.
«Wirth's Manuscripte» Bd. Y. 1220 Burgenses de Heidelberg: Sibido advocatus und Andere. Gudenus 113. 46.
«Wirth's Manuscripte» V. 122 . . . Cives in Heidelberg. Gudenus 144. 63. «Wirth's Manuscripte» Bd. I. 1229
Schultheiß und Burger von Heidelberch. Urkunde in Gefchichte und Befchreibung des Pfa'^grafeujleins bei Caub von
Baumeifter Peters und Dr. Roffel in den Jahrbüchern d. Vereins v. Alterthumsfreunden im Rheinl. Heft 46 S. 50 ff.
1231 Advocatus de Heidelberg. Würdtwein, Chron.'diplom. Schon. S. 69. «Wirth's Manuscripte» V. Am Schluß
des Jahrhunderts, unter Rudolf I., wird fchon des Rathcs der Stadt 1 Ieidelberg gedacht. Derartige indirecte Zeug-
niffe find wohl dazu angethan, Häuffer zu rechtfertigen, wenn er die Notiz des Mutius verwerthet; wir aber
können fic in unferen erften Abfchnitt nicht aufnehmen, da wir nur ftreng Authentifches fuchen, und es uns auf die
Beibringung des urfprüriglichen Wortlautes ankommt. Anders erfcheint die Sache auf den erften Anblick, wenn man
Wirth's Vortrag über die Entfiehung der Stadl Heidelberg lieft, in Mittheilungen des Heidelberger Schloßvereins. Erlte
Reihe (mehr nicht erfchienen) 1866—186S, Heidelberg 1S6S, 23 S., 4°,' pag. 7 ff. Da Tagt er S. 11: «Conrad
wohnte in Heidelberg, und nachdem er fich die Burg gebaut hatte, erweiterte er das Städtlein; vorher war hier nichts
Keinieuswcrlhcs» und beglaubigt diefen Ausfpruch durch einen Hinweis auf die «alte Lorfcher Chronik». Nun ift die
Lorfchcr Chronik oder das Chroniken Laurishaimense, herausgegeben 1768 in drei Quartbänden von der Mannheimer
Academia Palatina, eine fehr lautere, auf Urkunden und alten Aufzeichnungen bafirende Quelle, welche die Fort-
fetzung bildet zu jenen berühmten Lorfcher Annahm, die für die Karolingifche Gefchichte fo wichtig find. Eine Notiz
Die Erwähnung des Schlofles Heidelberg am Ende des 12. Jahrhunderts.
Es handelt Geh hier darum, die Unterlage einer Nachricht kennen zu lernen, der wir bei Allen, welche über die
Pfalz gefchrieben haben, begegnen, und die dahin geht, daß Konrad von Hohenftaufen, Bruder Friedrich's I., fich
in Stadt und Burg Heidelberg aufgehalten, letztere erbaut und erftere erweitert habe. Es wird genügen, wenn wir
uns über diefen Gegenftand mit Häuffer dem Beften und Wörth dem Jüngften, der ihn berührt hat, auseinander-
fetzen. Hüuffer (Ludwig Häuffer, Gefchichte der rheinifchen Pfal%. 2 Bde. Heidelberg 1845.) Bd. I, S. 52 ohne
Quelle: «Conrad's Hauptßt^ war die Burg auf dem Jettenbühl bei Heidelberg». S. 54: «Das Schloß und die Stadt Heidel-
berg wurden vergrößert, und von der Burg auf dem Jettenbühl fuhr Conrad fort etc.», belegt durch eine Stelle bei Mut ins,
und endlich S. 59 abermals ohne Quelle: «Seinen Liebling sauf enthalt halle Conrad in Stahleck und dem allen Bergfchloffe
auf dem Jettenbühl bei Heidelberg». Vergeblich würden wir unter den bekannten Quellen nach urkundlichen oder
wenigstens gleichzeitigen Belegen für diele Behauptungen fuchen. Sie fcheinen fämmtlich zurückzugehen auf zwei in
Stahleck (welches Conrad 1189 erworben) ausgeftellte Urkunden von 1190, die fich bei Würdtwein, Fr eh er und
Tolner finden, und was Heidelberg betrifft, auf jene von Häuffer angezogene Stelle aus Mutius Chron. Genn., ge-
druckt bei Piftorius, Genn. Script. Bd. II, S. 775, alfo lautend: «Hic Conrddus Imperatons frater Hcidelbergam oppi-
dum cl arcem wdificando ampliavit et decoravit, ante cum enim nihil illic erat nomine memorabili dignum. Libenter enim
eo loeo kabitavit.» Mutius lebte von 1496 bis 1571, und fein «Chronicon» ift 1539 zuerft gedruckt. Ich weiß leider
nicht, wie er (ich feinen Quellen gegenüber verhalten hat, aber ich nehme bei dem Wortlaute des Satzes Anftand,
ihn auf eine frühe Quelle zurückzuführen. Ante cum nihil illic erat nomine memorabili dignum klingt ganz wie eine
fpätere Reconftruction. Wenn aber auch die Notiz von Mutius nicht urkundlich zu belegen ift, fo hat lie doch viel
Wahrfcheinlichkeit für fich, denn es fpricht fo Manches dafür, daß etwa in die Zeit, da Konrad «Comes Palatinus
Reni» war, die hauptfächlichfte Entwicklung von Heidelberg fällt. Namentlich leben wir aus Nachrichten, die dem
Beginne des 15. Jahrhunderts entflammen, daß die Stadt bald nach Konrad fchon mit einem entwickelten munici-
palen Charakter dafteht. Belege dafür: die Notiz in «Wirth's Manuscripte», Bd. Y. Daß Heidelberg fchon 1140 die
erften ftädtifcheri Mauern erhalten habe, geht jedenfalls auf den weiter unten citirten Trithemius zurück und fteht
oder fällt mit ihm. Belfer fundirt find die folgenden Angaben: 1196 Cunradus plebanus de Heidelberch als Zeuge.
Gudenus, Syll. p. 50, Nr. 20. «Wirth's Manuscripte» Bd. V. 1219 Belms plebanus in Heidelberg. Gud. 107. 45.
«Wirth's Manuscripte» Bd. Y. 1220 Burgenses de Heidelberg: Sibido advocatus und Andere. Gudenus 113. 46.
«Wirth's Manuscripte» V. 122 . . . Cives in Heidelberg. Gudenus 144. 63. «Wirth's Manuscripte» Bd. I. 1229
Schultheiß und Burger von Heidelberch. Urkunde in Gefchichte und Befchreibung des Pfa'^grafeujleins bei Caub von
Baumeifter Peters und Dr. Roffel in den Jahrbüchern d. Vereins v. Alterthumsfreunden im Rheinl. Heft 46 S. 50 ff.
1231 Advocatus de Heidelberg. Würdtwein, Chron.'diplom. Schon. S. 69. «Wirth's Manuscripte» V. Am Schluß
des Jahrhunderts, unter Rudolf I., wird fchon des Rathcs der Stadt 1 Ieidelberg gedacht. Derartige indirecte Zeug-
niffe find wohl dazu angethan, Häuffer zu rechtfertigen, wenn er die Notiz des Mutius verwerthet; wir aber
können fic in unferen erften Abfchnitt nicht aufnehmen, da wir nur ftreng Authentifches fuchen, und es uns auf die
Beibringung des urfprüriglichen Wortlautes ankommt. Anders erfcheint die Sache auf den erften Anblick, wenn man
Wirth's Vortrag über die Entfiehung der Stadl Heidelberg lieft, in Mittheilungen des Heidelberger Schloßvereins. Erlte
Reihe (mehr nicht erfchienen) 1866—186S, Heidelberg 1S6S, 23 S., 4°,' pag. 7 ff. Da Tagt er S. 11: «Conrad
wohnte in Heidelberg, und nachdem er fich die Burg gebaut hatte, erweiterte er das Städtlein; vorher war hier nichts
Keinieuswcrlhcs» und beglaubigt diefen Ausfpruch durch einen Hinweis auf die «alte Lorfcher Chronik». Nun ift die
Lorfchcr Chronik oder das Chroniken Laurishaimense, herausgegeben 1768 in drei Quartbänden von der Mannheimer
Academia Palatina, eine fehr lautere, auf Urkunden und alten Aufzeichnungen bafirende Quelle, welche die Fort-
fetzung bildet zu jenen berühmten Lorfcher Annahm, die für die Karolingifche Gefchichte fo wichtig find. Eine Notiz