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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0206
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316

STAEDTEWAPPEN.

Nagold, Zusatz. Ein in meiner Sammlung befind-
liches Siegel aus dem 17. Jalirhundert hat den querge-
theilten von einem Engel gehaltenen Wappenschild ohne
den Nagel der somit eine neuere Zuthat zu sein scheint.
Umschrift: Sigillum. civium. in. Nagolt. Die Rauten in
der unteren Schildeshälfte sind die des Herzogthums Teck
und daher schwarz und golden zu tingiren, trotz dem
alten Sibmacher.

Tafel 304.

Narnen, franz Namur, lat. Namurcum, am Ein-
fluss der Sambre in die Maas, in der nach dieser ihrer
Hauptstadt benannten belgischen Provinz, ist ein sehr
alter Ort, dessen Herrengeschlecht zu Ende des 10. Jahr-
hunderts in die Geschichte eintritt Dasselbe erlosch im
Mannsstamme aber bereits nach 200 Jahren und N. ge-
langte durch Heirath und Kauf an verschiedene andere
niederländische Häuser, bis es 1429 mit dem burgundi-
schen Reiche vereinigt wurde. Das Wappen der Stadt
ist dem der Grafen gleich: schwarzer Löwe überdeckt von
einem rothen Schrägrechtsbalken in Gold (Polit Polit.).

Namiescht, slav. Namest. Marktflecken im Kreise
Olmütz, erhielt sein Marktrecht von Neuem 1632 durch
Kaiser Ferdinand II. auf Fiirbitte des Grafen Johann
Baptist von Werdenberg (des Grundherrn?) und ein be-
sonderes Wappen: achtmal quer getheilt von ? und ? —

Narwa, an derNarowa, aus der deutschen eigentlichen
Stadt und der nur von Russen bewohnten Vorstadt Iwan-
gorod bestehend, wurde 1224 von den Dänen gegriindet
und 1346 mit ganz Esthland an den deutschen Orden
verkauft. Voriibergehend schon von 1558 bis 1581 in
russischem Besitz, kam N. im letzteren Jahre an Schwe-
den und blieb schwedisch bis zu seiner definitiven Ein-
verleibung in Russland 1704 Das Stadtwappen, nach
vorliegenden (3 älteren) Siegeln und Silbermünzen ge-
zeichnet, besteht aus zwei quer gelegten, nach verschie-
denen Seiten gewendeten Fischen, darüber einem schräg-
gestellten deutschen Schwert, darunter einem quer ge-
legten sarmatischen Krummsäbel und Alles umwinkelt
von drei Kugeln. Die Schildfarbe ist aus Wahrschein-
lichkeitsgründen roth angenommen worden.

NiasfäAfien, Amtsstadt am Mühlbach im Regbez.
Wiesbaden, gehörte als Lehcn der Abtei Prüm den Gra-
fen von Katzenelnbogen, kam nach deren Austerben 1479
an Hessen-Marburg und nach 1483 an das Haus Nassau.
Der silberne Löwe in Roth, den ich als Stadtwappen von
N. vor Jahren an Ort und Stelle iiberliefert bekam, dürfte
demnach nur in den Farben unrichtig und als der ge-
löwte rothe Leopard in Gold der Grafen von K. aufzu-
fassen sein.

Aiiinaluir^ in Hessen, kleines Städtchen, nach einer
mit Vorsicht aufzunehmenden Notiz im „Reichspostgebiet“
im 13. Jahrhundert Sitz eines eigenen Dj’nastengeschlechts,
das dem Ort in der Mitte desselben Jahrhunderts Stadt-
rechte gegeben, gehörte vielmehr von Alters zum Ivur-
mainzischen Amte Fritzlar und wurde mit diesem zusam-
men 1803 an Hessen-Cassel abgegeben. Diesen geistlichen
Besitzstand conservirt auch das von v. l’Estocq publizirte
Stadtwappen : einthürmiges Kastell, im Thor das mainzer
Rad, der Tliurm beiderseits durch je eine auf der Mauer
stehende Bischofsmütze flankirt.

Kleln - Nemts<;hstÄ in Mähren , wohl unterschie-
den von (Gross-?jNemtschitz, einem Marktflecken im ol-
mützer Kreise, liat nach einem Siegel der Sammlung der

Freiin von Köriig wieder eins jener eigenthümlich ge-
stalteten Winzermesser im Wappen, begleitet von einer
Weintraube.

Nercliau au der Mulde, Städtchen in der Amts-
hauptmannschaft Grimma in Sachsen, hat nach einem vor-
liegenden, einen ärmlichen Eindruck machenden Siegel
eine, wie es scheint sechseckige Kapelle, oder Kirche auf
grünem Hügel im Wappen.

Neuainl, Hauptort einer der inneren Obervoigteien
des Cantons Zürich, hat einer älteren Wappentafel der
Stadt Z. zufolge zum Wappen einen in den ziircher Far-
ben, von Blau und fcilber quergetheilten Schild, oben ein
gestürzter Halbmond, unten zwei Rosen nebeneinander.

Nemlielemlorf an der Apfelstedt, seit 1742 be-
stehende Herrnhutergemeinde im Landrathsamt Gotha,
führt im Siegel einen bekränzten runden Altar, auf dem
eine Licht strahlende, geschlossene Vase oder Büchse
steht. Dieses allegorische Bild ist wohl schwerlich je in
Farben fixirt worden.

Neuenburg in Lothringen, franz. Neufchäteau,
lat. früher Neomagus, später Neocastrum, alte Stadt und
herzogliche Miinzstätte in der Landvoigtei Mirecourt, hat
im Wappen einen mit drei silbernen Zinnenthiirmen be-
legten, rothen Schrägbalken in Gold. Die Herolde des
ersten Kaiserreichs wechselten die Tincturen des Feldes
und der Thürme um und fügten das rothe Obereck mit
dem silbernen Stern uud N hinzu, welches die Städte
dritter Klasse kennzeichnen sollte, (Lapaixi.

Neuenburg in der Schweiz, franz. Neufchätel
(Neuchätel) am neuenburger See, Hauptstadt eines eigenen
Cantons seit 1848, bez. 1857, war bis daliin die einer
Berrschaft, bez. Grafschaft seit 1551, bez. eines Fiirsten-
thums seit 1595, im vielfach wechselnden Besitz verschie-
dener Häuser, die und deren Beziehungen zu einander hier
aufzufiihren nicht der Platz ist. Das Wappen der Stadt
besteht aus dem einfachen schwarzen Reichsadler in Gold,
auf der Brust belegt mit dem neuenburger Spezialherr-
schaftswappen, einem von Roth und Silber sechsmal spar-
renweise getheilten Pfahl in Gold.

Nenerburg an der Enz, Stadt im Regbez. Trier,
war im Mittelalter Sitz eines nach ihr benannten Dynasten-
geschlechts, dessen letzter Graf Friedrich dem Orte 1332
Stadtrecht verlieh. Die nächsten Besitzer waren dieHerren
von Vianden, 1755 gehörte die Herrschaft nicht weniger
als fünt' Familien gemeinschaftlich. 1824 kaufte die Stadt
die Burg denen von Houvre ab. Das IVappen der Stadt
ist hochgetheilt, rechts der schwarze Schrägbalken in Sil-
ber der alten Grafen, links ein Thurm, den übrigens der
um Collectaneen zur Städtegeschichte hochverdiente, ver-
storbene Museumsbeamte Kretschmer in Berlin 1841 vor-
schlug, vorkommenden Falls roth in Siiber zu tingiren,
also umgekehrt, wie hier geschehen.

Neuliaiis an der Oste, Marktflecken in der Land-
drostei Stade. hat in seinem Wappen einen goldenen Lö-
wen in Roth (den landesherrlich-braunschweig-hannover-
schen), welcher in den Pranken einen der silbernen Schlüs-
sel des Erzstifts Bremen hält.

Neuhauseu auf den Fildern, grosse Landgemeinde
von melir als 2500 Einwohnern im württembergischen
Neckarkreise, hat im Siegel (1611) eine heraldisch schön
stylisirte DoppeKWeinrebe, die als mustergiltig angesehen
werden kann.
 
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