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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0207
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STÄEDTEWAPPEN.

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Neulsircheu bei Solingen, unweit der Wnpper,
aus 20 verscbiedenen Ortschaften zusammengezogen, führt
im Wappen den ungekrönten Löwen von Berg.

IVeumüuster in Holstein, an der Schwaale und
Stör, hat einem vorliegenden neueren Stempelabdruck zu-
folge ein gewissermassen geographisches Wappenbild an-
genommen, nämlich den Schild von Holstein, durch dessen
Mittelschildchen sich die beiden oben genannten Flüsse
quer durchziehen und vereinigen.

Tafel 305.

Neustadt unter’m Hohenstein, Marktflecken am
Fusse des bereits 1276 zerstörten und jetzt wiisten Berg-
schlosses H., in der Landdrostei Hildesheim, Hauptort
einer Gräflich stolberg - stolbergischen Herrschaft, hat im
Wappen, vorliegendem Siegel zufolge, einen liegenden,
den stolbergischen, schwarzen Hirsch im goldenen Schilde,
über dem ein burgartiges Gebäude schwebt, mit stark
sich verjiingenden, meilerartigen Thiirmen.

JVeustadi an der Haide, an der Böthen und am
Fusse des Muppberges, Stadt im Herzogthum Sachsen-
Coburg, kam, früher ein Bestandtheil der Grafscbaft Henne-
berg, schon 1348 an Sachsen und kann dalier der auf den
städtischen Siegeln vorkommende Löwe kein anderer sein,
als der thiiringische, der dem entsprechend aueh tingirt
worden ist, wennschon auf den Siegeln nichts von den
Theilungsstrichen bemerkbar ist.

Sfeustadt in Hessen, an der Wiera, Eegbez. Cassel,
wurde im 13. Jahrhundert von den Grafen von Ziegen-
hain gegründet, muss aber wohl friiher oder später in
Beziehungen zum Erzstift Mainz gestanden haben, ehe sie
an das Haus Hessen kam, da das Stadtwappen nicht allein
den Erzstiftspatron, St. Martin mit dem Bettler, sondern
auch in dem einen Obereck das Bad von Mainz zeigt.
(v. L’Estocq).

IVeustädtl, slav. Nowe Meste, im Kreise Briinn
der Markgrafschaft Mähren, (al. im Iglauer Kreise), er-
hielt bereits 1580 von Wratislaw von Pernstein ihr Ge-
meindesiegel bestätigt und vom Cardinal-Bischof von 01-
mütz, Franz von Dietrichstein, 1635 ein neues Wappen:
quer getheilt, oben ein Löwe (unbekannter Herkunft und
Farbej, anten das dietrichstein’scheStammwappen. (Wolny).

IVeutitschefn, Stadt im prerauer Yiertel des Krei-
ses Olmütz, hat nach mehreren vorliegenden Siegeln im
Wappen ein halbes, sogenanntes Wurfeisen herb Odrowaz),
gehaiten von einem aus Wolken des linken Scliildrandes
hervorlangenden Arm.

Neuweiler an der Mosel. franz. Neuviller-sur-Mo-
selle, Gemeinde in französisch Lothringen, die um eine
zu Ende des 12. Jahrhunderts von denen von Ochweiler
(Ogeviller) gegründete Burg sich gebildet hatte und um
1403 durch die Erbtochter des Geschlechts an die Grafen
von Salm gelangte. Im Jahre 1749 kaufte die Herrschaft
König Stanislaus, der sie zur Grafschaft erhob und 1751
an seinen Kanzler Chaumont de la Galaiziere vergab. Dieser
erbaute das neue Schloss. verlieh dem Ort sein eignes,
das abgebildete Wappen mit dem feuerspeienden Berge,
und wollte ihn Chaumont an der Mosel genannt wissen.

Sfeuwied, Zusatz Die beiden früher vorhanden
gewesenen Stadtsiegel waren 1808 an die herzogliche Ad-
I. Bd. Abth. 4.

ministrations-Commission eingesandt und sind von dieser,
wie 1833 zugestanden wurde, verzettelt worden. Das alte
Siegelbild kannte Niemand mehr und man bediente sich
seitdem als Nothbehelfs des Fürstlich wied’schen Wappens.
Den vorstehend abgebildeten Wappenthurm habe ich einem
alten Kupferstichen entnommen.

St. Wicolas, Stadt in Flandern, hat nach einer
glaubwürdigen Abbildung im Wappen den St. Nicolaus
in bischöflichem Costüm, die Bechte segnend erhoben.
Hinter ihm rechts auf dem Meere ein Boot mit drei
Schiffern — St. N. ist der Patron derselben — , (links
(im rothen Felde) eine goldene Biibe als besonderes Bei-
zeichen.

St. Biieolas-de-Port, Stadt an der Murthe in
französisch Lothringen, die wegen ihrer berühmten go-
thiscben Kirche, zumal während der hier mit besonderem
Pomp gefeierten Pfingstfesttage sehr stark von Fremden
besucht wird, erhielt 1546 von Cbristine von Dänemark,
verwittweten Herzogin von Lothringen und dem Herzog
Nicolaus von Lothringen, Administrator von Metz, einen
Wappenbrief. in dem das jetzt gebräuchliche , beifolgend
abgebildete AVappen festgestellt wurde, freilich in anderen
— und besseren— Tincturen. Damals nämlich war Schiff'
und Segel schwarz auf blau und silbern gestreiften Wellen
im goldnen Felde, das Schildeshaupt mit dem silbernen
Alerion roth, heute ist das ganze Feld, auch des Schildes-
hauptes, blau, das Schiff golden und das Segel silbern.
(Lapaix).

Zusatz Vielleieht beruht das Wappen mit
der Bärentatze. das in sehr charakteristischer Zeichnung
sich auf einer alten Landkarte und auch in den
Polit. Polit. findet, ebenso auf einem Irrthum, wie die
Löwenpranke v. Hefner’s — Das faktisch wiederholt allein
auf den Stadtsiegeln vorkommende Wappen mit dem
Krebs und Fisch, beide aufrecht im hochgetheilten (bei-
derseits grünen?) Schilde ist auf Tafel 305 abgebildet.

Nideggeis, Marktflecken unweit der Buhr ixn Bgbz.
Aachen, unter den festen und grossen Besidenzschloss der
Grafen bez. Herzoge vonJülich entstanden, bekam durch
dieselben 1313 städtische Bechte. Die Herrschaft N. selbst war
ein Erzstiftisch cölnischesLehen und aus diesem Verhältniss
erklärt sich das eine, Endrulat unbekannt gebliebene,
Schöff’ensiegel, welches den St. Joseph mit Buch und
Winkelmass darstellt, über dem cölnischen Kreuzschilde.
Dieses Siegel hat der schon erwähnte Kretschmer der
Vergessenheit entrissen Das von Endrulat publizirte
Schöffensigel von 1553 wird dem heutigen Ortssiegel gleich
sein: der jülichsche Löwenschild mittelst einer Schleife
von einem oben befestigten Haken herabhängend.

Niederbrtumj (Niederbronn) am falkensteiner
Bacb, Stadt im Kreise Hagenau i. E., hat ein redendes
Wappen: einen goldenen Brunnen (Bassin), der aus der
Wolke mit Wasser gespeist wird urid unten durch eine
Oeffnnng es weiter fliessen lässt, im blauen Felde.

Nicheim, Städtchen in Begbez. Minden führte
friiher — ein Siegelabdruck von 1648 liegt vor — als
Wappcn einen Bischof, oder Heiligen im bischöflichen
Ornat, den wiederzugeben ein unerkennbar gebliebenes
Attribut verhindert. einem Bänzel ähnlich, in dem eine
Pfeilspitze steckt i?) ; das neuere, durch Siegel und eine
amtliche Auskunftbeglaubigte, Wappen besteht aus einem
schwebenden Kreuz von 4 Kugeln umwinkelt. Das
Kreuz mag paderbörnischen Ursprungs sein.

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