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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0208
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318

STAEDTEWÄPPEN.

Nienborg, in W restfalen, Flecken an der Dinkel
ßegbez. Münster, liat laut einem schön geschnittenen,
alten Siegel als Wappen zwei Thörme, einer mit 2, der
andere mit einem Dach, auf zwei, in der Mitte sich
thalartig senkenden Hügeln stehend, durch einen Giebel-
bogen verbunden, unter dem ein Adler. In Folge der
..Vermuthung“, dass dieser ein Gräflich arnsbergischer
sein könnte, sind er und die Thürme silbern im blauen
Felde tingirt worden.

Jüienburg, an der Saale, auch München-Nienburg
genannt, Stadtim Anlialt-Bernburgischen, entstanden um die
975 gestiftete Abtei, die 1552 säcularisirt wurde, hat zum
Wappen ein architektonisch (auf der modernen Oblate)
ganz zierlich durchgebildetetes Kastell mit zwei Thürmen,
aus dessen Portalgiebel ein Bäumchen hervorspriesst. Mit
diesem Nienburg wurde 1694 der Titel einer Reichsgraf-
schaft verbuuden für Gisela Agnes von Rath, vermählt
mit dem Fürsten Emanuel Lebrecht von Anhalt-Cöthen.
(Clericus, Gesehiclite der v. Puttkamerj.

Tafel 306.

Nlcolsburg, mähr. Mikulow, lat. Nicolsburgum,
mährische Municipalstadt im Kreise Brünn , um das auf
einem Felsen erbaute prachtvolle Schloss, hatte schon
1579 grössere Bedeutung, wie das ihr vom Ivaiser in
diesem Jahre ertheilte Recht der Rothwachssiegelung be-
weist, und erhielt 1625 ein „neues“ IVappen: umrnauerte
rothe ßurg, auf rothem Felsen, an dem unten das (fürst-
lich) dietrichstein’sche Wappen angebracht ist, im blauen
Felde. Auf dem gekrönten Helm der Reichsadler mit
dem kaiserl. Namenszug F. II. im Schildchen auf der
Brust.

äonieny, Stadt in französisch Lothringen, Haupt-
ort einer, seit 1551 Bischöflich metz’schen Lehnsherr-
scliaft, seit 1567 einer Reichs- Landgrafsclraft, wurde
1612 dem Herzogthum einverleibt und gehörte seitdem
zum Lande des Parlaments von Nanzig. Das Wappen
der Stadt besteht aus einem goldnen W Tiederkreuz, dessen
oberer Balken zweimal wiedergekreuzt ist, im blauen
Felde. (Lapaix).

Norroy-le-§ec, lat. Nogaretum siccum, deutsch
also ungefähr: Dürr-Nogaret, Stadt in französisch Loth-
ringen, gehörte ursprünglich zu Bar, welches Verhältniss
aber nur die Siegel der Propstei N. symbolisiren, die
einen mit dem bar’scken Wappenschild belegten Thurm
zeigen. Die Stadt liat ein quergetheiltcs IVappen,
oben das einfache Wappen von Lothringen, unten einen
dürren Nussbaum mit ausgerissenen Wurzeln in Silber.
In Bezug auf die Nussbaumqualität des blätterlosen
Baumes muss man sich freilich ganz und gar auf die
Autorität der lothringi’schen Herolde verlassen, die das
W 7appen als ein redendes ansprechen, weil es in N. zahl-
lose Nussbäume (noyers) gäbe. (Lapaix).

IVöscheurotle, unmittelbar bei Wernigerode,Flccken
am Zilliger Backe, ist die jüngste der in der Grafschaft
W. existirenden Ortschaften, welche zuerst im 14. Jahr-
hundert namhaft gemacht wird. Das W rappen derselben,
m. W. nur am Kriegerdenkmal in die Oeffentlichkeit ge-
treten, hat der um die wernigeröder Spezialgesckichte
hochverdiente Archivrath Dr. E. Jacobs aus den Acten eruirt,

Nowawes, Colonie von fast 7000 Einwohnern bei
Potsdam, 1751 vom Könige Friedrich II. fiir böhmiscli-
protestantische Weber- und Spinnerfamilien angelegt, hat
in ihrem. slawiscke und deutsche Umschrift tragenden
Gemeindesiegel einen Repräsentanten dcr böhmischen Ein-

wanderer in seinem Festcostüm. Auf dem Helm des
Ortswappens steht der märkische rothe Adler.

Nusslan, mähr. Nosyslaw, auch Nusyslaw, Markt
im Kreise Brünn, erhielt 1486 Stadtrechte und das dar-
gestellte Wapden: Weinrebe auf grünem Hügel, beseitet
von Weinkacke und Winzermesser, im rothen Felde.
(W 7olny).

Nussdorf. Ein gut gescknittenes Siegcl von 1637
zeigt das redende W 7appenbild, einen aufrecht gestellten
Haselnusszweig mit fünf Blättern und Früchten Ich
vermutlie, dass dieses Siegel, wenn es nicht etwa nach
Oesterreich gehört, dem grossen Pfarrdorf d, N. in der
Pfalz, irn Bezirksamt Landau, > an 1500 Einw.) zuzuschrei-
ben sein dtirfte.

NHtscliow-Eichenfhal. Aehnlich wie im Kreise
Ostpriegnitz hat auck in Meeklenburg-Strelitz ein Ver-
waltungsbezirk W 7appensiegel für die in ihm liegenden
Landgemeinden seit einigen Jakren eingeführt. Wir
bringen von diesen modernen heraldischen Schöpfungen
wenigstens einige Proben. Vorstehendes Wappenbild soll
redend sein, spricht aber eine schwierige Spracke. Der
Birkhalin bedeutet Nütschow, weil auf diesem Gut die
von Moltke schon um 1150 erbgesessen wrnren, die be-
kanntlich drei Birkliähne im W Tappen fiihren. der Eichen-
zweig deutet auf die andere Ortschaft, die 1872 mit der
ersten vereinigt wurde. (C. Teske).

Oberbösa, Dorf im Kreise W 7eissensee in Thürin-
gen, hat seit Alters ein Gemeindesiegel mit einem vor
dem Altar celebrirenden Heiligen, hinter ihm drei Bäume,
oben das strahlende Auge Gottes.

Oberbronu, (Oberbronn), grössere Gemeinde im
Kreise Thann des Reichslandes, hat ein redenden Wappen,
einen Ziehbrunnen. Dieses W rappen, einem Siegel aus dem
17. Jahrhundert entlehnt, fehlt im Ristelhuber.

Oberegg, Hauptort eines der inneren Rhoden des
Cantons Appenzell, hat ein durch eine aufsteigende Spitze
von Roth und Blau getheiltes W 7appen, oben ein goldner
Stern, unten ein silbernes Kreuz. (Wappentafel der
Rhoden von A).

Oberlahnstein, Stadt an der Mündung der
Lahn in den Rhein, im Rheingau, erhielt 1324 Stadt-
rechte und gehörte früher zu Kurmainz, weswegen sie das
liäufige AVappenbild altmainzischer Städte mit führt: zwei
silberne Räder, schräge gestellt und durck ein silbernes
Kreuz mit einander verbunden, im rothen Felde. (Siegel
und amtl. Auskunft).

öberudorf im Amte Rossla, kleine Landgemeinde,
die nur deslialb hier mitvertreten sein mag, um diese
Sorte gewissmassen „bäuriscker“ W Tappensiegel zur An-
schauung zu bringen. Im Felde steht auf mit Blumen-
stauden bewachsenem Erdboden, auf seinen Stock gestützt
ein Bauer mit Hut, kurzer, knopfbesetzter Jacke und hohen
Stiefeln, in der Linken einen Palmzweig schwingend.
Diescr Palmzweig lässt die Möglichkeit almen, dass irgend
ein ehristlicker Heiliger im Laufe der Zeiten auch das
Martyrium dieses Kostüms liat über sich ergehen lassen
müssen.

©berwiesentlial, die am Höchsten gelegene Stadt
des deutschen Reichs, (924 m. u. M.) in der Kreiskaupt-
mannschaft Zwickau, hat im Siegel und W appen zwei
Berglcute mit geschulterten Hauen als Schildhalter aes
 
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