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Benz, Richard [Editor]
Die sieben weisen Meister: herausgegeben nach der Heidelberger Handschrift cod. pal. germ. 149, mit Berücksichtigung der Drucke des 15. Jahrhunderts und des cod. pal. germ. 106 (Die deutschen Volksbücher) — Jena, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.2043#0027
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die Schlange sah bei der Wiege, alsbald ging er
gegen sieund wolltesievettreiben. DieSchlange
stund wider denHund, denn sie war garunge-
heuer,undwardemgroßerStreit.DieSchlan-
ge bißdenHund, daß ersehrblutete, erbewahtte
aberdieWiege, daß dem Kinde kein Leid geschah.
Die Schlange und der Hund stritten so lange,
bis die Wiege umfiel, aber das Kind ward nicht
verletzt, denn dieWiegewar hoch. Da nunder
Hund empfand, daß er sehr wund war, denn
die Wiege und bei der Wiege war alles voll
Blutes, da fiel er die Schlange mit ganzerWut
an, und überwand und tötete sie. Als das ge-
schehen war, legte der Hund sich an die Wand
und leckte seine Wunden. Nicht lange darnach
war das Turnei zu Endeund die Mägde kamen
heim. Als sie die Wiege umgekehrt sahen und
alles voll Blutes, und den Hund blutig, da
wähnten sie, derHund habe das Kind gefressen;
und waren nicht also weise, daß sie die Wiege
hätten umgekehrt, sondern riefen: „Wir fiiehen
balde hinweg, kommt unser Herr, er tötet uns
alle." Da siehinwegflohen, unterwegen begeg-
ntte ihnm die Mutter des Kindeö und sah ste
schreienund sehr betrübt. Da sprach sie: „Wo-
 
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