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Dorsch, Thomas G.; Wenz, Martin; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Norden, Ostfriesland: denkmalpflegerische Zielplanung für Osterstraße und Neuen Weg — Hameln: Niemeyer, Heft 30.2003

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51260#0010
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Wie ein Stadtplan von 1776 zeigt, reichte der Neue Weg nicht unmittelbar an den Hafen
heran (Abb. 192). Der Weg endete vor dem Haus des Norder Bürgers Ucken unmittelbar
am Galgentief und mündete fast rechtwinklig in eine Straße ein, die nach Osten als
„Brückstraße“, in westliche Richtung als „Dammstraße“ bezeichnet wurde.4
In Anbetracht schwieriger Straßenverhältnisse im Hinterland war der Zugang zum Meer
und somit der Seetransport für die Stadt Norden von enormer wirtschaftlicher
Bedeutung. Dies erkannten im späten 14. Jahrhundert zuerst die so genannten
Vitalienbrüder, Piraten, die angeführt von Godeke Michels und Klaus Störtebeker
Handelsschiffe beraubten. Norden und auch den Ort Marienhafe erklärten sie zu ihren
Heimathäfen. 1407 beendete eine Strafexpedition der Stadt Hamburg die Piraterie mit
der Einnahme der Attenaburg. Hiermit wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass
Norden sich zu einem sicheren Handelshafen entwickeln konnte, wodurch die Stadt zu
Reichtum und kultureller Entfaltung gelangen sollte.5
Das Alte Rathaus, 1536 neu aufgebaut, sowie das Schöninghsche Haus, 1576 an der
Osterstraße Nr. 5 fertig gestellt (Abb. 6, 181), sind eindrucksvolle Zeugen für den
Wohlstand der Stadt. Gleichwohl rangen die Norder seit dem 16. Jahrhundert der
Nordsee Land ab, das Fahrwasser vom natürlichen Hafen zur offenen See wurde
zunehmend länger und flacher.6 Hier mag eine Diskrepanz zwischen den Vorteilen eines
offenen Seehafens und der Notwendigkeit der Landgewinnung bzw. des Küstenschutzes
gelegen haben. Über den Schiffsverkehr des 16. Jahrhunderts sind keine genauen
Zahlen überliefert, wohl aber aus der Zeit des 18. Jahrhunderts: 1772 wurden 50 Schiffe
registriert, die einheimische Waren nach Bremen transportierten; für 1791 sind vom 1.
April bis 20. Dezember 215 Schiffsladungen nachweisbar.7 Dabei behinderten bis 1744
Unstimmigkeiten zwischen dem Fürstenhaus Cirksena und den mächtigen Landständen
den wirtschaftlichen Aufschwung von Norden. Zwar hatten sich zunächst Zünfte und
Gilde, Händler und Handwerker am Neuen Weg angesiedelt, doch erst die Übernahme
Ostfrieslands durch Preußen und die Wirtschaftsforderung Friedrich des Großen (1712-
1786) bewirkten eine entscheidende Verbesserung der wirtschaftlichen Situation.8
So datieren auch einige bedeutende Firmengründungen am Neuen Weg auf die
Regierungszeit des preußischen Königs (1740-1786): 1755 die Weingroßhandlung
J. C.
Rykena (Haus Nr. 112), 1769 die Tabakfabrik Steinbömer & Lubinius (Haus Nr. 120)
und 1782 das Möbelhaus Ferdinand Tjaden (Haus Nr. 14).9 Die Stadt war außerdem für
„die vortrefflichsten Gold und Silberschmieden“ bekannt. Hermann Neupert I. (1677-
1741) war der bekannteste Gold- und Silberschmied seiner Zeit in Norden. Neuperts
gleichnamiger Sohn kam später in Berlin zu großem Ansehen.10

CANZLER 1989, S. 122.
CANZLER 1989, S. 9, 24, 111, 120, 328.
CANZLER 1989, S. 25.
CANZLER 1989, S. 24.
CANZLER 1989, S. 58.
CANZLER 1989, S. 58ff„ 120.
CANZLER 1989, S. 14.
 
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