59
einer Fassade mehr erkennen lassen, um jeden Preis in ihrer ursprünglichen Form
wieder hergestellt werden. Eine solche Vorgehensweise wäre nicht im Sinne der
Denkmalpflege. Nur bei Bauten von herausragender kulturhistorischer Bedeutung bietet
sich eine solche Rekonstruktion in einzelnen Fällen an.
Das Problem des heute manchmal ironisch als „Dame ohne Unterleib“ bezeichneten
Zustandes der „schwebenden“ Obergeschosse über einem durch Schaufensterfronten
aufgerissenen Erdgeschoss betrifft häufig Gebäude, bei denen es sich aus verschiedenen
Gründen nicht lohnen würde, unpassende Ladeneinbauten durch kostenintensive
Rückbauten zu rekonstruieren. Bei Neugestaltung einer Fassade oder der Außen-
werbung ist zudem zu berücksichtigen, dass jede Epoche ihren eigenen Ausdruck
verlangt, was ganz im Sinne der Denkmalpflege ist. Nur sollte die Gestaltung der
Ladenfassade architektonisch auf die Obergeschosse abgestimmt werden. Häufig ist
bereits eine Untergliederung der Schaufensterfront durch schmale Wandpfeiler in den
Achsen des Obergeschosses ausreichend, um der Fassade wieder ein harmonisches Bild
zu geben.
Für sämtliche Geschäftshäuser - nicht nur in Norden - ist charakteristisch, dass sie zu
allen Zeiten verändert und den Bedürfnissen der Kunden und Geschäftsinhaber
angepasst wurden. Im Neuen Weg ist es jedoch aus denkmalpflegerischer Sicht als
problematisch zu bewerten, dass die baulichen Veränderungen der letzten 30 Jahre das
Straßenbild des Neuen Weges und die Struktur der aneinandergereihten schmalen
Grundstücke häufig durch Zusammenfassung von zwei Erdgeschossen zu einem Laden
ohne Rücksicht auf die Obergeschosse vollkommen verändert haben. Hier sollte
zumindest eine optische Trennung der Erdgeschosszonen vorgenommen werden, um die
ursprüngliche Kleinteiligkeit der Parzellierung wieder ablesbar zu machen.
1. Fassadenanalyse und Lösungen
Für künftige bauliche Maßnahmen an den Fassaden - besonders im Bereich des Erdge-
schosses - ist zu empfehlen, dass vor einer Neugestaltung (sofern vorhanden)
historische Pläne und Ansichten ausgewertet werden sollten. Oft lassen auch die
Gliederungen der Obergeschosse Rückschlüsse auf die Gestalt der Erdgeschosse zu.
Wird zum Beispiel das erste Stockwerk durch vier vertikale Fensterachsen untergliedert,
so bietet sich - wie oben schon kurz angeführt - an, ein vorhandenes breites
Schaufenster im Erdgeschoss durch vier hochrechteckige Öffnungen (in gleicher Höhe
wie das vorhandene Schaufenster) zu ersetzen. Zwangsläufig verringert sich dabei die
Fläche eines Schaufensters und der Lichteinfall in das Ladeninnere. Die sanierten
Gebäude im Neuen Weg 70, 73 und 77 beweisen jedoch, dass hier die Fassade (auch als
„Visitenkarte“ eines Geschäftes) an Qualität gegenüber dem älteren Zustand gewonnen
hat. Großflächige Schaufenster sind inzwischen derart verbreitet, dass sie kaum noch
Aufmerksamkeit erwecken und somit ihren Zweck nicht mehr erfüllen.
Die erwähnten Gebäude im Neuen Weg 70, 73 und 77 zeigen nach ihrer Neugestaltung
einen deutlich verbesserten organischen Zusammenhang von Erd- und Obergeschossen.
Die Fassaden der Gebäude sind wieder strukturiert und nicht - wie zuvor -
„zerstückelt“.
Obwohl die drei Bauten als gelungene Lösungen im Sinne der Denkmalpflege zu
bewerten sind, sollten nicht alle Gebäude im Neuen Weg in dieser Form umgestaltet
werden, um den Eindruck von Eintönigkeit zu vermeiden.
einer Fassade mehr erkennen lassen, um jeden Preis in ihrer ursprünglichen Form
wieder hergestellt werden. Eine solche Vorgehensweise wäre nicht im Sinne der
Denkmalpflege. Nur bei Bauten von herausragender kulturhistorischer Bedeutung bietet
sich eine solche Rekonstruktion in einzelnen Fällen an.
Das Problem des heute manchmal ironisch als „Dame ohne Unterleib“ bezeichneten
Zustandes der „schwebenden“ Obergeschosse über einem durch Schaufensterfronten
aufgerissenen Erdgeschoss betrifft häufig Gebäude, bei denen es sich aus verschiedenen
Gründen nicht lohnen würde, unpassende Ladeneinbauten durch kostenintensive
Rückbauten zu rekonstruieren. Bei Neugestaltung einer Fassade oder der Außen-
werbung ist zudem zu berücksichtigen, dass jede Epoche ihren eigenen Ausdruck
verlangt, was ganz im Sinne der Denkmalpflege ist. Nur sollte die Gestaltung der
Ladenfassade architektonisch auf die Obergeschosse abgestimmt werden. Häufig ist
bereits eine Untergliederung der Schaufensterfront durch schmale Wandpfeiler in den
Achsen des Obergeschosses ausreichend, um der Fassade wieder ein harmonisches Bild
zu geben.
Für sämtliche Geschäftshäuser - nicht nur in Norden - ist charakteristisch, dass sie zu
allen Zeiten verändert und den Bedürfnissen der Kunden und Geschäftsinhaber
angepasst wurden. Im Neuen Weg ist es jedoch aus denkmalpflegerischer Sicht als
problematisch zu bewerten, dass die baulichen Veränderungen der letzten 30 Jahre das
Straßenbild des Neuen Weges und die Struktur der aneinandergereihten schmalen
Grundstücke häufig durch Zusammenfassung von zwei Erdgeschossen zu einem Laden
ohne Rücksicht auf die Obergeschosse vollkommen verändert haben. Hier sollte
zumindest eine optische Trennung der Erdgeschosszonen vorgenommen werden, um die
ursprüngliche Kleinteiligkeit der Parzellierung wieder ablesbar zu machen.
1. Fassadenanalyse und Lösungen
Für künftige bauliche Maßnahmen an den Fassaden - besonders im Bereich des Erdge-
schosses - ist zu empfehlen, dass vor einer Neugestaltung (sofern vorhanden)
historische Pläne und Ansichten ausgewertet werden sollten. Oft lassen auch die
Gliederungen der Obergeschosse Rückschlüsse auf die Gestalt der Erdgeschosse zu.
Wird zum Beispiel das erste Stockwerk durch vier vertikale Fensterachsen untergliedert,
so bietet sich - wie oben schon kurz angeführt - an, ein vorhandenes breites
Schaufenster im Erdgeschoss durch vier hochrechteckige Öffnungen (in gleicher Höhe
wie das vorhandene Schaufenster) zu ersetzen. Zwangsläufig verringert sich dabei die
Fläche eines Schaufensters und der Lichteinfall in das Ladeninnere. Die sanierten
Gebäude im Neuen Weg 70, 73 und 77 beweisen jedoch, dass hier die Fassade (auch als
„Visitenkarte“ eines Geschäftes) an Qualität gegenüber dem älteren Zustand gewonnen
hat. Großflächige Schaufenster sind inzwischen derart verbreitet, dass sie kaum noch
Aufmerksamkeit erwecken und somit ihren Zweck nicht mehr erfüllen.
Die erwähnten Gebäude im Neuen Weg 70, 73 und 77 zeigen nach ihrer Neugestaltung
einen deutlich verbesserten organischen Zusammenhang von Erd- und Obergeschossen.
Die Fassaden der Gebäude sind wieder strukturiert und nicht - wie zuvor -
„zerstückelt“.
Obwohl die drei Bauten als gelungene Lösungen im Sinne der Denkmalpflege zu
bewerten sind, sollten nicht alle Gebäude im Neuen Weg in dieser Form umgestaltet
werden, um den Eindruck von Eintönigkeit zu vermeiden.