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Die archäologischen Untersuchungen in St. Michaelis, Hildesheim
Bericht über die Ausgrabungen vom 21.02. bis 01.06.2006

Baubefunde
Das Fundament (Befund 202) springt als rechteckiger
Klotz unter den diagonalen Flanken des Treppen-
turmes hervor (Abb. 27). Es ist aus zum Teil sehr groß-
formatigen Sandsteinblöcken mit grob zugerichteten
Flanken in Mörtel gesetzt, Höhenunterschiede sind
mit dünneren Platten ausgeglichen. Der eigentliche
Fundamentblock besitzt eine Mächtigkeit von circa
1,45 m, die Gründungstiefe gemessen von der äuße-
ren Kante des oberirdisch sichtbaren Absatzes beträgt
circa 2,15 m. Die unterste Steinlage des Fundaments
ist bis an die Wandung des in den Löss-Mergel-
Horizont (Befund 203) eingetieften Fundament-
grabens gesetzt. Darüber weitet sich die Baugrube
über den Bereich des Schnitts nach Süden aus und ist
später mit humoser, lehmig-toniger Erde und Sand-
steinbrocken (Befund 204) verfüllt worden.


27 Hildesheim, St. Michaelis, Schnitt 20, Befund 202: Das bernwardinische
Fundament des Südosttreppenturmes.

An der Südwestecke des Fundaments befindet sich
eine Steinsetzung aus einer Doppelreihe von senk-
recht gestellten Sandsteinplatten im Abstand von cir-
ca 0,45 m, abgedeckt ebenfalls mit Sandsteinplatten.
Die im Schnitt sichtbare Deckplatte (Befund 197)
weist mittig ein trichterförmiges Loch auf, auf das
eingeschlagene breite Furchen strahlenförmig zulau-
fen (Abb. 28). Es handelt sich offenbar um einen
Kanal zur Ableitung von Regen- und Grundwasser,
weg vom Fundamentbereich, bergab in südliche Rich-
tung. Das Loch war zur Geländeoberfläche mit senk-
recht gegeneinander gestellten Hohlziegeln mittelal-
terlicher Machart verlängert (Abb. 29). Die Ziegel glei-
chen den im Bereich des Domes zu Hildesheim gefun-
denen so genannten Bernwardsziegeln, tragen aber
keinen Namensstempel.11


28 Hildesheim, St. Michaelis, Schnitt 20, Befund 200: Bernwardinischer
,Gullydeckel' über einem Kanal zur Ableitung von Regenwasser.

Schnitt 21
Schnitt 21 liegt am Ostende des Nordseitenschiffs. Beim
abschließenden Planum für den Fußbodenunterbau
zeigte sich in diesem Bereich Ziegelmauerwerk. Die
Oberkanten sollten freigelegt und dokumentiert werden.
Baubefunde
Beim Ziegelmauerwerk handelt es sich um die
Fortsetzung des eingewölbten Heizkanals (Befund
402) aus Schnitt 6 (Abb. 30). Die Gewölbekappe war
hier bereits entfernt, der gepflasterte Boden noch
weitgehend intakt, der Südteil mit Beton verfüllt. Der
Heizkanal führte in einen ziegelgemauerten Durchlass
in der Nordwand und endete darin an einer Ziegel-
abmauerung. Nach den Plänen der Heizanlage von
1870 befand sich auf der Außenseite der Schornstein.
Vor der Nordwand war der Kanal durch die Regen-
wasserringleitung von 1945 durchbrochen.


29 Hildesheim, St. Michaelis, Schnitt 20: Dachziegel-
fragmente, die sich rohrartig zusammengestellt senkrecht
über dem Loch in der Steinplatte befunden hatten.
 
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