Stuck vom Westchor: Ein neuer Fund und alte Fragen
167
16 Hildesheim, ehemaliges Andreasmuseum, Bruchstücke, südliche Westchorschranke (?).
Umso deutlicher fallen die stilistischen Unterschiede
auf. Die zupackende Körperlichkeit, die den Hildes-
heimer Torso buchstäblich bis in die Fingerspitzen hin-
ein prägt, ist in Halberstadt einer ganz auf malerische
Wirkung angelegten Schönlinigkeit gewichen, die die
Gebärdensprache der Hände merkwürdig schlaff er-
scheinen lässt. Das könnte damit Zusammenhängen,
dass hier in stärkerem Maße als in Hildesheim auf
zeichnerische Vorlagen zurückgegriffen wurde. Eine
erhebliche zeitliche Differenz mag zusätzlich ins Ge-
wicht fallen, wobei die im Vergleich mit der erhalte-
nen Hildesheimer Nordschranke (Abb. 18) um ein viel-
faches lebendigeren Gesichter der Halberstädter
Apostel bereits den Einfluss von Werken wie der thro-
nenden Holzmadonna aus Halberstadt und dem um
1220 entstandenen Kruzifix im Dom erkennen las-
sen.8
167
16 Hildesheim, ehemaliges Andreasmuseum, Bruchstücke, südliche Westchorschranke (?).
Umso deutlicher fallen die stilistischen Unterschiede
auf. Die zupackende Körperlichkeit, die den Hildes-
heimer Torso buchstäblich bis in die Fingerspitzen hin-
ein prägt, ist in Halberstadt einer ganz auf malerische
Wirkung angelegten Schönlinigkeit gewichen, die die
Gebärdensprache der Hände merkwürdig schlaff er-
scheinen lässt. Das könnte damit Zusammenhängen,
dass hier in stärkerem Maße als in Hildesheim auf
zeichnerische Vorlagen zurückgegriffen wurde. Eine
erhebliche zeitliche Differenz mag zusätzlich ins Ge-
wicht fallen, wobei die im Vergleich mit der erhalte-
nen Hildesheimer Nordschranke (Abb. 18) um ein viel-
faches lebendigeren Gesichter der Halberstädter
Apostel bereits den Einfluss von Werken wie der thro-
nenden Holzmadonna aus Halberstadt und dem um
1220 entstandenen Kruzifix im Dom erkennen las-
sen.8