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Kimpflinger, Wolfgang; Neß, Wolfgang; Zittlau, Reiner; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das Fagus-Werk in Alfeld als Weltkulturerbe der UNESCO: Dokumentation des Antragsverfahrens — [Hannover]: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 39.2011

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Einleitung
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https://doi.org/10.11588/diglit.51160#0013
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Management and protection requirements
The property has been listed as a historic monu-
ment since 1946, which is a very early date for
an industrial complex. The 1978 Act of the Re-
gional State of Lower Saxony on Historic Monu-
ments and Buildings redefined the terms of its
legal protection. The property is managed un-
der the responsibility of its owner, Fagus-Grecon
Greten GmbH & Co. KG. The owner acts in con-
cert with the regional and local historic monu-
ment conservation authorities, via the proper-
ty's Steering Committee, which exercises autho-
rity with regard to project control and coordina-
tion between the various partners involved. The
management system consists of a set of main-
tenance and conservation measures which is re-
gularly updated by the Steering Committee. If
major works are required, joint funding is set up
between the private sector owner and the re-
gional and national public authorities.
4. Recommends that the State Party give consi-
deration to the following:
a) Consider one or more possible scenarios
which could be implemented in the event of a
change of owner and/or a change in use of the
buildings;
b) Set out a medium-term conservation pro-
gramme, including the participation of profes-
sionals specialising in the conservation of 20th
century architecture;
c) Consider establishing more precise technical
indicators for the monitoring of the state of con-
servation."
Mit der im Hinblick auf die Kriterienverschie-
bung überraschenden Beschlussvorlage hat das
Welterbekomitee die globale Bedeutung des Fa-
gus-Werks als herausragende Einzelleistung
menschlicher Schöpferkraft nach Kriterium 1 der
Richtlinien, wie im Welterbeantrag vorgesehen,
nicht anerkannt. Stattdessen aber bescheinigte
die Generalversammlung der UNESCO dem Fa-
gus-Werk eine epochemachende Bedeutung im

Sinne des Kriteriums 4, als Industriearchitektur
eine menschliche Arbeitswelt im humanisti-
schen Sinn abzubilden. Übereinstimmung mit
dem Antrag herrschte dagegen im Hinblick auf
Kriterium 2, nach dem die weltweite Bedeutung
des Fagus-Werks in seiner Initialwirkung für die
Architektur der Moderne Anerkennung fand.
Vermutlich istdie Umwidmung der bedeutungs-
tragenden Kriterien auch auf wissenschaftlich
divergierende Sichtweisen zurückzuführen. Sie
zeigt, wie angreifbar selbst die in höchstem Maß
ausgefeilten Welterbebegründungen im Auf-
nahmeverfahren sein können. Im abschließen-
den Ergebnis hatte sie zur großen Freude aller
am Antragstext beteiligten Verfasser keinen Ein-
fluss auf die Eintragung des Fagus-Werks in die
Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt.
Bis auf den heutigen Tag werden im Fagus-Werk
Schuhleisten produziert. Wie seit eh und je er-
freuen sich die Arbeitsplätze in dieser Fabrik ho-
her Akzeptanz. Nach drei Jahrzehnten konnte
der engagierte Bauherr die Instandsetzung des
historischen Baukomplexes mit Hilfe aller Geld-
geber und des beherzten Wirkens der nieder-
sächsischen Denkmalpflege nahezu abschlie-
ßen. Eine stabile wirtschaftliche Entwicklung
vorausgesetzt, wird der Produktionsstandort Fa-
gus-Werk in seinem heute wieder erreichten,
nachhaltig sanierten Zustand für lange Zeit wirt-
schaftlich nutzbar sein und dies mit lediglich
durchschnittlichem Instandhaltungsbedarf.
Auch die Kommune Alfeld und das Land Nie-
dersachsen sichern die authentische Erhaltung
im Rahmen ihrer planungsrechtlichen Möglich-
keiten zu.
Bleibt zu wünschen, dass die öffentliche Wahr-
nehmung für die Inkunabel der modernen Ar-
chitekturgeschichte sich angemessen vergrö-
ßert, die Massenwallfahrt, die manche anderen
Welterbestätten besorgniserregend überflutet,
in Alfeld zum Wohle des Fagus-Werks ausbleibt.
 
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