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Kimpflinger, Wolfgang; Neß, Wolfgang; Zittlau, Reiner; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das Fagus-Werk in Alfeld als Weltkulturerbe der UNESCO: Dokumentation des Antragsverfahrens — [Hannover]: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 39.2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.51160#0175
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Welterbeantrag Fagus-Werk

der Anlage Anwendung: so öffnen Gropius und Meyer den Hauptarbeitssaal durch
eine verglaste Front, kleiden das neue Maschinenhaus in ein gläsernes Gehäuse
und fassen einige Jahre später auch das kleine Haus der Gleiswaage damit ein. Glas
kommt überall dort zum Einsatz, wo Licht oder eine freie Sicht benötigt wird. Es
erfüllt jedoch über seine Funktion hinaus auch den Anspruch einer innovativen
Architektur und das Erscheinungsbild eines modernen Betriebs.
Weitere Erweiterungspläne verfolgt Carl Benscheidt Anfang der 1920er Jahre.
Zwischen 1923 und 1925 lässt er Gropius und Meyer Entwürfe für eine umfangreiche
Vergrößerung der metallverarbeitenden Abteilung (Schmiede, Schlosserei und
Stanzmesserproduktion) anfertigen. Obwohl diese niemals realisiert werden konnten,
sind sie aus architekturhistorischer Sicht von großer Bedeutung, denn sie entwickeln
nicht nur das Thema der Glasarchitektur weiter, sondern nehmen konstituierende
Elemente des Bauhaus-Gebäudes vorweg. So kann am Fagus-Werk nicht nur eine
im Oeuvre von Walter Gropius immanente Evolution aufgezeigt werden, sondern
auch die entwurfsbezogene Entstehungsgeschichte des Bauhaus-Gebäudes
nachvollzogen werden.
Ausstattung durch das Bauhaus
Die innere Ausstattung des 1913/14 erweiterten Fagus-Werk verzögerte sich durch
den I. Weltkrieg. Ab 1919 begann das Büro von Walter Gropius unter Hinzuziehung
der Bauhaus-Werkstätten mit Entwurf und Herstellung des Interieurs. Besondere
Hervorhebung gilt dem Vestibül im Haupttreppenhaus, das 1922/23 ausgeführt
wurde. Hier, wie im Bürotrakt des 1. Obergeschosses, kommt ein Prototyp der
sogenannten Bauhaus-Klinke zur Ausführung, die Gropius und Meyer 1922
entwickelten. Desweiteren statten sie den Eingangsbereich wie auch die Flure mit
den typischen kastenförmigen Lampen aus, die sie dann 1923 auch im Haus am
Horn in Weimar verwenden werden. Besondere Beachtung gilt auch der Möblierung
des Hauptgebäudes. Gropius und Meyer entwerfen verschiedene Sitzmöbel - Sessel
und Tische für den Besucherbereich und das Konferenzzimmer oder Bänke in den
Fluren -, die zum Teil immer noch in originaler Benutzung oder im Museum des
Fagus-Werks ausgestellt sind. Mit der Ausstattung des Fagus-Werks fand die von

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