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Kimpflinger, Wolfgang; Neß, Wolfgang; Zittlau, Reiner; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das Fagus-Werk in Alfeld als Weltkulturerbe der UNESCO: Dokumentation des Antragsverfahrens — [Hannover]: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 39.2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.51160#0176
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Anhang

1910 bis 1925 das Büro von Gropius maßgeblich beschäftigende Arbeit für Carl
Benscheidt und sein Unternehmen ein Ende.
Das Fagus-Werk heute
Im Jahr 1975 übernahmen die Brüder Gerd und Ernst Greten, Urenkel des
Firmengründers Carl Benscheidt, die Leitung des Fagus-Werks. Ab den frühen
1980er Jahren begannen sie mit der Sanierung des berühmten, aber in die Jahre
gekommenen Fabrikkomplexes. Bemerkenswert erscheint mir hierbei das Vorgehen:
In Expertengesprächen und Diskussionsrunden öffneten sie den mit dem Landesamt
für Denkmalpflege eng abgestimmten Entscheidungsprozeß für die interessierte und
aufmerksam daran teilnehmende Fachöffentlichkeit. Fast 20 Jahre dauerte der
abschnittsweise und bei vollem Werksbetrieb erfolgte Prozess der Ertüchtigung. Zur
gleichen Zeit setzte die Umstellung vom traditionellen Material des Buchenholzes auf
Kunststoff für die Fabrikation der Schuhleisten ein. Damit wurden große Bereiche der
Fabrik wie die Sägerei, das große Lagerhaus, die Trockenkammern, der
Spänebunker sowie die Anlieferung über die Bahntrasse samt der Gleiswaage
funktionslos. Dieser Entwicklung vorausgegangen war bereits die Stilllegung des
Maschinen- und Kesselhauses und damit auch der hohe, für das Erscheinungsbild
des Fagus-Werks so wichtige Schornstein.
Der Sanierungs- und Transformationsprozess war zum Zeitpunkt der Expo Hannover
2000 - das Fagus-Werk nahm als dezentraler Ort an der Weltausstellung teil -
weitestgehend abgeschlossen. Die obsolet gewordenen Bauten erhielten neue
Funktionen, z.B. wird das Maschinenhaus als Werkskantine und Cafeteria genutzt.
Vor allem aber das große Lagerhaus wurde mit neuem Leben gefüllt: hier entstand
über vier Stockwerke verteilt eine professionell konzeptionierte und informativ
präsentierte Ausstellung zur Geschichte des Fagus-Werks, zu seinem Gründer,
seiner wegweisenden Architektur, seinen Architekten sowie eine Kulturgeschichte
des Schuhleistens und der Schuhmode. Im Keller des Lagerhauses finden kleinere
Wechselausstellungen statt und in den Produktionshallen werden abends oder an
Wochenenden auch Konzerte gegeben. Die Leitung des Fagus-Werks hat damit
nicht nur einer Fachöffentlichkeit das Fabrikareal und seine Gebäude geöffnet,

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