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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Mühlen in Niedersachsen und Bremen — Petersberg: Imhof, Heft 40.2013

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Mühlenbestand in den Gemeinden (alphabetisches Register)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51161#0037
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Landkreis Diepholz

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Twistringen, Stadt
Twistringen, seit der Gebietsreform im Jahre 1974
Stadt, umfasst die Ortsteile Abbenhausen, Altenmar-
horst, Heiligenloh, Mörsen, Natenstedt, Rüssen, Stelle
und Twistringen (TK 50 L 3116, L 3117, L 3317, L
3318). Die Ortslage von Twistringen liegt auf einer
mittleren Höhe von 55 m ü. N. N. in der Wildeshauser
Geest auf einer Wasserscheide. Dort entspringt die
Delme, die auf der Wasserscheide zuerst nach Osten
und dann nach Norden über Harpstedt und Delmen-
horst mit einem Gesamtgefälle von circa 50 m zur
Ochtum fließt. Delme und Rote Riede strömen im glei-
chen Niederungsraum. Die Rote Riede läuft jedoch
nach Süden und mündet als Kuhbach in die Kleine
Aue und diese in die Große Aue. Die Heiligenloher
Beeke und ihre Zuflüsse entspringen auf einer Höhe
von 42 m ü. N. N. südwestlich der Ortslage von Twis-
tringen bei Mörsen.1 Sie fließt allerdings nach Westen
und mündet bei einer Höhe von 27 m ü. N. N. kurz
hinter der Essemühle in die Hunte. All diese Bäche
sind noch bzw. waren Mühlenbäche. Durch Twistrin-
gen führt die ehemalige Poststraße Osnabrück-
Bremen (B 51). Die Stadt besaß ehemals eine bedeu-
tende strohverarbeitende Industrie (Strohhüte, Trink-
halme, Flaschenhüllen).
In Twistringen, das 1250 erstmals urkundlich erwähnt
wurde, überlagerten sich die Einflusszonen der
Bischöfe von Münster und der Grafen von Hoya.
Die Urmesstischblätter von 1897/1900 Nr. 3117,
3118, 3217 und 3218 verzeichnen Wassermühlen an
der Delme in Abbenhausen, in Köbbinghausen/
Hohnhoiz sowie an der Heiligenloher Beeke in Heili-
genloh (2) und Rüssen (2). Windmühlen sind darge-
stellt in Abbenhausen/Brümsen, Heiligenloh, Neuen-
marhorst, Rüssen und Twistringen (2). Nur die Esse-
mühle in Rüssen ist noch als Mühle vorhanden und
zum Teil betriebsfähig. Alle anderen Mühlen sind ver-
schwunden, umgenutzt bzw. nur noch in Resten vor-
handen.
Darüber hinaus gab es eine Reihe von Motormühlen,
zum Teil, wie in Heiligenloh, im Zusammenhang mit
Schnapsbrennereien oder, wie in Twistringen, verbun-
den mit einer Molkerei (1891). Die strohverarbeitende
Fabrik Meyer, später Meyer-Lüters, erweiterte sich
zum Ende des 19. Jahrhunderts um eine Getreide-
und Sägemühle, eine Knochenmühle und später um
eine Molkerei. Um 1896 ergänzte der Betrieb Monker
seine Strohverarbeitung um eine Dampfhäckselei und
Kornmühle. Die anderen Motormühlen entstanden
größtenteils um 1910: die Nobismühle in Brümsen
1909 mit Dieselmotor; in Neuenmarhorst die Mühle
von Meyer 1906 mit Benzolmotor; 1912 in Borwede
die Nesemann'sche Mühle mit Dieselmotor und
Stromerzeugung; 1910 in Scharrendorf die Mühle
Knickmann mit Dieselmotor; 1912 Strahmanns Mühle
in Scharrendorf mit zwei Schrotgängen, zwei

Feinmahlgängen und Getreidesilo, angetrieben von
einer Generatorgasanlage, die auch Strom erzeugte;
um 1912 in Mörsen die Mühle von Nobis mit Dampf-
maschine {32}.
Eine Karte der Kirchspiele Goldenstedt, Twistringen
und Colnrade des Jahres 1711 lässt südlich der Orts-
lage von Twistringen auf freiem Feld dicht beieinander
zwei Bockwindmühlen erkennen, die Standorte der
Kramer-Mühle und der Tauke-Mühle, die auch Mane-
cke {33} 1798 erwähnt. Eine führte den Erbzins an
den Priester ab, die andere an das Amt Vechta.
Eine Bockwindmühle aus Twistringen ist nach Du-
densen, Landkreis Hannover, versetzt worden. Der
dortige Müller Ahrbecker hatte Probleme mit seiner
Wassermühle und wollte auf Windkraft umsteigen.
So kaufte er einem Müller in Twistringen, der sich eine
Holländermühle bauen lassen wollte, die damals
schon alte Bockwindmühle ab.2 Nach Otto Bach {32}
soll dieser Mühlentransfer vor 1851 stattgefunden ha-
ben. In Dudensen steht die Mühle noch, inzwischen
gut instand gesetzt und betriebsbereit. Bereits 1830
hat sich der Mühlen- und Brennereibesitzer Lüning
aus Sulingen (siehe dort) aus der Twistringer Gegend
eine Bockwindmühle organisiert, um sie an der Gose-
wehr in Sulingen wieder aufzubauen. Sie stand dort
bis 1937.
1 NLWK Sulingen.
2 Klaus Hespe, Dudenser Mühlenverein e. V.: Bockwind-
mühle Dudensen, Dudensen, o. J.
Wagenfeld, Gemeinde
Die Ortslage von Wagenfeld (TK 50 Nr. 3516-Rahden)
liegt wie eine Insel inmitten von Mooren an den
Fernverbindungen zwischen Diepholz und Rahden
sowie Diepholz und Minden (B 239, L 343). Von Nord-
westen schiebt sich eine Sanddüne, mit ihrer höchs-
ten Erhebung, dem Kellenberg, circa 40 m über dem
Niveau der Moore, fast an den Ortskern heran. Die
politische Gemeinde Wagenfeld umfasst die Ortsteile
Bockei, Butzendorf, Hespeloh, Ströhen, Oberauerort
und Wagenfeld.
Die Karte der Königlich-Preußischen Landesaufnahme
von 1897/99 Nr. 3417-Wagenfeld und Nr. 3418-
Ströhen verzeichnet zehn Windmühlen, eine am Fuß
des Bockeier Bergs, zwei, nur 500 m voneinander ent-
fernt, in Bockel/Auburg, eine weitere in Neustadt,
eine in Förlingen, zwei in Hasslingen, eine Entwässe-
rungswindmühle an der jetzigen K 26 nach Rahden
im Fünfhorstener Moor sowie in Ströhen eine Bock-
wind- und eine Holländermühle.
Urkundliche Erwähnungen von Mühlen {22}: In Au-
burg wird 1560 eine Windmühle als „zum Hause
Auburgk gehörig" genannt. Diese wurde 1715 erneu-
ert und 1846 abgerissen. In einer Grenzbeschreibung
 
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