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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Mühlen in Niedersachsen und Bremen — Petersberg: Imhof, Heft 40.2013

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Mühlenbestand in den Gemeinden (alphabetisches Register)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51161#0071
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Landkreis Diepholz

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„2 Korn-, 1 Weitzen-Gange, Oel- und Walkemüh-
le...". 1857 wurde sie in einem Gutachten {34} folgen-
dermaßen beschrieben: zwei unterschlächtige Räder,
oberes Rad Durchmesser 19 Fuß, 4 Zoll (circa 5,65 m);
unteres Rad Durchmesser 19 Fuß, 8 Zoll (circa 5,75 m)
(die beiden Räder werden also in einem Gerinne ge-
führt worden sein); ein Roggengang, Durchmesser 5
Fuß, 6 Zoll (circa 1,60 m); ein Beutelgang, Durchmes-
ser 5 Fuß, 2 Zoll (circa 1,51 m); Stehende Vorgelege.
Eine Radierung des bekannten Osnabrücker Malers
Franz Hecker aus dem Jahre 1920,2 vermutlich nach
einer fotografischen Vorlage des Osnabrücker
Fotografen Lichtenberg angefertigt, zeigt den auf
einem Pfahlrost stehenden und sich im Wasser des
Mühlenweihers spiegelnden Fachwerkbau mit gro-
ßem unterschlächtigem Rad unter alten Bäumen.
Die Ölmühle soll schon im Jahr 1570 existiert haben.
Das Ende der 1950er Jahre abgerissene Gebäude
stammte aus dem Jahre 1763. Als letzter Rest existiert
noch der große Bodenstein („Herd") des Kollergangs.
Die bis etwa 1950 betriebene Sägemühle ist 1866 von
Carl Friedrich Stute, seit 1841 Besitzer der Henge-
mühle, erbaut worden. Gutzeit3 führt eine ausführli-
che Genealogie der Hengelmüller und Besitzer der
Hengemühle an, die auch zu anderen Mühlen, zum
Beispiel der Windmühle in St. Hülfe (siehe dort) Be-
ziehungen hatten. Ein denkmalgeschützter zweige-
schossiger schöner Speicher aus der Mitte des 18.
Jahrhunderts enthält noch eine eingängige Motor-
mühle. Antriebsaggregat ist im Erdgeschoss ein 11-
PS-Elektromotor für einen Steinmahlgang im Ober-
geschoss, verbunden durch einen kurzen Riementrieb
und ein formschlüssiges, gusseisernes Winkelgetriebe
mit integriertem Lichtwerk (vergleiche Windmühle
Mösloh). Eine Welle durch die Außenwand ist ein
Hinweis auf von dort aus angetriebene landwirt-
schaftliche Arbeitsmaschinen.
1 Gutzeit, Emil Johannes: Die Hengemühle, in: Heimatblät-
ter. 12. Nr. 3 v. 17.08.1964, S. 18-22.
2 Hamm, Ulrike: Franz Hecker, Die Druckgraphik, Osnabrück
1980, S. 139.
3 Wie Anm. 1.
Diepholz-Sankt Hülfe
Mühlenweg 1
Ehemalige Grelle'sche Mühle (Mühle Helmsmüller)
Die Berichte von Lohmeyer und Dehlfing1 enthüllen
eine der spannendsten Mühlengeschichten und eine
Geschichte über mutiges Unternehmertum zu Beginn
der Industrialisierung. Mitte des 18. Jahrhunderts gab
es am Standort der Grelle'schen Mühle eine Graupen-
mühle (wahrscheinlich eine Bockwindmühle). Sie ge-
hörte einem gewissen Schuhmacher, gen. Knüpling,
der 1775 vom Königlichen Amt in Hannover die


Diepholz-Hengemühle, Speicher mit Motormühle, Vorgelege

Konzession zur Einrichtung einer Schnupftabaksmüh-
le erhielt, diese aber nicht ausnutzte. Das tat dann
Friedrich Wilhelm Schröder, der das Gesuch um die
Konzession zur Anlage einer Ölmühle erweiterte, die
1781 erteilt wurde. Dieser Schröder stammte aus dem
preußischen Rahden. Er flüchtete vor den Werbern für
das Militär nach Holland, begründete dort eine
Schreibfedernproduktion, die er 1772 nach St. Hülfe
transferierte, nachdem er dort in eine Hofstelle einge-
heiratet hatte, die der Anerbin, einer Schwester des
Knüpling, gehörte. Der Mühlenbau war 1784 fertig-
gestellt, errichtet als Kappenwindmühle von einem
holländischen Mühlenbaumeister, den Schröder mit-
gebracht hatte.
Einem Bericht aus der Zeit zufolge besaß die Ölmühle
einen Kollergang mit einem gewaltigen „Herd" (Bo-
denstein), Durchmesser 9 Fuß und 8 Zoll (circa
2,83 m), Dicke 1 Fuß und 8 Zoll (circa 0,49 m).
Schröder hatte sich den Herd und die Kollersteine aus
Brüssel kommen lassen. Die Graupenmühle hatte
zwei Gänge. Die Ölmühlenkonzession war allerdings
an die Auflage gebunden, keine inländischen Ölsa-
men zu verarbeiten und das Endprodukt auch nicht
im Inland, das heißt in Hannover, zu verkaufen.
 
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